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Sieg der Leidenschaft

Titel: Sieg der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Bursche mit runden Wangen und dichtem Bart. Sichtlich verwirrt spähte er zu ihr hinüber. Da stand sie langsam auf, nur mit ihrer Unterhose und dem Korsett bekleidet. Über dem Spitzenrand zeigten sich die rosigen Knospen ihrer Brüste. »Oh - hallo!«, rief er.
    »Hallo!«, erwiderte sie.
    Mit großen Augen starrte er sie an und sie ließ die Sekunden verstreichen - in der Hoffnung, sie würde Liam genug Zeit geben, um mit den Verwundeten zu verschwinden.
    »C-C-Captain!«, schrie er schließlich.
    Tia wartete und zählte die Sekunden. Natürlich wollte sie sich dem Captain zeigen. Nach einer Minute er-schien er am gegenüberliegenden Ufer - ein hoch gewachsener schlanker Soldat mit müden Augen, von bitteren Kriegsjahren gezeichnet.
    »Suchen Sie den Feind?«, fragte sie.
    »Und wie nennen Sie Ihren Feind, eh - Ma'am?«
    »Das werde ich Ihnen zeigen.« Sie rannte die Uferböschung hinauf und spähte zwischen den Bäumen zu dem Platz, wo sie kampiert hatten. Von den Rebellen und dem Wagen war nichts mehr zu sehen. Als sie einen Pfiff ausstieß, trottete Blaze zu ihr. Tia schwang sich auf den ungesattelten Pferderücken und ritt zum Ufer.
    Inzwischen hatten sich auf der anderen Seite ein halbes Dutzend Yankees versammelt - oder vielleicht noch mehr, denn sie hörte viele verschiedene Stimmen.
    »Wohin ist sie gelaufen?«
    »Wer ist sie?«
    »Was hat sie vor?«
    »Wohin wird sie uns führen?«
    »Sie ist nackt ...«
    »Halb nackt ...«
    »So dichtes Haar ...«
    »Godiva!«
    »Mein Gott, ja! Godiva - die schon viele hundert Männer ins Verderben gelockt hat.«
    »Ja, das muss sie sein.«
    Viele hundert Männer? Welch ein Unsinn ... Obwohl es ihr widerstrebte, den maßlos übertriebenen Gerüchten neue Nahrung zu geben, blieb ihr nichts anderes übrig. »Hierher, Soldaten!«, rief sie, ritt am Wasserrand entlang und hörte die Yankees durch den Bach sprengen. Nach einer Weile verließ sie das Ufer, schlug die Richtung zur Straße ein. Die Männer folgten ihr.
    Zehn Minuten, zwanzig ... Tias Vorsprung betrug etwa fünfzig Pferdelängen. Wo sollte sie die Soldaten abschütteln? Sie erinnerte sich an einen Teich im Norden, der von besonders dichten Kiefern umgeben war.
    In der Nähe mündete der Bach in einen schmalen Fluss, den sie durchqueren konnte. Blaze begann zu keuchen. Wie lange galoppierte sie schon dahin? Nun, wenn sie das Tempo drosselte, würden auch die Yankees ihre Pferde schonen müssen.
    Als sie den Teich erreichte, hörte sie lautes Stimmengewirr hinter sich. Offenbar hatten die Feinde zwischen den dichten Baumstämmen nicht nur Godiva, sondern auch einander aus den Augen verloren. Lächelnd zügelte sie ihre Stute, stieg ab und führte sie durch das Unterholz zum Fluss. Wenn sie ans andere Ufer gelangte, würden die Yankees einen Bluthund brauchen, um ihr zu folgen. Einer der zahlreichen Pfade führte südwärts, an mehreren verlassenen Indianerhütten vorbei. Da konnte sie sich verstecken - und vielleicht würde sie ein paar Kleider finden.
    Hastig watete sie durch die seichten Wellen, schwamm durch das tiefe Wasser und zog Blaze am Zügel hinter sich her. Am anderen Ufer schwang sie sich auf den Pferderücken und ritt zwischen den Kiefern hindurch.
    Plötzlich hielt sie entsetzt den Atem an und zügelte Blaze. Etwas weiter vorn, auf einer Lichtung, lag ein Camp - ein Yankee-Camp. Zelte und Lagerfeuer, anscheinend gut bewacht ...
    Vor einem großen Zelt zur Linken - offenbar einem Lazarett - saßen Verwundete. Die anderen Soldaten reinigten ihre Waffen, kochten Mahlzeiten über den Flammen, rauchten Pfeife, an Baumstämme gelehnt, lasen Bücher oder schrieben Briefe.
    Ringsum patroullierten Wachtposten, behielten die Ost- und West-Pfade im Auge und schützten die Kameraden, die sich ausruhten, vor einem etwaigen Überraschungsangriff.
    Eine ausgezeichnete Stellung, dachte Tia. Leicht zu verteidigen, genug Wasser, angenehmes Sonnenlicht. Da diese Gegend kaum kartografiert war, hätte sie nicht erwartet, dass die Yankees die Lichtung kannten. Aber allmählich lernten sie Florida kennen. Außerdem fanden sie in diesem Staat immer mehr Gleichgesinnte. Kriegsmüde Männer. Und alle, die gegen die Sezession gestimmt hatten.
    Was sollte sie tun? Auf die andere Seite des Flusses konnte sie nicht zurückkehren. Dort würden die Verfolger sie aufspüren. Wie viele Yankees mochten sich im Lager aufhalten? Mehrere Dutzend?
    Allmählich brach die Dunkelheit herein. Tia umarmte einen Kiefernstamm und bekämpfte ihre

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