Sieg der Liebe
war, daß er überhaupt stehen konnte, geschweige denn, das Boot vom seichten Ufer weg und in tieferes Wasser zu schieben.
Und Dayton war vermutlich den ganzen Abend in der Nähe des Bootes gewesen. Gott allein wußte, in welcher Verfassung Joshua die Männer vorfinden würde, denen er Landgang gestattet hatte. Er hatte die Mannschaft für diese Reise sorgfältig zusammengestellt und nach Männern gesucht, die in dem Ruf standen, nicht zu trinken, aber St. Pierre war ein Ort, der einen Quäker in Versuchung führen konnte. Was sollte da aus einem untätigen Seemann werden?
Joshua suchte in seiner Tasche nach Tabak und Pfeife. Ein
Grund mehr, seine Schwester so schnell wie möglich zu finden, ehe auch noch der letzte Mann ein hoffnungsloser Trunkenbold geworden war.
Schließlich war das Boot frei, irgendwie gelang es Dayton, an Bord zu klettern, und Joshua lehnte sich mürrisch mit seiner Pfeife zurück. Wenn er heute nur mehr Erfolg bei seinen Ermittlungen gehabt hätte, wäre er vielleicht besserer Laune.
Wäre der Abend nur so angenehm verlaufen, wie er angefangen hatte, als er die bezaubernde Cecilie Noire getroffen hatte. Wenn nur ...
„Capitaine Sparhawk! Capitaine, warten Sie, ich flehe Sie an!“
Er drehte sich um und sah einen weißen Unterrock leuchten und das Flattern eines Taschentuchs am Strand. Sie trug einen dunklen Schal, der ihr Gesicht verdeckte, aber selbst quer über das Wasser erkannte er Cecilies Stimme.
„Zurück zum Strand“, befahl er schnell.
Die belustigten, wissenden Blicke, die die Männer austauschten, während sie das Boot drehten, entgingen ihm nicht, aber diesmal war es ihm egal. Sie konnten im Zwischendeck reden, soviel sie wollten. Er wollte nur mit dem Mädchen sprechen, sich entschuldigen, wenn sie das erwartete, und hören, was sie zu sagen hatte. Was war schon Schlimmes dabei?
Sie eilte über den feuchten Sand, ohne darauf zu achten, daß er an ihren Schuhen und dem Rocksaum klebenblieb. „ Grace a Dieu!“ rief sie, als Joshua aus dem Boot stieg. „Ich fürchtete, zu spät zu kommen und Sie niemals wiederzusehen, um Ihnen eine Erklärung zu geben. “
Sofort nahm Joshua ihre Hand. „Du solltest nicht allein am Hafen entlanglaufen, Cecilie, nicht um diese Zeit. Es ist doch bestimmt schon drei Uhr früh.“
„Ich hatte keine Wahl, monsieur.“ Sie schob den Schal aus dem Gesicht, und im Mondlicht glänzten ihre Augen hell vor Aufregung. „Ich konnte nicht hinaus, bis Papa die Läden geschlossen hatte und schlafen gegangen war. Aber ich bin nicht in Gefahr. Sie wissen doch, daß ich mein Leben zwischen betrunkenen Kerlen verbringe, und ich kann auf mich aufpassen.“
Joshua konnte nur den Kopf schütteln. Er dachte daran, wie auch Jerusa immer behauptet hatte, daß auch sie in Newport sicher war. „Du hättest bis zum Morgen warten können.“ „Mordieu, und Sie schlafen gehen lassen, während Sie nur Schlechtes von mir denken?“ Sie drückte seine Hand. „Statt dessen müssen Sie mir glauben, daß mein Vater bis zu diesem Abend niemals den Namen dieses bösen Mannes vor mir ausgesprochen hat. Nicht ein Wort, nein, niemals, nicht einmal nach dem, was Deveaux getan hatte!“
„Dann kannte dein Vater Deveaux?“
„Dieu merci, sie sind sich nie begegnet. Deveaux war dazu zu klug und zu mächtig. Aber Papa und ma chere Maman, möge sie in Frieden ruhen an der Seite der heiligen Jungfrau Maria, haben durch ihn gelitten!“
Jetzt erbebte Cecilie unter demselben rechtschaffenen Zorn wie ihr Vater, ihr Gesicht mit dem kleinen runden Kinn wirkte genauso grimmig. „Deveaux wurde als Gentleman geboren, monsieur, und Papa sagt, er sah so gut aus, daß er alle Frauenherzen zum Schmelzen bringen konnte, sonst hätte Antoinette auch niemals getan, was er von ihr verlangt hatte.“ „Antoinette?“ fragte Joshua.
„Die Schwester meiner Mutter, meine Tante.“ Cecilie sprach so rasch, getrieben von der Scham, ausgelöst von der Schande der Familie, daß sie ganz atemlos war. „Auch Antoinette arbeitete in unserer petite auberge, und Papa sagt, es gab keinen Mann in St. Pierre, der sie nicht verehrte. Aber Deveaux war der einzige, den sie erhörte. Meine Mutter weinte, mein Vater flehte, doch das alles war nichts gegen seine falschen Versprechungen und betörenden Worte. Nichts!“
Joshua konnte sich den Rest denken. „Er hat sie verführt?“ fragte er.
Cecilie nickte und ballte die Hände zu Fäusten. „Er hat sie verführt, monsieur, und sie von denen, die
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