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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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aus, um eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht zu streichen.
    Jerusa, die noch immer das Mieder an sich preßte, schüttelte seine Hand nicht ab, wie sie es eigentlich tun wollte. Statt dessen wich sie nur zurück und erreichte zu ihrem Entsetzen die rauhen Bohlen der Stallwand. Er kam nicht näher. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, das sie seltsam erregte. Wie hatte sie sich nur so in die Ecke treiben lassen können?
    „Sie haben erklärt, ich wäre sicher vor Ihnen“, stieß sie hervor. „Und Sie haben versprochen, Sie würden mich zu nichts zwingen.“
    „Sagen Sie mir, Jerusa“, entgegnete er heiser flüsternd. „Zwinge ich Sie jetzt?“
    „Ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen!“
    „Ich heiße Michel. Michel Gericault. Es würde mich freuen, wenn Sie ihn einmal aussprechen.“
    „Ich sehe nicht ein, wieso ich ...“
    „Sagen Sie es, ma cherie. Ich möchte es von Ihnen hören.“ Unwillkürlich befeuchtete sie die Lippen mit der rosigen Spitze ihrer Zunge, und er dachte, wieviel mehr als nur seinen Namen er sich von ihrem Mund wünschte. Spürte auch sie die Spannung, die zwischen ihnen entstanden war? Die Angst könnte schuld daran sein, daß sie die Lippen leicht öffnete und ihre Wangen so reizend gerötet waren. Vielleicht jedoch steckte mehr dahinter.
    Viel mehr.
    „Sagen Sie es, Jerusa. Sprechen Sie meinen Namen aus.“
    Sie holte tief Luft. „Michel Gericault.“
    „Perfekt, ma cherie! “ Er lächelte zustimmend. „Glauben Sie, Ihr papa würde meinen Namen erkennen, wenn er ihn von Ihnen hört?“
    „Kennt mein Vater Sie denn?“ fragte sie atemlos und schöpfte wieder neue Hoffnung. „Haben Sie es deshalb getan? Meine Brüder und ihre Freunde spielen einander immer ausgeklügelte Streiche. Machen Sie so etwas Ähnliches mit meinem Vater? Ich habe ihn niemals von Ihnen sprechen hören, aber ich kenne nicht alle seine Freunde, und Sie sind ja auch nicht aus Newport.“ Streiche! Morbleu, wenn es so einfach wäre!
    „Ich bezweifle, daß Ihr Vater überhaupt von meiner Existenz weiß“, sagte Michel leise und wandte sich ab, damit sie sich ankleiden konnte. „Aber er wird meinen Namen früh genug erfahren, meine liebe Jerusa. Früh genug für uns beide.“
    Sie ritten den Rest der Nacht die Küstenstraße entlang. Das mit Steinen gesprenkelte Weideland zu beiden Seiten wurde nur vom Vieh genutzt. Knorrige kleine Kiefern, vom Wind tief gebeugt, waren hier und da zu sehen.
    Anderen Menschen begegneten sie nicht. Obwohl der Mond ihren Weg erhellte, schlug Michel eine langsame Gangart an, um die Pferde und auch Jerusa zu schonen. Sie beklagte sich nicht. Tatsächlich hatten sie sehr wenig miteinander gesprochen, seit sie den Stall verlassen hatten. Besorgt stellte er fest, daß sie die Schultern gebeugt und den Kopf gesenkt hatte und häufig vor Erschöpfung im Sattel schwankte. Als sie eine kurze Pause einlegten, war Jerusa zu müde, um seine Hilfe abzulehnen, und ließ es zu, daß Michel sie aus dem Sattel hob.
    Zuerst blieb er noch wachsam und fragte sich, ob dies eine neue List war, um ihn abzulenken, doch ihre Erschöpfung war echt. Er konnte es sich nicht leisten, zuzulassen, daß sie unterwegs ernsthaft erkrankte. Vielleicht überanstrengte er sie, wenn er versuchte, bis zum Ende der Woche Seabrook zu erreichen.
    Während Jerusa mit der Stute hinter Michels Wallach herritt, tat ihr immer noch der Kopf weh von dem Chloroform, und die Muskeln in ihrem Rücken und ihren Beinen schmerzten vom langen Sitzen im ungewohnten Herrensattel. Doch das alles war gar nichts verglichen mit der Scham, die sie darüber empfand, was im Stall geschehen war.
    Michel Gericault hatte recht gehabt: Er hatte sie zu nichts gezwungen. Reglos hatte sie dagestanden, gebannt vom rauhen Klang seiner Stimme, dem verführerischen Lächeln und dem verlangenden Ausdruck in seinen Augen. Ohne sich zu wehren, hatte sie es zugelassen, daß er sie von ihrem Hochzeitskleid befreite und ihr so vertraulich über den Rücken strich, wie sie es nur Tom hätte gestatten dürfen, nicht aber ihrem Entführer. Gehorsam hatte sie seinen französischen Namen wiederholt, als wäre er ein Teil einer Zauberformel.
    Sie hatte nicht gekämpft, und sie war nicht geflohen, abgesehen von dem einen sinnlosen Versuch. Nicht einmal eine Ohrfeige hatte sie ihm verpaßt wie den anderen jungen Männern, die nicht einmal halb soviel gewagt hatten. Und mit ihrer Willfährigkeit hatte sie nicht nur Tom betrogen, sondern auch die Ehre ihrer Familie

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