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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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Geräuschen oben an Deck zu lauschen, daß sie es nicht gleich merkte, als Michel sich bewegte und den Kopf auf dem Kissen hin und her warf. Schnell beugte sie sich über seine Lippen, aber was er sagte, waren nur undeutliche Wortfetzen, in Französisch überdies. Und ihren Namen, hatte sie ihn wirklich gehört? Noch einmal flüsterte er ihn, diesmal so klar, daß sie wußte, sie hatte nicht geträumt. Vielleicht spürte er, daß sie da war und ihm zu helfen versuchte.
    O Michel, ich liebe dich so sehr!
    Jerusa lächelte, während sie Michel höher in die Kissen zog und Wasser auf seine Lippen träufelte. Zwar war er immer noch nicht bei Bewußtsein, aber die im Fieberwahn hervorgebrachten Worte beruhigten sie mehr als sein Schweigen.
    Rufen der Männer übertönte den Sturm, Äxte wurden geschlagen, Taue gekappt. Aber die Stimmen schienen jetzt näher zu sein, schwere Schritte eilten die Stufen hinter ihrer Kabine hinauf und hinunter. Die Wellen klatschten an die Bordwand. Bildete sie sich das nur ein, oder lag die Brigg jetzt tiefer im Wasser, so tief, daß nur noch das Schott und das Eichenholz dahinter sie von der See trennten?
    Jemand lief genau an ihrer Tür vorbei. Lieber Himmel, sie mußte wissen, was draußen vorging! Sie riß die Tür auf und spähte den engen Gang entlang. Meerwasser spritzte auf ihre Füße, durchnäßte die Säume ihrer Röcke. Die Laterne, die den Gang gewöhnlich beleuchtete, war verschwunden, aber dämmriges Tageslicht fiel auf den Mann, der auf sie zukam.
    „Bitte, können Sie mir erklären, was geschehen ist?“ rief sie ihm zu. „Niemand hat uns etwas gesagt.“
    Erschöpft blickte der Seemann sie an. „Der Kapitän ist tot, Madam“, rief er heiser zurück. „Am Fieber gestorben. Wir haben den ganzen Hauptmast und einen Teil vom Besanmast verloren. Außerdem haben wir ein mächtiges Leck. Alle Männer arbeiten an den Pumpen, Madam. Alle.“
    Ehe sie weitere Fragen stellen konnte, taumelte er davon. Mit wachsendem Entsetzen drückte Jerusa die Tür wieder zu und kauerte sich neben Michel nieder. Sie hatte geglaubt, es ginge ihm besser, doch Captain Barker war gestorben. Aber nicht Michel, bitte, nicht auch Michel! Sie verschränkte ihre Finger mit seinen, um ihn und vor allem sich selbst zu trösten, und er belohnte sie, indem er den Kopf zu ihr drehte, die Andeutung eines Lächelns auf den Lippen.
    Jerusa hielt Michels Hand umklammert. Zwar hatte sie sich inzwischen an das Tosen des Meeres und das Heulen des Sturmes gewöhnt, aber sie zuckte zusammen, als jemand an die Kabinentür klopfte.
    „Machen Sie auf, Mrs. Geary! Ich bin es, George Hay!“ schrie der Maat. Seine Stimme war heiser von der Anstrengung, seine Befehle über den Sturm hinweg verständlich zu machen. „Machen Sie sofort auf! “
    Sie nahm die Pistole von der Koje, wo sie sie abgelegt hatte, und ging zur Tür. Denselben Fehler würde sie nicht zweimal machen. „Was wollen Sie, Mr. Hay?“
    „Verdammt, ich will mit Ihnen reden!“ brüllte er. „Werden Sie jetzt die Tür öffnen, oder soll ich sie aufbrechen?“
    Jerusa holte tief Luft und kam der Aufforderung nach. Sofort stürzte sich Hay auf sie. Aber diesmal wich sie vor ihm zurück. Sie hatte die Beine leicht gespreizt, um das Schwanken des Schiffes auszugleichen, den Rücken an die Koje gelehnt, um sich zu stützen, und richtete die Pistole mit beiden Händen auf seine Brust.
    „Um Himmels willen, nehmen Sie das Ding weg!“ befahl er. „Haben wir nicht schon genug Probleme, ohne daß Sie mit einer Waffe vor meinem Gesicht herumfuchteln?“
    Hay streckte die Hand nach ihr aus, doch sie schüttelte den Kopf und behielt ihr Ziel im Auge. Er hatte seinen Hut verloren, seine Sachen waren tropfnaß, das Haar hing ihm in Strähnen auf die Schultern. Fluchend wischte er sich mit dem Mantelärmel das Gesicht ab. Wenn er sie nicht zuvor bedroht hätte, hätte er ihr leid getan.
    „Sie kommen mit uns, Jerusa Sparhawk. Mit mir zusammen ins Boot. Jetzt.“
    „Nein“, erwiderte sie fest.
    „Die Swan wird sinken“, erklärte er. „Wir können nichts tun, um sie zu retten. Die Boote sind im Wasser, gleich legen wir ab. Und Sie kommen mit mir.“
    „Nein! “ wiederholte sie und warf einen Blick über die Schulter auf Michel. „Mit Ihnen gehe ich nirgendwo hin, und schon gar nicht ohne Michel.“
    „Um Himmels willen, Jerusa, wenn er noch nicht tot ist, wird er es bald sein. Barker ist vor Stunden gestorben. Sie werden auch sterben, wenn Sie

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