Sieg der Liebe
und obwohl er mit dem Konteradmiral der Flotte, die dort stationiert war, diniert hatte, waren keine Vereinbarungen getroffen worden. „Ich sagte es dir schon. Ich hätte genauso gut den Mond anheulen können, gemessen an dem, was der Gouverneur und seine Leute für mich getan haben. “
„Aber verdammt, Joshua, hast du ihnen denn nicht die Empfehlungsbriefe gegeben?“
„Das habe ich, und sie waren kaum dazu zu überreden, die Siegel zu brechen.“ Joshua hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, so daß sein Vater nicht sehen konnte, wie er während des Gesprächs die Hände zu Fäusten ballte und wieder öffnete. „Keiner der Männer, die du kanntest, ist mehr hier. Der alte Gouverneur ist vor fünf Jahren nach Paris zurückbeordert worden, und dem neuen sagt der Name Sparhawk überhaupt nichts.“
„Das ist schade für ihn“, erwiderte Gabriel erbost, aber immerhin setzte er sich wieder.
Joshua schenkte seinem Vater nach. Alle Fenster der Kajüte waren geöffnet, damit jede noch so kleine Brise hereinwehen konnte, aber um die Mittagszeit war es noch immer stickig, und beide Männer hatten ihre Mäntel und Westen abgelegt.
„Nachdem die Amtsleute mir den Rücken zugekehrt hatten, ging ich in die Schenken und Tavernen. Wenn einer von Deveaux’ Männern noch am Leben ist, würde ich ihn dort finden, dachte ich.“
„Das ist richtig.“ Gabriel nahm den Krug und hielt ihn gegen das Licht, um die blaßgoldene Farbe des Rums zu betrachten. Dagegen ließ sich zumindest nichts sagen. Joshua war so umsichtig gewesen, Rum aus dem Familienbesitz in Newport mitzunehmen, obwohl es auch auf Martinique einige Destillerien geben mußte. „Obwohl alle Schurken, die mit Deveaux gesegelt sind, inzwischen mit ihrem Kapitän zur Hölle gefahren sein müßten, wenn es irgendwie gerecht zugeht im Leben.“
„Das glaubte Cecilie auch, bis ...“
„Cecilie?“ Gabriel runzelte die Stirn. „Wer ist Cecilie?“ „Mademoiselle Cecilie Marie-Rose Noire. Cecilie. Ihrem Vater gehört die Taverne, in der wir uns begegnet sind.“
„Ah, die Tochter des Wirts.“ Spöttisch seufzend trommelte Gabriel auf die Tischkante. „Ist sie so, wie eine Frau sein sollte, Joshua? Hübsch, charmant und willig?“
Joshua unterdrückte eine scharfe Erwiderung. Aber seine Stimme klang warm, als er jetzt sprach: „Sie ist hübsch und charmant, Vater. Aber wenn sie auch die Tochter eines Wirts ist, so ist sie doch nicht die Dime, für die du sie zu halten scheinst.“
„Dann tust du mir leid, Junge“, bemerkte Gabriel trocken. „Wenn du schon deine Tage mit diesem Mädchen vergeudest, anstatt Jerusa zu finden, hätte sie dir nachts wenigstens das Bett wärmen können.“
Und endlich gewann Joshuas Zorn die Oberhand. „Ver-dammt, Vater!“ platzte er heraus. „Ist das alles, was du über eine Frau denken kannst? Ob sie mein Bett wärmt?“
Aber zu Joshuas Überraschung lehnte sein Vater sich in seinem Stuhl zurück und drehte den Krug in seiner Hand.
„Ich habe über keine Frau so etwas gedacht, seit ich deine Mutter traf“, entgegnete er. „Aber du, mein Junge. Von dir habe ich nie etwas anderes gehört. In deinem Alter ist auch nichts dabei, wenn man sehen will, was die Damen zu bieten haben, aber dieses französische Mädchen muß über gewisse Gaben verfügen, da sie dir so schnell die Flügel gestutzt hat.“
Joshuas Miene wurde ausdruckslos. Waren seine Gefühle denn so offensichtlich, daß sein Vater sie erkannte? „Sie hat mir nicht die Flügel gestutzt, Vater“, erklärte Joshua förmlich. „Ich kenne sie erst seit einer Woche.“
Gabriel sah ihn abschätzend an. „Ich sagte nicht, daß ich schon das Aufgebot bestellt habe, Joshua.“
„Das ist auch gut so.“ Verlegen spielte Joshua mit dem Korken der Rumflasche. „Es ist so, daß ich Cecilie mag. Sehr sogar. Sie ist klug, amüsant und hübsch. Außerdem war sie die einzige auf dieser Insel, mit der ich reden konnte.“
„Dann ist sie also in einer Woche weitergekommen als die arme Polly Redmond in Newport in den letzten zwei Jahren.“ „Ach, hör auf mit Polly Redmond, Vater!“ Ungeduldig stieß Joshua den Korken zurück in den Flaschenhals. „Cecilie ist etwas Besonderes, das will ich nicht bestreiten. Aber am wichtigsten ist jetzt, daß sie und ihr Vater alle Verbindungen in St. Pierre und außerhalb nutzen, um mir zu helfen, irgendeinen von Deveaux’ Männern zu finden und damit auch Jerusa.“
Gabriel beugte sich vor. Seine Augen
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