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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Jubel begrüßt, der die Wände des Schachts erzittern ließ.
    Jack war froh, in dem Metallkäfig hochrasseln zu können, der mit einem Flaschenzugsystem betrieben wurde, und den schneebedeckten Erdboden zu betreten. Das Tageslicht war gedämpft, fast ausgelöscht durch dunkle Wolken, doch es war da, und nach der langen Zeit unter der Erde ergötzte Jack sich daran.
    Alle außer Ben Williams und Jack eilten geradewegs zum Brimstone Saloon. Ben wollte zu seiner Familie zurückkehren, vielleicht einen zusätzlichen Aushilfsjob ergattern, und Jack - nun, er gehörte eigentlich nirgendwohin, aber er war dankbar, einfach den Himmel zu betrachten und frische Luft zu atmen.
    Er überraschte Miss Olivia, das war offenkundig, als er ohne Vorwarnung in ihrer Küche auftauchte. Sie war gerade erst aus dem großen kupfernen Badezuber gestiegen, und ihr frisch gewaschenes Haar fiel in Strähnen und Löckchen fast bis zu ihren Hüften. Glücklicherweise - oder unglücklicherweise, je nach Einschätzung der Situation - hatte sie es geschafft, ihren Morgenmantel aus rosa und weißem Flanell überzustreifen, aber sie war nicht nur nackt darunter, sondern auch nass.
    Jacks Mund wurde trocken, und er war sprachlos und nicht in der Lage, sich zurückzuziehen oder näher zu treten.
    »Was tun Sie hier?«, fragte Olivia. Ihre Wangen röteten sich, und ihre wunderschönen Augen blitzten vor Empörung - und auch vor etwas anderem, vor etwas, das ihr Herz schneller schlagen ließ.
    Er räusperte sich. »Ich glaube, ich wohne hier«, antwortete er.
    Sie starrte ihn an, zog den Morgenmantel enger um ihren Busen zusammen, was nur dazu diente, die schlanke, aber sehr weibliche Gestalt darunter zu betonen. »Sie wissen sehr genau, was ich meine. Sie sollten erst in einigen Stunden aus der Mine zurück sein.« Ihre Augen nahmen einen besorgten Ausdruck an. »Sie haben den Job doch nicht verloren, oder?«
    Er erinnerte sich schließlich an seine Manieren und drehte ihr den Rücken zu. »Nein, Ma'am. Wir stießen heute auf eine neue Silberader, und Mr Hargreaves war so glücklich darüber, dass er uns allen freigab. Ich nehme an, ich hätte mit den anderen rüber in den Brimstone Saloon gehen und dort eine Weile trinken sollen.«
    »Das sieht Mr Hargreaves ähnlich, sich seine Löhne von diesen irregeleiteten Männern gleich wiederzuholen, indem er sie mit Whisky und Bier abfüllt.« Sie klang übel gelaunt, und er spürte, dass sie fliehen wollte. Er fragte sich, warum sie das nicht bereits getan hatte, doch die Gedankengänge einer Frau waren wie die Wege Gottes schwer zu ergründen. Nach seiner Erfahrung ging mehr als die Hälfte dessen, was Frauen sagten und taten, über das Begriffsvermögen eines durchschnittlichen Mannes hinaus; und wann immer er es wagte zu raten, lag er daneben.
    »Ich werde einfach den Abwasch machen«, sagte er diplomatisch.
    Sie erwiderte nichts außer einem kaum hörbaren Laut, der wie »Hm-hm«, klang, und dann hörte er sie die hintere Treppe hinaufeilen.
    Er nahm die Kaffeekanne vom Regal, ging damit zum Spülbecken, pumpte Wasser hinein und grinste dabei die ganze Zeit vor sich hin. Während der Kaffee kochte, trug er den Badezuber in den Hof hinauf und kippte das Wasser auf den gefrorenen Boden.
    Es begann wieder zu schneien, mit Flocken, die dick wie Hühnerfedern waren, und zum ersten Mal seit langer Zeit empfand er wieder die Freude, die er an solchen Tagen als Junge empfunden hatte. Das Schlittenfahren würde Spaß machen, wenn das Wetter so blieb, doch die nächsten Hügel waren weit entfernt.
    Vor sich hin pfeifend, trug er den Zuber ins Haus, stellte ihn in die Mitte der Küche und begann, weiteres Wasser zu pumpen.
     
    Olivia saß an ihrem Toilettentisch, den mit Silber einge-fassten Kamm in einer Hand, und lauschte den Geräuschen aus der Küche. Sie war fast davon überzeugt, dass Mr McLaughlin ein Bad nahm, mitten am Nachmittag, wenn jeder, wirklich jeder, durch die Hintertür eintreten und ihn splitternackt erwischen konnte.
    Es war skandalös.
    Sie wagte es, sich im Spiegel in die Augen zu sehen. Fast wäre sie selbst nackt erwischt worden, aber das war etwas anderes. Dies war ihr Haus, und es war ja nicht so, als könne sie am Abend baden, wenn Mr McLaughlin immer irgendwo in der Nähe war. Oh, sie hätte vielleicht die richtige Intimsphäre in ihrem Zimmer gefunden, aber es war einfach zu beschwerlich, das Wasser nach oben zu tragen, geschweige denn den Badezuber. Ihn nach dem Bad zu leeren, wäre

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