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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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und sieh dir an, was sie im Keller lagern. Zu Mittag trefft ihr meinen jungen Enkel am Horsethief Lake und er wird euch Sie-die-wacht zeigen.«
    Ich wusste, wer Sie-die-wacht war, obwohl ich sie noch nie persönlich gesehen hatte. Sie war das berühmteste der Piktogramme am Horsethief Lake.
    »Die Führungen gibt es nur am Freitag«, kommentierte Adam. »Um zehn Uhr morgens.«
    Der alte Mann grunzte. »Indianer gehen, wann immer sie wollen – das Land gehört uns.« Er tippte mich an. »Sie ist indianisch, egal, was sie selbst glaubt. Mein Enkel ist Indianer. Zusammen können sie einen weißen Werwolf mitnehmen, der zu einem indianischen Kojotenmädchen gehört.«
    Er streckte sich und warf Adam die leere Getränkedose zu – der sie fing. »Für einen alten Indianer wird es Zeit, zu gehen.« Er schaute noch einmal zu mir. »Wenn du schon die Worte des weißen Mannes wählst, um dich selbst zu beschreiben: ›Avatar‹ ist zutreffender als ›Walker‹.«
    Er nahm seine Tasche und deutete mit dem Kinn auf den kleinen Tontopf. »Es ist besser, wenn du das behältst, kleine Schwester. Ein Kojote wird sich oft verletzen, wenn er mit den Wölfen rennt.«
    Und damit ging er.
    Adam und ich warteten beide mit angehaltenem Atem, aber wir hörten weder Schritte noch ein Auto oder ein Boot.
    Nach einem Moment warf ich meine Kleidung ab und verwandelte mich – und das war so ungefähr die letzte Verwandlung, die ich heute Nacht noch bewältigen konnte. Aber es war besser, wenn ich mich verwandelte als Adam. Er öffnete die Tür des Wohnwagens und trat hinter mir nach draußen, als ich meine Nase an den Boden hielt und der Witterung des alten Mannes folgte. Er war zum Fluss gegangen, nicht zur Straße.
    Ich folgte der Spur zu dem kleinen Nebengewässer, in dem Adam und ich gespielt hatten. Ungefähr drei Meter
bevor der Boden zum Strandbereich abfiel, verschwanden sowohl Gordon Seekers Schuhabdrücke als auch seine Witterung.
     
    »Was denkst du? War er ein Geist?«, fragte Adam, als er nochmal meine Füße abrieb, während ich auf der Couch saß.
    Ich hatte ihm gesagt, dass sie in Ordnung waren. Aber er hatte mich ignoriert und darauf bestanden, sie nochmal zu säubern, nachdem ich rumgelaufen war, obwohl ich auf Pfoten gewesen war und nicht barfuß. Sie taten auch nicht so weh, wie es eigentlich hätte sein müssen – diese Salbe hatte die Schnitte um einiges besser geheilt, als es mein normales Melkfett gekonnt hätte. Ich hatte nur noch eine Menge kleiner Schrammen.
    »Ich glaube, es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, Horatio«, sagte ich. »Gewöhnlich kann ich erkennen, ob jemand ein Geist ist. Oder falls ich es nicht kann, habe ich es zumindest nie herausgefunden. Was ist mit dir?«
    »Er roch nach Holzrauch und Raubtier«, antwortete Adam. »Er hat geatmet und ich konnte sein Herz schlagen hören. Müsste ich raten, würde ich sagen, kein Geist. Aber ich habe eigentlich noch nie einen Geist gesehen, also ist es nur eine Vermutung. Geist war die erste Erklärung, die mir für seine Verschwindibus-Aktion eingefallen ist.«
    »Du hast noch nie einen Geist gesehen?« Ich sah sie ständig, also vergaß ich oft, wie selten andere Leute sie wahrnehmen konnten.
    »Nein. Also, wofür hältst du Gordon Seeker?«
    »Weißt du«, erklärte ich ihm, »es gibt einen alten indianischen
Brauch, von dem Charles mir einmal erzählt hat. Wenn ein Gast in dein Haus kommt und etwas darin lautstark bewundert, dann soll man es ihm schenken. Charles meinte, es gäbe drei Gründe für diesen Brauch. Zum Ersten« – ich hielt einen Finger in die Höhe – »ist Großzügigkeit eine Tugend, die man ermuntern sollte. Zum Zweiten« – ich hob den nächsten Finger – »bringt es dir bei, dich nicht zu sehr an Dinge zu binden oder zu stolz auf sie zu sein. Familie, Freunde, die Gemeinschaft, das ist wichtig. Dinge nicht. Kannst du den dritten Grund erraten?«
    Er lächelte. »Den hat Charles mir verraten. Sei vorsichtig, wen du in dein Haus einlädst. Ich habe erst daran gedacht, nachdem Seeker bereits im Wohnwagen war. Vielleicht war er die indianische Version einer Hexe. Medizinmann.«
    »Charles sagt, dass Medizinmänner und Hexen sich nicht besonders ähnlich sind.«
    Mein Bein juckte. Ich zog die Hose hoch und dachte ernsthaft daran zu kratzen.
    »Siegel des Flusses«, sagte Adam und berührte vorsichtig die Wunde.
    »Er war mindestens so schlimm wie das Feenvolk«, beschwerte ich mich. »Er hat keine einzige Frage beantwortet und

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