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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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gezogen. Offenbar folgten sie der Wasserscheide, welche die Osthänge des Urals entwässerte. An der Westseite flossen das Regen- und Schmelzwasser ins Kaspische Meer; an dieser Seite floss es in ein Gebiet mit großen Wasserläufen und Hunderten von Seen ab, bis es schließlich ins Arktische Meer mündete.
    Was die Russen da vorhatten …
    Die Bestürzung war ihm deutlich anzuhören gewesen.
    Sein scharfer Tonfall ließ Konstantin zusammenschrecken.
    »Tut mir leid«, sagte Monk leise, denn er wusste, dass Geräusche im Gebirge weit trugen. Er selbst hatte die Kinder gebeten, sich nur im Flüsterton zu unterhalten. Jetzt bemühte er sich, seiner eigenen Vorgabe gerecht zu werden, wenngleich sein Tonfall immer noch angespannt war. »Trotz der Löcher in meinem Gedächtnis weiß ich, dass dieses Vorhaben Wahnsinn ist.«
    »Sie werden Erfolg haben«, fuhr Konstantin sachlich fort. »Das ist nicht schwer. Eine ganz simple Strategie. Wir«, er zeigte auf Pjotr und Kiska, dann schwenkte er den Arm, als wollte er auch die anderen Kinder einbeziehen, die mit ihm in der Höhlenstadt lebten, »haben verschiedene Szenarien und Modelle durchgespielt, die wahrscheinlichen Ergebnisse berechnet, statistische Daten aus aller Welt analysiert, die Umweltauswirkungen studiert und die Folgen extrapoliert. Das ist alles andere als Wahnsinn.«
    Monk hörte dem Jungen aufmerksam zu. Er drückte sich eher aus wie ein Computer als wie ein Halbwüchsiger. Andererseits saß hinter Konstantins Ohr eine Stahlplatte. Alle Kinder hatten eine. Auch bei Marta war im Fell hinter dem Ohr ein daumengroßes Stahlimplantat verborgen. Im Verlauf der vergangenen Stunde hatte Konstantin seine Rechenfähigkeiten
unter Beweis gestellt. Kiska hatte ihm gezeigt, dass sie Vogelgesang perfekt nachahmen konnte.
    Nur Pjotr scheute sich anscheinend, seine Fähigkeiten zu demonstrieren.
    »Er ist ein Empath«, hatte Konstantin erklärt. »Er erspürt die Emotionen anderer Menschen, auch wenn diese sie verstecken oder sogar gegensätzlich handeln. Ein Lehrer hat mal gemeint, er sei ein lebender Lügendetektor. Deswegen zieht er die Gesellschaft von Tieren vor und verbringt viel Zeit in der Menagerie. Er hat sich auch dagegen ausgesprochen, dass wir Marta mitnehmen.«
    Monk schaute den Jungen an, der neben der alten Schimpansin herging. Er beobachtete ihn schon eine ganze Weile, denn er wollte wissen, wie Pjotr sich mit Marta verständigte. Beide waren in ständiger Verbindung, wechselten wortlose Blicke, hoben die Brauen, spitzten die Lippen oder gestikulierten.
    Plötzlich versteifte sich Pjotr und blieb stehen. Marta hielt ebenfalls an. Pjotr drehte sich zu Konstantin um und sprach hastig auf ihn ein, ein verängstigtes Gebrabbel, erst auf Russisch, dann auf Englisch. Seine kleinen Augen suchten Monks Blick, als erwartete er sich von ihm eine wundersame Rettung.
    »Sie sind hier«, flüsterte der Junge.
    Monk brauchte Pjotr nicht zu fragen, wen er meinte. Die Antwort stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Arkadij und Zakhar.
    Die beiden sibirischen Tiger.
    »Los!«, sagte Monk. Sie rannten am Ufer entlang. Konstantin vorneweg. Kiska, seine Schwester, folgte ihm so leichtfüßig wie eine Gazelle. Monk überließ es Konstantin, einen Weg durch das Blaubeergestrüpp, das dürre Buschwerk und die Steine am Ufer zu suchen. Monk blickte sich immer wieder
über die Schulter um. Er musste sich in Acht nehmen. Der Boden war stellenweise mit strohgelben Baumnadeln bedeckt, die so glatt waren wie eine Eisfläche.
    Pjotr rutschte aus und landete auf dem Rücken. Marta legte ihren pelzigen Arm um ihn und zog ihn auf die Beine. Monk drängte sie zum Weiterrennen. Der Abstand zu Konstantin und Kiska hatte sich vergrößert.
    Sie rannten fünf Minuten lang, dann wurden sie langsamer. Die Wirkung des Adrenalins und der Todesangst hielt nicht lange vor. Zehn Minuten später stolperten sie nur noch dahin.
    Die Gruppe rückte wieder näher zusammen.
    Von ihren Verfolgern war nichts zu hören, weder das Rascheln von Zweigen noch das Knacken von Ästen. Die Tiger ließen sich noch immer nicht blicken.
    Konstantin, der laut keuchte und ganz rot im Gesicht war, blickte Pjotr böse an und sagte etwas auf Russisch. Offenbar schalt er ihn wegen des Fehlalarms aus.
    Monk winkte beschwichtigend ab. »Er kann doch nichts dafür«, japste er.
    Pjotr wirkte verletzt, aber noch immer verängstigt.
    Marta stieß einen leisen Warnruf aus und rempelte Konstantin an.
    Kiska beschimpfte ihren Bruder

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