Sieg der Leidenschaft
zuschauen, wenn Menschen verbrennen - selbst wenn es Feinde sind. Außerdem habe ich schon eine Frau in diesem unseligen Krieg verloren - eine sinnlose Tragödie. So wahr mir Gott helfe und falls es in meiner Macht steht - Tia soll diesem Blutvergießen nicht zum Opfer fallen.«
»Natürlich sorgst du dich vor allem um deine Frau. Aber dein Mitgefühl mit deinem Feind blieb nicht unbemerkt und es wird gewürdigt. Demnächst soll ein Gefangenenaustausch stattfinden. Einige Yankees, die du aus dem Feuer gerettet hast, drängen auf deine Freilassung. Wenn ich richtig informiert bin, bekommen wir zwei Colonels und einen Lieutenant für dich.«
»Oh, ich bin geschmeichelt. Weißt du, wann es so weit ist?«
»Nein, leider nicht«, entgegnete Brent. »Momentan fließt das Blut bei Cold Harbor - sogar in Strömen. Die Unionsarmee ist acht Meilen von Richmond entfernt. Aber du weißt ja, wie gut sich Lees Truppen verschanzen können. Vielleicht ...« Als er Tia entdeckte, verstummte er.
Reglos stand sie auf dem Gipfel eines kleinen Hügels in der Nähe des Teichs. Auch Taylor hatte sie gesehen und er spürte, wie sich sein Herz zusammenkrampfte. Eine Zeit lang erwiderte sie seinen Blick, dann eilte sie den Hang herab.
Brent winkte ihr lächelnd zu. »Dass sie so schnell hierher kommt, hatte ich nicht erwartet. Nun lasse ich euch beide allein.«
Inzwischen hatte Tia das Ufer erreicht. »Du musst nicht davonlaufen, Brent.«
»Genau das habe ich vor, liebe Kusine. Ich warte im Haus auf euch.«
Ohne ein weiteres Wort stieg er die Böschung hinauf. Tia war stehen geblieben, ein paar Schritte von Taylor entfernt. Verdammt, sie war seine Frau. Wenn ihn die Rebellen auch gefangen hielten - sie standen da drüben am Zaun und schauten diskret in die andere Richtung. Bei der letzten Begegnung hatten Tia und Taylor dem Tod ins Auge geblickt. Hier wurden sie von milder Abendluft umgeben. Jetzt müsste sie zu ihm laufen und in seine Arme sinken. Beide lebten noch. Und sie sahen sich nach so langer Zeit endlich wieder.
Irgendwie erschien sie ihm ernster und ruhiger -nicht mehr so mutwillig und temperamentvoll, sehr schön und gertenschlank in einem schlichten Baumwollkleid, das lange Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Die Augen in ihrem bleichen Gesicht wirkten so dunkel und hypnotisch wie das Versprechen der Nacht, die allmählich herabsank.
»Taylor ...« Unsicher unterbrach sie sich und es dauerte eine Weile, bis sie weitersprach.
»Tut mir so Leid ... Du hast unser Leben gerettet. Und jetzt bist du gefangen, durch meine Schuld. Aber vielleicht sollte ich mich sogar darüber freuen. Auf den Schlachtfeldern sterben die Soldaten zu Tausenden. Nicht nur Männer - auch Kinder ...« Nach einer kurzen Pause versicherte sie: »Taylor, ich bin dir so dankbar. Das musst du mir glauben ...«
Schmerzhaft hämmerte sein Herz gegen die Rippen. Da er von Wachtposten umzingelt war - selbst wenn sie nicht herüberschauten -, konnte er natürlich nicht alles tun, wozu ihn Tias Anblick drängte. Aber er wollte sie wenigstens umarmen. »Komm her.«
»Nein - die Wachen ...«, warnte sie ihn.
»Die kümmern sich nicht um uns.«
»O Taylor, ich ...«Es gab einen anderen Grund, warum sie ihm ausweichen wollte.
Doch er hörte ihr nicht zu. Da sie nicht zu ihm kam, ging er zu ihr und zog sie an seine Brust. Wie süß sie duftete, so sauber und feminin ... Ihr Haar kitzelte seine Nase und alle seine Sinne erwachten.
Anfangs wehrte sich Tia gegen die Intimität seines Kusses. Aber seine Nähe war unwiderstehlich. Bald schmiegte sie sich hingebungsvoll an ihn und erwiderte den Kuss mit einer Leidenschaft, die seiner glich und sein Verlangen schürte. Wieder einmal spürte er, wie einzigartig sie war. Und sie gehörte ihm. Wenn der Krieg vorbei war ...
Plötzlich riss sie sich los. Nicht wegen der Wachtposten. Eindringlich starrte sie in seine Augen. »Taylor -ich bin hierher gekommen, weil ich mit dir reden muss. Selbstverständlich wollte ich dir auch danken. Du hast deine Pflicht getan und deine Frau gerettet. Dafür musst du jetzt einen schrecklichen Preis zahlen. Mein Gott, für Brent ebenfalls ...«
»Er ist auch mein Verwandter, Tia. Um seinetwillen schuldest du mir nichts.« Von wachsendem Unbehagen erfasst, erwiderte er ihren Blick.
»Was ich dir zu sagen versuche - ich weiß, ich habe vieles falsch gemacht, und so ...«
»Was zum Teufel willst du mir eigentlich erklären?«
»Ich möchte dich um die Scheidung bitten - denn
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