Sieg der Leidenschaft
sich um und erstarrte beim Anblick der Waffe.
»Jetzt sind Sie mein Gefangener.« Triumphierend richtete sie den Revolver auf sein Herz. »Schon mal von Andersonville gehört?«
»In der Tat«, antwortete er kühl.
»Dort werden Sie bald landen.«
»Wohl kaum.«
»Notfalls würde ich schießen.«
»Wirklich?«
»Zweifeln Sie daran?«
Mit schmalen goldbraunen Augen musterte er ihr Gesicht. »Um zu wissen, was Sie tun werden, kenne ich Sie nicht gut genug. Aber eine Frau, die nackt durch den Wald reitet, wäre vermutlich fähig, einen Mann kaltblütig niederzuknallen.«
»Führen Sie mich ja nicht in Versuchung!«, mahnte sie.
Ein paar Sekunden lang erwiderte er ihren Blick, dann wandte er sich zu den Pferden. »Es ist spät geworden.«
»Halt, Sie Narr! Sie sind mein Gefangener! Und ich
kann sehr gut mit dieser Waffe umgehen.« Als er sie ignorierte, biss sie die Zähne zusammen. Natürlich würde sie ihn nicht erschießen. Aber wie konnte er es wagen, einfach davonzugehen? »Halt!«
Er beachtete sie nicht und sie drückte ab, um in den Boden zu feuern. Aber aus ihrer Waffe löste sich kein Schuss.
Langsam drehte sich der Yankee um. »Dachten Sie wirklich, ich würde Ihnen einen geladenen Revolver überlassen?«
»Aber - wieso ...« Und dann wusste sie, was geschehen war. Offensichtlich hatte er die Smith & Wesson entdeckt, als er ihre Kleider aufgehoben und ihr den Rücken gekehrt hatte.
Und jetzt glaubte er, sie wäre im Stande gewesen, ihn skrupellos zu erschießen. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht. Instinktiv rannte sie davon.
Schon nach zehn Schritten wurde sie zu Boden geworfen. Wieder einmal saß er rittlings auf ihren Hüften und sie sah ein wildes Feuer in seinen Augen. »Von jetzt an gehören Sie mir, Lady.«
3
»Niemals werde ich das Eigentum eines anderen Menschen sein ...«, begann Tia atemlos.
»Das sollte niemand sein«, unterbrach er sie und sie wusste sofort, was er meinte - den Kampf der Rebellen für die Sklaverei.
Aber sie schuldete ihm keine Erklärung. Und ihr war auch gleichgültig, was dieser Fremde von ihr hielt, von ihren Grundsätzen und Moralbegriffen. »Seien Sie so freundlich und lassen Sie mich los, Sir. Ich gehöre niemandem und meine Familie besitzt keine Sklaven.«
»Wer sind Sie? Wo ist Ihre Familie? Antworten Sie und ich werde Ihnen galant auf die Beine helfen.«
Schweigend starrte sie ihn an.
»Ich kann warten, Godiva.«
»Gut.« Sie lächelte frostig. »Dann warten wir eben beide.«
Zu ihrem Entsetzen streckte er sich neben ihr aus, einen Arm und ein Bein um ihren Körper geschlungen. Wütend versuchte sie, sich zu befreien, mit dem Erfolg, dass sie sich noch fester an seine blau uniformierte Gestalt drückte. Während er sie mit seinen goldbraunen Augen betrachtete, kehrte jenes seltsame Gefühl zurück, sie würde ihn kennen oder etwas über ihn wissen. Jedenfalls musste sie seiner verwirrenden Nähe entrinnen. »Ich heiße Catherine«, log sie, »Catherine -Moore.«
Prompt stand er auf und reichte ihr höflich eine Hand, wie er es versprochen hatte. Doch Tia griff nicht danach und erhob sich aus eigener Kraft. Das mochte kindisch sein, aber von diesem verdammten Yankee wollte sie keine Hilfe annehmen. »Und jetzt?«
»Wir reiten los, auf meinem Wallach, und Ihre Stute wird uns wieder folgen.«
Seufzend schüttelte sie den Kopf. »Warum sind Sie so grausam zu Ihrem Pferd, Yank? Das zusätzliche Gewicht ...«
»Sie wiegen fast nichts, Madam«, unterbrach er sie herablassend und sie hätte sich am liebsten zu ihrer vollen Größe aufgerichtet. Leider war sie im Gegensatz zu ihren hoch gewachsenen Brüdern klein und zierlich, was ihr in diesem Augenblick besonders ungerecht erschien.
»Da täuschen Sie sich ...«
»Halten Sie den Mund, Madam, oder ich muss Sie knebeln.«
»Seien Sie froh, dass Sie die Kugeln in meinem Revolver gefunden haben, Yank!«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Um einen tödlichen Schuss abzufeuern, muss man kein Ringkämpfer sein.«
»Schon gut, ich bin gewarnt. Warten Sie hier.«
Ein paar Minuten später fand sie es geradezu unheimlich, wie gut er wusste, welche Richtung ihre kleine Truppe eingeschlagen hatte. Obwohl er kaum einen Blick zu Boden warf, fand er zielsicher die Spur auf dem mit Kiefernnadeln bestreuten Weg und hielt sich gar nicht damit auf, abgebrochene Zweige zu studieren. Er hob Tia wieder in den Sattel, stieg auf und spornte den Wallach an. Fügsam trabte Blaze hinter ihnen
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