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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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rauchgrauem Teint, trug einen schwarzen
Businessanzug, der ihre kleinen Brüste verbarg und ihr ein androgynes, asexuelles Aussehen verlieh. Sie war ernsthaft, wortkarg und stets an seiner Seite. Die Presse bezeichnete sie als Nicolas’ Rasputin, und das nahm er hin.
    Es passte zu seinen politischen Zielsetzungen als kühner Reformer, der an den zaristischen Ruhm des untergegangenen russischen Reiches anknüpfte. Sein Namensvetter Nikolaus II., der letzte Zar der Romanow-Dynastie, war in Jekaterinburg, seinem Geburtsort, erst gefangen gehalten und dann erschossen worden. Obwohl der Zar ein politischer Versager gewesen war, wurde er nach seinem Tod von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen. Die Bischöfe ließen über dem Ort, wo die Familie ermordet worden war, die Auf-dem-Blut-Kathedrale errichten. Der Bau sollte die Wiedergeburt der Romanows symbolisieren.
    Manche Leute meinten, der einundvierzigjährige Parlamentsabgeordnete mit dem glatten schwarzen Haar und dem kurz getrimmten Bart sei der wiedergeborene Zar.
    Er selbst förderte derartige Vergleiche.
    Da Russland, das unter hoher Verschuldung, Armut und Korruption litt, wieder auf die Beine zu kommen suchte, brauchte es einen neuen Führer ins neue Jahrtausend.
    Nicolas wollte dieser Führer sein.
    Und noch viel mehr.
    Er ließ sich von Jelena das Papiertuch abnehmen. Sie musterte ihn von oben bis unten, dann nickte sie.
    Nicolas stellte sich den wartenden Scheinwerfern.
    Unauffällig gefolgt von Jelena, trat er durch die Tür. Das Podium stand am Kopf der Treppe, eingerahmt vom Namenszug des Waisenhauses.
    Er marschierte bis zu dem von Mikrofonen starrenden Podium und wehrte die auf ihn einstürmenden Fragen mit erhobenem Arm ab. Einer der Reporter fragte nach seinen
früheren Verbindungen zum KGB, ein anderer nach den finanziellen Beziehungen seiner Familie zu den großen Bergbauunternehmen im Ural. Je mächtiger er wurde, desto lauter wurde der Chor der Stimmen, die ihn niedermachen wollten.
    Ohne auf die Fragen einzugehen, ging er zu seiner eigenen Tagesordnung über.
    Er beugte sich über die Mikrofone und erstickte mit seiner dröhnenden Stimme das Fragengewitter. »Es ist an der Zeit, diese Türen ein für alle Mal zu schließen!«, rief er und zeigte auf den Eingang des Waisenhauses. »Die Kinder der Ukraine, Weißrusslands und Mütterchen Russlands haben lange genug unter den Verfehlungen der Vergangenheit gelitten. Das darf nie wieder geschehen!«
    Nicolas ließ seinem Ärger freien Lauf. Er wusste, wie das auf dem Bildschirm wirken musste. Das harte Gesicht der Reform und der Empörung. Er setzte sein leidenschaftliches Plädoyer für eine neue Vision von Russland fort, verlangte Taten und forderte dazu auf, nach vorn zu blicken, ohne die Vergangenheit zu vergessen.
    »In zwei Tagen wird in Tschernobyl der Reaktor Nummer vier unter einer Stahlkuppel versiegelt. Der neue Sarkophag markiert das Ende einer Tragödie und wird ein Mahnmal sein für die Männer und Frauen, die ihr Leben geopfert haben, um nicht nur unser Heimatland, sondern die ganze Welt zu schützen. Für die Feuerwehrleute, die mit ihren Schläuchen die Stellung hielten, während die Strahlung ihre Zukunft verbrannte. Für die Piloten, die durch die giftige Wolke geflogen sind, um Beton und Material heranzuschaffen. Für die Bergleute, die aus dem ganzen Land herbeiströmten, um die erste Schutzhülle um den Reaktor zu errichten. Diese ruhmreichen Männer und Frauen, die erfüllt waren von Heimatstolz, sind das wahre Herz Russlands! Wir dürfen sie und ihr Opfer niemals vergessen!«

    Während Nicolas sprach, war die Menschenmenge hinter den Reportern angewachsen. Der Jubel und der Applaus ermutigten ihn.
    Dies war die erste von vielen Reden, die er halten würde, bis er schließlich beim Festakt in Tschernobyl sprechen würde, wenn der neue Sarkophag über die radioaktive Ruine des havarierten Reaktors gestülpt werden würde. Der ursprüngliche Betonschutz zerbröckelte bereits, denn er war nur als Übergangslösung gedacht gewesen, und das Unglück war zwanzig Jahre her. Der neue Sarkophag wog achtzehntausend Tonnen und war halb so hoch wie der Eiffelturm. Er war das größte bewegliche Gebilde auf Erden.
    Auch andere Politiker schlugen mit ähnlichen Veranstaltungen und Reden Kapital aus dem Ereignis. Nicolas aber war der lauteste und sprachmächtigste, ein vehementer Befürworter einer Atomreform, der in den strahlenden Brutstätten im ganzen Land aufräumen wollte.

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