Sieg der Liebe
nicht mehr arbeiten mußte und er seine erste Runde durch die Schenken beendet hatte.
Joshua lächelte vor sich hin und sah zum Fenster hinaus. Die Sonne war inzwischen hinter dem Horizont verschwunden, und die ersten Sterne funkelten am Abendhimmel. Jerusa würde Cecilie mögen, sie waren sich ähnlich, beide schön und offenherzig. Joshua hatte den Verdacht, daß Cecilie, obwohl sie behauptete, ein braves Mädchen zu sein, genau wie seine Schwester daran gewöhnt war, ihren Kopf durchzusetzen.
„Sie, monsieurt“ fragte der untersetzte Schankwirt. „Sie sind der englische Kapitän, non?“
„Ja“, sagte Joshua vorsichtig. Vermutlich war der Mann Cecilies Vater. Aber warum sollte der Franzose so wütend auf ihn sein? Er hatte doch nur mit dem Mädchen gesprochen. „Gibt es ein Problem, Monsieur Noire?“
„Oui, oui, es gibt ein Problem, Sparhawk, und mordieu, Sie sind das Problem!“ Noire riß Joshua den Krug aus der Hand, stellte ihn krachend auf den Tisch und deutete mit einer dramatischen Geste zur Tür. „Dies ist ein anständiges Haus, und einen von Ihrer Sorte will ich hier nicht haben! Sie werden jetzt gehen, und wagen Sie es ja nicht wiederzukommen!“
Joshua war sich bewußt, daß jeder Gast im Raum ihm zugewandt war, und stand langsam auf. Es blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als zu gehen, wie der Wirt es verlangt hatte, aber er haßte es, sich wegen etwas davonzuschleichen, das er nicht getan hatte. Er würde sich wie ein Feigling Vorkommen, und die Sparhawks waren niemals Feiglinge.
„Natürlich, monsieur, bitte ich um Entschuldigung, wenn ich Ihre Tochter gekränkt haben sollte“, sagte Joshua in dem Bewußtsein, der einzige Engländer unter so vielen Franzosen zu sein. „Aber ich habe nichts getan, was sie hätte verletzen können. Sie können sie selbst fragen.“
„Nichts?“ Der Franzose schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Von wegen! Siebenundzwanzig Jahre lang hat es niemand gewagt, dieses Haus zu beschmutzen, indem er den Namen Christian Deveaux aussprach, und nun tauchen Sie hier auf und sprechen mit meiner Tochter über ihn, mit meiner süßen kleinen Cecilie. “
„Sie kennen den Mann also?“ fragte Joshua aufgeregt. „Sie erinnern sich an ihn und ... “
„Ich werde diesen Teufel niemals vergessen, und allein deshalb werden Sie; in diesem Haus niemals mehr willkommen sein.“ Noire spuckte verächtlich neben Joshua auf den Boden. „Und nun hinaus mit Ihnen, ehe meine Freunde Sie in die Gosse werfen, wo Sie hingehören. “
Instinktiv ballte Joshua die Hände zu Fäusten, während sein Blick über Noire zu den Männern glitt, die sich hinter ihn gestellt hatten. Fischer und andere Seeleute, einige von ihnen hielten schon Messer mit langen Klingen in den Händen, und alle waren sie zum Kampf bereit.
Obwohl er noch jung war, wußte Joshua doch schon, daß die Grenze zwischen einem Helden und einem Narren manchmal hauchdünn war. Jetzt wegzugehen widersprach völlig seinem Wesen, aber was könnte er noch für Jerusa tun, wenn er sich hier von einer Horde wilder Franzosen umbringen ließ, nur um seinen Stolz zu bewahren?
Aber wenn er schon gehen mußte, konnte er es wenigstens zu seinen Bedingungen tun, nicht zu ihren. Mit gemessenen Bewegungen, um sie nicht zu erschrecken, hob er seinen Krug und leerte ihn. Dann griff er langsam in seine Tasche, holte eine Handvoll sous heraus, um für Essen und Trinken zu bezahlen. Klirrend fielen die Münzen auf den Tisch.
So gelassen wie möglich bahnte er sich einen Weg durch die kleine Schar der Franzosen zur Tür. Den Kopf hoch erhoben, ließ er sich nicht dazu verleiten, hinter sich zu blicken. Als er schließlich unversehrt auf die Straße trat, gelang es ihm sogar, einen Seufzer der Erleichterung zu unterdrücken.
Aber an der Ecke gab er einem unerklärlichen Impuls nach und drehte sich um. Er sah Cecilie im ersten Stock der Taverne am Fenster stehen. Ihre Miene wirkte traurig und sorgenvoll.
Und Joshua wußte, er würde trotz der Drohungen ihres Vaters wiederkommen.
„Stoß ab, Dayton“, brüllte der Bootsmann der Tiger. „Stoß jetzt ab! Das heißt, wenn du noch kannst, ohne auf deinen verdammten Hintern zu fallen!“
Joshua, der schon im Boot saß, unterdrückte eine Bemerkung und versuchte statt dessen wegen dieser Dummheiten finster dreinzublicken, so wie ein Kapitän es tun sollte. Egal, wie viele Beleidigungen Dayton entgegengebrüllt wurden, der Mann war immer noch so betrunken, daß es ein Wunder
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