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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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ihm ohne Messer sein nasses Hemd ausziehen konnte, um es als Verband für seinen verletzten Fuß zu verwenden. Beide Ideen waren wahrscheinlich sinnlos oder schlimmer … aber dann hörte ich das Brummen eines Motors auf dem Wasser.
    Lichter glitten über das Ufer und richteten sich gezielt auf das kleine weiße Boot, in dem ich stand. Ich wedelte mit den Armen, um sie ans Ufer zu holen. Ich hörte aufgeregte Stimmen, aber was sie sagten, konnte ich wegen des dröhnenden Motors nicht verstehen. Ein kleines, aber moderneres, stromlinienförmiges Boot komplett mit Scheinwerfern schoss auf uns zu.
    Jetzt war Hilfe da. Außer, das waren die Kerle, die dem Mann vor mir den halben Fuß abgetrennt hatten. Und hier war ich und trug nichts am Körper außer Adams Hundemarke. Na ja, da konnte man nichts machen; meine Sittsamkeit war nicht das Leben eines Mannes wert.
    Das Boot war kaum am Ufer angekommen, als schon drei Männer in den Fluss sprangen. Einer von ihnen packte
sich den Bug, und sobald er die Leine fest in der Hand hielt, machte ein vierter den Motor aus und sprang ebenfalls heraus.
    »Benny?«, »Faith?« und »Wer sind Sie?« lösten sich schließlich in Hank und Fred Owens, Jim Alvin und Calvin Seeker auf. Jim Alvin übernahm die Vorstellungen. Er war auf jeden Fall der Älteste unter ihnen, obwohl nur Calvin als jung durchging.
    Erst nachdem die Owens-Brüder ihren Erste-Hilfe-Koffer hervorgezogen und sich darangemacht hatten, den verwundeten Mann zu versorgen, wurde mir klar, dass wir alle – das Opfer, ich und die vier Männer aus dem anderen Boot – Indianer waren.
    Jim Alvin war vielleicht Mitte sechzig und roch nach Holzrauch und altem Tabak. Calvin war ungefähr Anfang Zwanzig. Ich schätzte, dass Hank und Fred ungefähr in meinem Alter waren. Sie sahen sich ähnlich genug, um Zwillinge zu sein, auch wenn Hank kein Wort sprach. Ich weiß nicht, ob ich seine Hundemarken bemerkt hätte, wenn Adam mir nicht gerade erst seine überreicht hätte. Aber trotzdem wäre mir an der Art, wie sie effizient und konzentriert Benny Jameson versorgten, auf jeden Fall aufgefallen, dass sie irgendeine Art Notfall-Training absolviert hatten.
    Benny war der Verletzte.
    Jim verhörte mich – auch wenn er seine Fragen sanft und ruhig stellte –, während die Owens-Brüder ihr Bestes taten, um Benny zu retten.
    »Du hast niemand anderen gesehen?«, fragte er, nachdem ich ihm erzählt habe, wie Adam und ich das Boot gefunden hatten – und wie Adam zum Campingplatz
zurückgelaufen war, während ich tun sollte, was möglich war.
    »Nein.« Ich zog die Decke, die sie mir gegeben hatten, enger um den Körper.
    Benny wachte kurz auf, als sie anfingen, seinen Fuß mit elastischen Bandagen zu umwickeln. Es klang, als täte es weh.
    Jim seufzte. »Bennys Schwester Faith war mit ihm zum Angeln draußen. Sie sollten eigentlich zum Abendessen zu Hause sein. Julie, Bennys Frau, hat Fred angerufen, als Benny nicht an sein Handy ging. Wir waren schon angelandet, aber die Jamesons sind gute Leute. Wir haben das Boot wieder ins Wasser geschoben und haben angefangen zu suchen. Von welchem Stamm sagtest du, bist du?«
    Ich hatte gar nichts gesagt, obwohl sie sich alle auf diese Art vorgestellt hatten. Sie gehörten alle zur Nation der Yakama (mit drei a’s, obwohl die Stadt Yakima geschrieben wird). Die Owens-Brüder waren Yakama. Jim Alvin war Wish-ram und Yakama, genauso wie Calvin Seeker. Ich selbst dachte nicht so über mich. Ich war ein Walker und eine Mechanikerin, was beides Recht oft dafür sorgte, dass ich am Rand stand. Ich war Adams Gefährtin, was mich mit ihm und dem Rudel verband.
    Ich war müde und mir war kalt. Es dauerte zu lange, mich zu erinnern.
    »Blackfoot«, sagte ich, dann korrigierte ich mich. »Blackfeet.«
    »Du weißt es nicht genau?«, fragte Calvin und sprach damit zum ersten Mal – obwohl er mich schon beobachtete, seitdem sie ans Ufer gekommen waren. Ich hatte fast vergessen, dass ich nackt war, bis ich in sein Gesicht sah,
kurz bevor sie mir die Wolldecke zuwarfen. Ich ging davon aus, dass höfliches Desinteresse von allen Seiten einfach zu viel verlangt war – drei von vier war schon gar nicht schlecht.
    »Ich habe meinen Vater nie kennengelernt – meine Mutter ist weiß. Er hat meiner Mutter gesagt, er käme aus Browning, Montana«, erklärte ich ihnen. Die Wolldecke schaffte es wunderbar, die Haut zu wärmen, die sie bedeckte.
    Früher hätte es mich nicht gestört, nackt und nur in eine Decke

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