Sieg einer großen Liebe
versuchte verzweifelt, seinen Schritten zu folgen, als er sie in den Walzer führte. Er tanzt genausogut und elegant, wie er den maßgeschneiderten Abendanzug trägt, dachte sie benommen.
Plötzlich legte er seinen Arm enger um ihre Taille und zwang sie dadurch ganz nah an seinen starken Körper. „Es ist üblich, sich beim Tanz zu unterhalten, Victoria oder harmlos zu flirten. Sonst glauben die Zuschauer, wir beide könnten uns nicht ausstehen“, raunte er ihr leise zu.
Victoria starrte ihn nur an. Ihr Mund war wie ausgetrocknet.
„Sag jetzt etwas, verdammt! “
Der Fluch, mit einem so strahlenden und aufmerksamen Lächeln ausgestoßen, erheiterte sie unwillkürlich. Sie machte die erste Bemerkung, die ihr einfiel.
„Sie tanzen sehr gut, Mylord.“
„Das sollte eigentlich ich zu dir sagen.“
„Ihr Engländer habt wirklich für alles Regeln“, gab Victoria mit gespielter Bewunderung zurück.
„Zufällig bist du auch Engländerin, Madame“, erinnerte er sie. „Tante Flossie hat dir den Walzer sehr gut beigebracht“, fügte er etwas freundlicher hinzu. „Was hat sie dich noch gelehrt?“
Victoria war ein bisschen enttäuscht, weil er annahm, sie habe auch das Tanzen Tante Flossie zu verdanken. „Du kannst dich darauf verlassen, daß ich alle Fähigkeiten beherrsche, die die Engländer bei einer jungen Dame von Stand für nötig erachten.“
„Und die wären?“ erkundigte sich Jason.
„Neben Klavier spielen kann ich singen, Walzer tanzen und sticken. Außerdem kann ich Französisch und einen tiefen Knicks machen. Mir scheint“, stellte sie amüsiert fest, „in England ist es für ein weibliches Wesen wichtig, völlig nutzlos zu sein.“
Jason lachte über ihre Bemerkung und dachte: Sie ist eine erstaunliche Mischung von Erfahrenheit und Unschuld, Weiblichkeit und Mut, ungewöhnlicher Schönheit und fast kindlicher Ausgelassenheit. Ihr Körper war für die Hände eines Mannes wie geschaffen, mit ihren Augen konnte sie Begehren hervorrufen, ihr Lächeln konnte sonnig oder sinnlich sein, und ihre Lippe... . ihre Lippen luden zum Küssen ein.
„Es ist unhöflich, jemanden so anzustarren“, sagte Victoria.
Er riss seinen Blick von ihrem Mund los. „Tut mir leid.“
„Du hast gesagt, man solle beim Tanzen ein bisschen flirten“, erinnerte sie ihn scherzhaft. „Ich habe damit überhaupt keine Erfahrung... . hast du welche?“
„Mehr als genug“, entgegnete er, während er ihr bewundernd ins Gesicht sah, das nun wieder Farbe bekommen hatte. „Ausgezeichnet. Zeige mir, wie man das macht.“
Jason verlor sich für einen Moment in ihren saphirfarbenen Augen, und Verlangen stieg ihn ihm auf. Er zog sie enger an sich. „Du brauchst keinen Unterricht“, murmelte er heiser. „Du kannst es jetzt schon ganz gut.“
„Was kann ich ganz gut?“
Ihre offensichtliche Verwirrung ließ Jason wieder zur Vernunft kommen. „Dich selbst in viel mehr Schwierigkeiten zu bringen, als du je für möglich hältst.“
Am Rand der Tanzfläche hob der junge Lord Crowley sein Lorgnon und musterte Lady Victoria von Kopf bis Fuß. „Vorzüglich“, meinte er zu seinem Freund. „Wie ich dir gleich sagte, als wir den ersten Blick in der Brook Street auf sie warfen. Ich habe ihresgleichen noch nie gesehen. Sie ist himmlisch, ein Engel.“
„Eine wirkliche Schönheit“, stimmte der junge Lord Wiltshire zu. „Wenn Wakefield nicht wäre, würde ich ihr selbst den Hof machen“, sagte Crowley. „Ich würde sie belagern, ihre anderen Freier vertreiben und ihr nachjagen! “
„Das könntest du tun“, scherzte Lord Wiltshire, „doch um sie zu fangen, müsstest du zehn Jahre älter und zwanzigmal reicher sein. Obwohl man hört, daß die Ehe noch nicht ganz sicher ist.“
„In dem Fall beabsichtige ich, mich noch heute Abend bei ihr einführen zu lassen.“
„Ich auch“, erwiderte Lord Wiltshire und beide eilten davon auf der Suche nach ihren Müttern, um sich für einen Antrittsbesuch anmelden zu lassen.
Für Victoria war der Abend ungeheuer erfolgreich. Sie hatte gefürchtet, daß die Gesellschaft größtenteils Lady Kirby ähnlich war, doch die meisten schienen sie zu akzeptieren. Einige, vor allem die Herren, waren sogar fast übertrieben großzügig mit ihren Komplimenten. Sie umringten Victoria und baten um Tänze, blieben dann an ihrer Seite, wetteiferten um ihre Aufmerksamkeit und fragten um Erlaubnis, bei ihr vorsprechen zu dürfen. Victoria nahm das alles nicht so ernst, aber sie behandelte
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