Siebenpfahl (German Edition)
ließ
Siebenpfahl Magier Antonius zu sich rufen, der soeben mit einer Kerze in der
Hand das Zimmer betrat.
»Sei gegrüßt, Antonius«, trat ihm Siebenpfahl mit gespielter
Freundlichkeit entgegen und bot ihm einen Stuhl an.
Als sie Platz genommen hatten und Siebenpfahl den Wein eingegossen
hatte, blickte Siebenpfahl Antonius sorgenvoll an. »Danke, dass du so schnell
gekommen bist … ich würde gerne über etwas Wichtiges mit dir reden.«
Antonius nickte.»So soll es sein!«
Nachdem sie sich zugeprostet und Wein getrunken hatten, kam
Siebenpfahl auf den Grund zu sprechen, »Du wirst dir sicherlich denken können,
warum ich dich hergebeten habe?«, fragte er.
»Ich habe eine Vermutung», erwiderte Antonius.
Siebenpfahl fuhr fort: »Ich möchte dich bitten, mir morgen während
unserer Versammlung deine Zustimmung zu gewähren, sodass wir das ewige Leben
erlangen können.
»Und wie hast du dir das gedacht?«, wollte Antonius wissen.
»Nun, ich muss nur an das Buch der Zauberpulver gelangen und es in
meinen Besitz bringen, dann stehen uns alle Türen und Tore offen, unser Ziel zu
erreichen.«
»Du sprichst von unserem Ziel, obwohl es meines nicht ist!«,
bekundete Antonius weiterhin seine Ablehnung.
Siebenpfahl tat überrascht. Er spürte Wut in sich aufsteigen, die
er aber unter Kontrolle hielt. Er würde erst dann Maßnahmen gegen Antonius
ergreifen, wenn dieser nicht mehr mit Worten zu besänftigen war. »Wenn ich dich
richtig verstehe, Antonius, so wirst du mir deine Zustimmung verweigern?«
»So wird es sein!«, antwortete Antonius mit fester und entschlossener
Stimme.
»Nenne mir den Grund!«
»Weil ich dein Handeln als egoistisch und gegen Gott gerichtet
ansehe.«
»Wir schaden doch niemandem damit.«Siebenpfahl konnte die
Gedanken von Antonius erahnen und fügte schnell hinzu: »Menschen, die nicht geboren
werden, betrügt man nicht ihres Lebens! Die aber, die leben, sind froh, es nie
zu verlieren!«
Antonius überlegte. Eigentlich hatte Siebenpfahl Recht. »Du gibst mir
dein Wort, dass niemand darunter leiden muss?«
»Du hast mein Wort darauf!«
»Und Pseudus?«
»Pseudus kann es nicht verhindern!«
»Aber er ist dagegen. So wie alle vom Kreis der Toten Magier.«
»Sie sind tot und deshalb dagegen. Glaube mir, sie neiden uns das
ewige Leben. Würden sie leben, so würden auch sie dafür stimmen.« Siebenpfahl
hoffte, dass Antonius einwilligen würde und ließ ihm ein wenig Zeit zum
Nachdenken. Er beobachtete derweil dessen Gesichtszüge und war sich sicher, die
richtigen Worte gefunden zu haben.
Nach einer Weile erhob sich Antonius. »So werde ich dir zustimmen!«
Ohne ein weiteres Wort verließ er das Zimmer.
Erleichterung stand Siebenpfahl ins Gesicht geschrieben, denn
hätte er Antonius töten müssen, so wäre bei den anderen Magiern bestimmt die
ein oder andere Frage aufgekommen. Auch Antonius würde nun morgen nach der
Versammlung seinen Schlüssel in das Schloss stecken, um in das Reich der Toten
Magier zu gelangen.
Montag, 12. Juli 1507
*
C hristopher und Marcel waren bereits mit Beginn der Morgendämmerung
wach geworden. Rings um sie herum lagen alle anderen und schliefen noch tief. »Heute
entscheidet sich alles«, flüsterte Christopher.
Marcel rieb sich die Augen. »Ja, heute wird sich zeigen, ob wir
überhaupt eine kleine Chance haben werden. Mir ist ganz mulmig.«
Christopher seufzte laut. Er hatte die Arme angewinkelt und die Hände
hinter den Kopf gelegt und blickte zur Decke. »Was, wenn es endet und wir
niemals mehr zurückkehren können?«, fragte er, doch Marcel blieb ihm die
Antwort schuldig.
Da erwachte Conrad. Er streckte die Hände nach oben und gähnte.
Als er sich umsah, stellte er fest, dass Christopher und Marcel ihn beobachteten.
»Ihr seid schon wach?«, gab er gähnend von sich und setzte sich auf.
»Schon eine ganze Weile«, antwortete Christopher. »Wir machen uns
Gedanken darüber, wie wohl alles ausgehen wird.«
»Verstehe!« Conrad fuhr sich durchs Haar. »Heute wird eine Entscheidung
darüber fallen, ob ihr jemals wieder in eure Zeit zurückkehren könnt.
Margret, die ebenfalls kurz zuvor wach geworden war, hatte die
Unterhaltung mitverfolgt. Sie drehte sich auf die Seite, wobei sie sich auf den
Unterarm stützte. »Ich bin froh, wenn wir den Tag hinter uns haben und alles so
gekommen ist, wie wir es uns wünschen. Gott, hilf uns dabei.«
Marcel runzelte die Stirn. »Wir haben zwar eine Idee«, meinte er. »Doch
muss sie erst einmal
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