Sieg der Liebe
glitzerten vor Aufregung darüber, daß die Jagd endlich begonnen hatte. „Also hast du eine Fährte, Joshua? Sind wir jetzt bald soweit, meine Jerusa zurück nach Hause bringen zu können? Welche Neuigkeiten haben dein Wirt und seine Tochter dir überbracht?“
„Die besten“, erwiderte Joshua. „Monsieur Noire ist nicht irgendein Wirt, Vater. Er gibt Deveaux die Schuld an der Schande und am Tod seiner Schwägerin. Und durch ihn kann ich deswegen morgen den einzigen Mann auf dieser Insel treffen, der zugibt, unter Christian Deveaux gesegelt zu sein. Wenn irgend jemand eine Erklärung für deine schwarze fleur de lis hat, dann er.“
„Und wir kommen den Bastarden, die deine Schwester in den Klauen haben, langsam näher.“ Gabriels grüne Augen funkelten. „Das hast du gut gemacht, Junge. Und du kannst deiner Lady sagen, daß sie wirklich etwas Besonderes ist.“
„Wir müssen gleich dort sein, Joshua“, rief Cecilie. „Papa sagte, wir müssen nach einem kleinen Haus mit roten Ziegeln Ausschau halten, das auf der anderen Seite von Anse Couleuvre hinter Palmen versteckt ist.“
„Anse bedeutet Bucht, nicht wahr?“ fragte Joshua. Sein Arm ruhte leicht auf der Ruderpinne, und er blinzelte in die Sonne. Es war schon lange her, daß er ein so kleines Boot gesegelt hatte, und er genoß es, auf Wind und Wellen in einer Weise einzugehen, wie es ihm auf einem Schiff, das so groß war wie die Tiger, nur selten möglich war. Er war froh, daß Cecilie ihm zutraute, das Boot zu steuern, denn er zog es vor, mit ihr allein zu sein, als einen finsteren kreolischen Fischer dabeizuhaben.
Anders als viele andere Frauen hatte sie keine Angst in dem kleinen Boot. Sie hüpfte hin und her, von einer Seite zur anderen, bis er sie schließlich zum Stillsitzen auffordern mußte, da sie sonst riskierten zu kentern. Nicht, daß er damit ihrem Eifer einen Dämpfer versetzt hatte.
Noch immer lehnte sie sich über Bord, um ihm etwas zu zeigen, oder sprang auf, um ihm zu helfen, das Segel zu wenden. Sie hatte ihre Röcke seitlich aufgesteckt, damit sie nicht im Wind flatterten, und es schien sie nicht besonders zu interessieren, daß sie ihm auf diese Weise von Zeit zu Zeit einen Blick auf ihre entzückenden Knie gewährte, wenn sie im Boot herumkletterte.
„Wenn also das anse in Anse Couleuvre für Bucht steht, was ist dann couleuvre?" erkundigte er sich, als sie sich neben ihn setzte. Am liebsten würde er sie jetzt küssen, und er fragte sich, was sie wohl tun würde, wenn er es wagte. Es war sonderbar, daran zu denken, daß er sie noch nicht einmal vierzehn Tage kannte. Es schien ihm schon eine Ewigkeit zu sein. „Hat es etwas mit Farbe zu tun?“
„Non, non, Joshua! Es bedeutet Schlangen!“ Sie lachte fröhlich und klatschte in die Hände, so daß es ihn nicht im mindesten störte, daß sie ihn verbessert hatte. „Schlangenbucht. Wegen der fer de lance.“
Joshua seufzte bedauernd. „Ich fürchte, das kenne ich auch nicht, meine Liebe.“
„Oh, wenn dich eine beißt, weißt du es.“ Cecilie riß dramatisch die Augen auf. „Die fer de lance ist eine äußerst bösartige Schlange - so lang wie dein Arm, mon cher ! -, die im Wald auf der Lauer liegt, um sich auf ihre Beute zu stürzen. Innerhalb weniger Stunden kann man an ihrem Biß sterben, wenn der panseur nicht rechtzeitig eintrifft, um das Gift herauszuholen. Und diese Schlangen gibt es nur auf dieser Insel, nur auf Martinique. Sonst nirgendwo.“
Cecilie formte mit ihren Fingern den Kopf einer Schlange. „Schnapp, schnapp, schnapp, und auf Wiedersehen, mein armer Joshua!“
„Nun, viel Vergnügen beim Segeln und auf Wiedersehen, Cecilie“, erwiderte Joshua lachend. „Ich glaube, ich bleibe am Strand.“
„Das wäre am klügsten, das stimmt“, sagte Cecilie. „Und es würde mich wundern, wenn dieser Jean Meunier freundlicher zu uns wäre als eine fer de lance. Papa mußte Claude Boulanger drei Rumfässer geben, nur um zu erfahren, wo Meunier sich verbirgt, aber wenn es auf Martinique einen Mann gibt, der dir helfen kann, deine Schwester zu finden, dann ist er es.“
„Jean Meunier“, wiederholte Joshua langsam. Er übte die Aussprache. Cecilie hatte er es zu verdanken, daß sein Französisch schon viel besser geworden war, aber er wollte nicht das Risiko eingehen, den Namen des Mannes durch eine falsche Betonung zu entstellen. Zu viel hing davon ab.
„Oui, c’est bon.“ Sie lehnte sich gegen das Heck und ließ ihre Finger durch das Wasser
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