Sigma Force 05 - Das Messias-Gen
Sicherheitsvorschriften von Sigma Zutritt zu dem Mädchen zu gewähren - bedauerlicherweise wusste dies aber auch Mapplethorpe. Und in Anbetracht der Reaktionen am Tisch und der zwischen ihnen herrschenden Spannungen würde Mapplethorpe Juri niemals allein zu dem Mädchen lassen.
»Eine Person darf Dr. Raew begleiten«, sagte Painter.
Mapplethorpe verstand die Einschränkung falsch. »Uns ist bekannt, wo sich die Zentrale von Sigma befindet, falls Sie fürchten sollten, wir könnten zu viel herausbekommen. Sie liegt unter dem Smithsonian Castle.«
Obwohl das für Painter eigentlich keine Überraschung hätte darstellen sollen, krampfte sich ihm der Magen zusammen. Mapplethorpe hatte im Geheimdienstnetz von Washington überall seine Finger drin. Sean hatte ihn vorgewarnt, dass er nicht lange brauchen würde, um herauszufinden, wer die Verantwortlichen waren und wo sie saßen. Trotz seines großen politischen Einflusses war es Mapplethorpe bislang jedoch noch nicht gelungen, sich Zugang zum innersten Bereich von Sigma zu verschaffen. Wahrscheinlich versuchte er hinter den Kulissen, ihre Tore zu stürmen. Seans Ziel war es, ihn auf Dauer davon fernzuhalten.
Painter setzte eine undurchdringliche Miene auf. »Wie dem auch sei, ich lasse nur einen Begleiter zu.« Sein Blick wanderte zwischen den beiden Männern hin und her.
McBride hob die Hand. »Ich gehe mit. Ich kann Juri helfen.«
Der Russe rollte mit den Augen; offenbar war Dr. Raew von dem Angebot wenig begeistert.
Mapplethorpe musterte Painter durchdringend, dann nickte er bedächtig. »Aber wir verlangen für unsere Kooperationsbereitschaft ein Zugeständnis.«
»Und das wäre?«
»Sie dürfen das Mädchen behalten - sobald sie sich erholt hat, gewähren Sie uns jedoch freien Zutritt. Ihre Fähigkeiten sind für uns unverzichtbar. Das ist eine Frage der nationalen Sicherheit.«
»Kommen Sie mir nicht damit«, sagte Painter. »Mit Ihrer Kooperation haben Sie die Grenzen menschlichen Anstands weit überschritten.«
»Wir haben lediglich wissenschaftlichen Beistand geleistet und die Forschung bezuschusst. Das Projekt war bereits weit fortgeschritten. Hätten wir nicht kooperiert , wie Sie sich ausdrücken, wäre unser Land in Gefahr.«
»Was für ein Blödsinn! Wenn Sie diese Grenze überschreiten, schaden Sie uns allen. Welche Nation versuchen wir eigentlich zu schützen, wenn wir die Grausamkeiten, die an diesem Mädchen verübt wurden, billigend in Kauf nehmen?«
»Sind Sie wirklich so naiv, Crowe? Die Welt hat sich unwiederbringlich verändert.«
»Das stimmt nicht. Soviel ich weiß, kreist immer noch derselbe Planet um die Sonne. Das Einzige, was sich verändert hat, sind unser Handeln und die Grenzen, die wir zu überschreiten bereit sind. Wir können dem ein Ende machen.«
Mapplethorpe funkelte ihn an. Painter sah die Entschlossenheit in seinem Blick. Dieser Mann war überzeugt von der Notwendigkeit seines Tuns und konnte nichts Falsches darin entdecken. Ein solcher Eiferer war vollkommen unempfänglich für Argumente. Painter fragte sich, woher diese Selbstgewissheit rührte - war das nur Patriotismus, oder täuschte Mapplethorpe sich mit seiner Halsstarrigkeit über die begangenen Grausamkeiten hinweg, über Verbrechen, die zu
schrecklich waren, als dass er sie vor sich selbst hätte rechtfertigen können?
Wie dem auch sei, sie waren an einem toten Punkt angelangt.
»Sind wir uns einig?«, fragte Mapplethorpe. »Ansonsten war’s das nämlich. Es gibt auch noch andere Kinder.«
Painter musterte seinen Gegner. Um das Kind zu retten, blieb ihm keine andere Wahl, als sich mit ihm einzulassen. Painter durfte das Mädchen nicht sterben lassen. Er musste am Ende den Kopf hinhalten.
Painter nickte. »Wann sind Sie so weit?«
»Ich brauche eine Stunde, um Dr. Raews Medikamente zu holen«, sagte McBride.
»Wir warten so lange«, sagte Painter und erhob sich, womit die Unterredung beendet war.
Mapplethorpe erhob sich ebenfalls und reichte ihm die Hand, als hätten sie soeben eine Grundstückstransaktion abgeschlossen. Vielleicht hatten sie das ja tatsächlich. Painter war im Begriff, ein Stück seiner Seele zu verkaufen.
Da er jedoch keine andere Wahl hatte, schüttelte er dem Mann die Hand.
Mapplethorpes Hand war kalt und trocken, sein Griff fest.
Ein Teil von Painter beneidete ihn um seine unerschütterliche Selbstgewissheit. Aber schlief er nachts auch gut? Als sie durchs holzverkleidete Restaurant zum Ausgang gingen und unter der
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