Siebenpfahl (German Edition)
dieses Buch«, rief er. »Lass es
niemals in die Hände von Menschen geraten, die Böses im Schilde führen, denn es
hätte verheerende Folgen für das Gleichgewicht der Erde!«
Der Kaplan ergriff das Buch mit beiden Händen, während er den
Wächter weiterhin aufmerksam betrachtete. »Was soll ich nun damit machen?«
»Tue … was zu tun ist!«
Der Kaplan war irritiert. Warum hatte ihm der Wächter keine weiteren
Anweisungen oder Hilfestellungen gegeben und war nun verschwunden? Woher sollte
er nun wissen, was zu tun ist? Er klappte das Buch auf, da konnte er die
Antwort bereits erkennen. Er verließ die Höhle und tat das, was er mit den
Jungen vereinbart hatte.
Siebenpfahls Männer hatten bereits auf ihren Pferden gewartet und beobachteten,
wie der Kaplan aus dem Gebüsch hervorkam und auf den Kutschbock kletterte. Er
hielt – das war deutlich für sie zu erkennen – ein Buch in der Hand. Nachdem er
einen kleinen Kreis gefahren war und sich in die Richtung entfernte, aus der er
gekommen war, spornten sie ihre Pferde an und folgten ihm über die Wiese hinweg.
Nach etwa fünfhundert Metern hatten sie ihn eingeholt und stoppten sein Gespann.
Der Kaplan sprach kein Wort, er blickte vom einen zum anderen und
schien abzuwarten, was nun geschehen würde. Angst hatte er keine, doch war er
vorsichtig genug, nichts Falsches zu sagen.
»Entschuldigt, Kaplan, wir wollen nur das Buch, das Ihr bei Euch habt!«
Dem Ritter, der gesprochen hatte, war es offensichtlich nicht wohl in seiner
Haut, denn immerhin hatte er einen Vertreter der Kirche vor sich.
Zwar bemerkte es der Kaplan, doch wusste er auch, dass die Ritter ihren
Befehl auszuführen hatten. Er versuchte es dennoch. »Das Buch gehört mir und
ich wüsste nicht, warum ich es euch geben sollte!«, verweigerte er die Herausgabe.
Die Ritter warfen sich fragende Blicke zu. »Gebt es uns … und Euch
wird nichts geschehen!«, zischte der Anführer während er sein Schwert zog und sein
Pferd neben die Kutsche trieb.
»Ihr wagt es, einen Diener Gottes mit dem Schwert zu bedrohen?«,
stieß der Kaplan überrascht hervor.
»Tut, was ich Euch gesagt habe, dann soll es gut sein«, gab der
Anführer nun schon um einiges schärfer zurück.
»Und was wollt ihr tun, wenn ich mich weigere?«
Der Ritter hob sein Schwert und zeigte damit unmissverständlich
an, dass er zuschlagen würde, sollte der Kaplan nicht nachgeben.
*
L eon war sich nicht sicher, ob sich der Kerker, in dem er gefangen gehalten
wurde, an der Außenwand der Burg befand. Vorsorglich stellte er das Handy auf
Bluetooth, womit er seinen Freunden die Möglichkeit gab, Kontakt mit ihm
aufzunehmen.
Als er hörte, wie der Riegel an der Tür zurückgeschoben wurde, steckte
er schnell das Handy in seinen Strumpf und legte sorgfältig das Hosenbein darüber.
Abwartend blickte er zur Tür.
Siebenpfahl und Krummhold kamen herein. Siebenpfahl hatte eine Fackel
in der Hand und schaute ihn an. »Na, junger Mann!«, sprach er ironisch. »Ich
hoffe, du hast gut geschlafen?«
Leon konnte deutlich den Spott aus Siebenpfahls Stimme hören und
bedachte ihn mit einem bösen Blick. »Als ob Ihr Euch darüber freuen würdet!«,
gab er zurück.
Siebenpfahls Miene wurde ernst, »Wie bist du auf die Burg gekommen?«,
fragte er.
»Das sage ich Euch nicht!«
»Du willst es nicht sagen?« Siebenpfahl verzog die Mundwinkel zu
einem Grinsen. »Dann werden wir ein wenig nachhelfen müssen!«
Leon musste schlucken. Er konnte sich denken, was auf ihn zukommen
würde, und das machte ihm Angst. »Wir sind über die Burgmauer geklettert«, log er.
Siebenpfahls Grinsen verschwand augenblicklich. Er ging um Leon herum,
der sich mittlerweile erhoben hatte und etwa in der Mitte des Kerkers stand. »Du
willst mich wohl zum Narren halten!«, zischte Siebenpfahl und hielt die Fackel noch
näher vor Leons Gesicht, der erschrocken zurückwich. »Sage mir die Wahrheit,
oder du wirst es bereuen!«
»Das ist die Wahrheit!«, log Leon erneut. »Seht im Heuschuppen
nach. Dort liegt das Seil, mit dem wir reingekommen sind.«
Siebenpfahl war nun sichtlich verärgert. »Erstens sind Wachen da,
und zweitens kann man mit einem Seil nur dann hereinkommen, wenn man innerhalb
der Burg einen Helfer hat. Hattet ihr einen?«
Nach einer kurzen Weile, in der Leon verzweifelt nach einer Antwort
gesucht hatte, fuhr Siebenpfahl fort. »Ihr braucht keine Hoffnungen zu hegen, den
Zeitsprung noch rückgängig machen zu können! Findet euch damit ab,
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