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Sigma Force 05 - Das Messias-Gen

Titel: Sigma Force 05 - Das Messias-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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ebenfalls auf Russisch.
    Monk wusste inzwischen, dass Pjotr Entfernungen nicht gut schätzen konnte. Seine Begabung beschränkte sich auf Emotionen. Er musste darauf vertrauen, dass sein Plan sie retten würde, wenn die Tiger …
    Pjotr wurde stocksteif und riss die Augen auf.
    Worte waren überflüssig.
    »Jetzt!«, brüllte Monk.
    Sie machten wie ein Mann kehrt und rannten wie verabredet los - geradewegs auf den reißenden Fluss zu. Monk packte Pjotr, presste ihn an sich und sprang von der Uferböschung
ab. Ein paar Meter weiter landeten Kiska und Konstantin mit einem lauten Klatschen im Fluss.
    Monk tauchte im eiskalten Wasser auf und stellte fest, dass der Junge sich wie eine Kletterpflanze an seinen Hals klammerte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Marta sich auf einen Baum hochschwang und rasch in die Höhe kletterte.
    Tiefer im Wald … eine Bewegung … ein Aufblitzen gelben Fells …
    Monk schwamm zur Mitte des Flusses, wo es am tiefsten und die Strömung am stärksten war. Er sah, wie Marta von einem Baum zum anderen sprang. Schimpansen konnten nicht schwimmen und verfügten nicht über ausreichend Auftrieb. Sie musste an Land bleiben.
    Das Gebüsch teilte sich, und ein gewaltiges Tier tauchte auf, geduckt, die Nase witternd, die Tatzen weit auseinandergesetzt, der gestreifte Schwanz steil aufgerichtet.
    Der Tiger sprang ab.
    Monk schwamm rückwärts, behindert vom Rucksack und dem Gewicht des Jungen. Pjotr umklammerte ihn noch fester und schnürte ihm die Luft ab.
    Mit vorgestreckten Tatzen und ausgefahrenen schwarzen Krallen flog der Tiger durch die Luft.
    Monk war nicht schnell genug.
    Das allerdings wurde durch die Strömung wettgemacht.
    Der Tiger klatschte mehrere Meter von ihm entfernt ins Wasser und verfehlte seine Beute.
    Monk steuerte eine Lücke zwischen zwei Felsen an. Er verfing sich in einem Strudel, wurde in die Tiefe gezogen, tauchte wieder auf.
    Pjotr spuckte Wasser, hustete.
    Monk wandte den Kopf und sah, dass der Tiger flussaufwärts schwamm. Er drehte sich in der Strömung. Auch wenn
man den Katzen nachsagte, sie seien wasserscheu, so galt das nicht für Tiger. Trotzdem schwamm das Tier ans Ufer. Tiger jagten nicht im Wasser.
    Raubkatzen pirschten sich im Verborgenen an.
    Die Tiger waren ihnen offenbar lautlos gefolgt, als sie nach Pjotrs Warnung durch den Wald geflohen waren, und hatten sich unbemerkt angeschlichen. Der Junge hatte recht gehabt. Geleitet von ihrem uralten Instinkt und ihrer Schläue, hatten die beiden Tiger sie aufgespürt und gewartet, bis sie müde waren. Erst dann hatten sie angegriffen. Tiger sind Sprinter, keine Langstreckenläufer. Sie passen stets den günstigsten Moment zum Angriff ab.
    Am Flussufer tauchte ein weiterer Tiger auf, der verunsichert auf und ab schnürte. Die erste Raubkatze kletterte triefend nass aufs Trockene. Sie schüttelte sich und verspritzte dabei Wasser.
    Monk konnte das Raubkatzenpaar deutlich sehen. Sie wirkten zwar kräftig, gleichzeitig aber ausgemergelt und unterernährt. Ihr Fell war struppig. Wie die Wölfe hatten auch sie Stahlplatten im Schädel. Das Ohr des einen Tigers war zerfetzt, offenbar eine alte Jagdverletzung. Konstantins Beschreibung nach war das Zakhar. Da sie Geschwister waren, konnte man sie nur anhand des zerfledderten Ohrs unterscheiden.
    Wie auf einen lautlosen Befehl hin machten beide Tiger mit einer geschmeidigen Bewegung kehrt und verschwanden in der Dunkelheit des Waldes.
    Monk wusste, dass es noch nicht vorbei war.
    Die Jagd hatte gerade erst begonnen.
    Er wandte den Kopf und sah, wie Konstantin und Kiska um eine Flussbiegung verschwanden. Monk schwamm ihnen in Seitenlage hinterher. Pjotr zitterte. Monk wusste, dass der Junge nicht vor Kälte zitterte und auch nicht aus Angst vor
den Tigern. Mit seinen großen, panikerfüllten Augen musterte er nicht das Ufer, sondern das Wasser ringsumher.
    Was machte ihm Angst?

15:35
    Pjotr klammerte sich an den großen Mann. Er hatte ihm die Arme um den Hals gelegt und die Beine um die Hüfte geschlungen. Überall war Wasser. Er schmeckte es auf den Lippen, spürte es in den Ohren und roch den süßlichen, widerlichen Modergeruch. Die Eiseskälte drang bis in seine Knochen.
    Er konnte nicht schwimmen.
    Genau wie Marta.
    Am Ufer hielt er Ausschau nach seiner Freundin.
    Pjotr wusste, dass ein Großteil seiner Angst von ihr herrührte. Tiefes Wasser war für sie tödlich. Als sie über die Steine ans andere Ufer gegangen waren, hatte er ihr Herzklopfen gespürt und bemerkt,

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