Siebenpfahl (German Edition)
Dessen
Zustand hatte sich erheblich gebessert, denn das Fieber war nun fast
verschwunden. Margret hatte Caspar in der Nacht mit einer weiteren Decke
zugedeckt, da es für die Jahreszeit eine ungewöhnlich kalte Nacht gewesen war.
»Wir gehen zum Kaplan und besprechen alles Weitere mit ihm«, verabschiedete
sich Conrad von Margret, dann verließen er und die Jungen die Unterkunft.
Als der Kaplan die Tür öffnete, blickte er die Jungen überrascht
an. »Wo ist Conrad?«, fragte er.
»Der holt Johann und Eberhard«, antwortete Marcel. »Er meint, wir
könnten jetzt jeden Mann gebrauchen.«
»Da hat er wohl Recht«, pflichtete der Kaplan bei und ließ sie eintreten.
Sie hatten gerade Platz genommen, da hielt es Pascal schon nicht mehr
aus. »Was werden die wohl auf der Burg Rodenstein mit Leon machen?«, wandte er
sich an den Kaplan.
»Er ist noch ein halbes Kind und ich denke nicht, dass sie ihm
etwas antun werden!« Der Kaplan versuchte die Situation herunterzuspielen, doch
wäre ihm wohler gewesen, es mit Sicherheit sagen zu können.
Endlich kamen Conrad, Johann und Eberhard, sodass die Runde
vollzählig war.
»Wir müssen schnell handeln!«, eröffnete der Kaplan die
Versammlung, wobei ihm die Nervosität deutlich anzumerken war. »Wir haben bei
Gott nicht mehr viel Zeit und es müsste ein Wunder geschehen … sollte es uns doch
noch gelingen!«
»Wo befindet sich eigentlich die Höhle?«, fragte Eberhard.
»Wenn ich das nur wüsste!«, entgegnete der Kaplan und richtete
seinen Blick auf Marcel. »Hast du das auch in Erfahrung bringen können?«
Marcel dachte nach. »Es war nur die Rede von einer Wiese vor einem
steilen Wald. Das sagte zumindest die Stimme aus dem Stein.«
»Jetzt wissen wir es ja genau!«, zischte Pascal gereizt.
Marcel bedachte Pascal mit einem nachsichtigen Blick. »Wenn es
doch bei den Magiern sonst nichts zu hören gab …«
Pascal schaute beschämt zu Boden. Er wusste, dass er Marcel keinen
Vorwurf machen durfte, und bereute sein Aufbrausen sogleich.
»Ich hatte heute Nacht einen seltsamen Traum«, erzählte der
Kaplan. »Ich stand auf einer Wiese, die an einen steilen Wald anschloss. Eine
Stimme rief mich und forderte mich auf, durch ein Gebüsch zu gehen … doch als
ich hindurchgehen wollte, wachte ich auf.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
»Ich kenne eine Wiese, an die sich ein steiler Wald anschließt«, warf
Bäcker Eberhard aufgeregt ein. »Sie liegt hinter Winterkasten in Richtung
Reichelsheim. Die Leute erzählen sich, dass dort besonders stark wachsende
Büsche gedeihen und es sogar manchmal spuken soll.«
»Dann dürfen wir keine Zeit verlieren!«, drängte der Kaplan. »Wir sollten
uns sofort auf den Weg machen und währenddessen besprechen, mit welcher List
wir ihnen dort mit dem Buch der Zauberpulver entkommen können. Johann,
bitte hole mein Gespann!«
Der Kaplan nahm eines der Bücher aus dem Regal und sie begaben
sich auf den Weg.
Kurze Zeit später verließen sie Lindenfels … genau zur gleichen
Zeit, als sich Siebenpfahls Ritter um die Wiese herum im Wald versteckten …
*
L eon war soeben wach geworden. Er hatte auf dem harten und kalten
Boden geschlafen, wovon ihm nun die Knochen schmerzten. Auch hatte er in der
Nacht fürchterlich gefroren. Er rieb sich die Hände und dachte an den gestrigen
Abend: Hätte er besser aufgepasst, so wäre ihm das alles erspart geblieben! Im Nachhinein
betrachtet war es sowieso ein Himmelfahrtskommando gewesen, in eine gut
bewachte Burg einzudringen, um einen Kreis von Magiern zu belauschen.
Sein Handy fiel ihm ein, doch gerade als er es unter seinem Hosenbein
hervorholen wollte, wurde die Tür geöffnet und er zog die Hände schnell wieder
zurück.
Zwei Wachmänner betraten den Kerker. Einer trug einen Becher Wasser
und etwas trockenes Brot. »Hier, nimm, wer weiß, wie lange du noch essen kannst«,
sprach er, worauf beide zu lachen begannen.
Leon rollte die Augen. »Wirklich nicht lustig!«, beschwerte er
sich. Doch das hätte er sich lieber verkneifen sollen. Er hatte damit den anderen
Wachmann so sehr verärgert, dass der ihn lautstark anfuhr und zu Boden schubste.
Leon schrie entrüstet auf, doch dann schwieg er – die Blicke des
Mannes rieten es ihm.
Der Wachmann, der den Becher und das Brot in Händen hielt, stellte
beides auf dem Boden ab, dann verließen sie den Kerker.
Siebenpfahl und Krummhold weilten im Versammlungsraum. Sie waren
nervös geworden. »Ich hoffe, der geflüchtete
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