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Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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auszuziehen.

15
    Während Whispr ein leises Gurgeln von sich gab und zurückschreckte, stand Ingrid einfach nur da und starrte den Mann an. Die wissenschaftliche Neugier gab ihr die notwendige Distanz, um ihre Gefühle unter Kontrolle zu behalten. Als sich die Haut des Mannes in der Mitte teilte, konnte sie sehen, dass seine Begleiterin ihre Epidermis auf dieselbe Weise ablegte. Die Hälften zweier Menschen bildeten zerknitterte Haufen auf den Fußgelenken ihrer Besitzer.
    Was an ihrer Stelle erschien, waren nicht etwa zwei Schmetterlinge.
    »Heilige Scheiße«, murmelte Whispr. Er wiederholte diese Worte immer wieder. Als defensives Mantra waren sie außerordentlich hilfreich.
    Die Enthüllung war umso schockierender, da sie völlig unverhofft geschehen war. Weder die Vorder- noch die Rückseite ihrer Eskorte hatte irgendeinen Hinweis auf einen Saum oder ein Siegel aufgewiesen. Jetzt lagen ihre Haut und ihre Kleidung aufgetürmt zu ihren Füßen. Oder zumindest an der Stelle, an der sich ihre Füße befunden hätten, wenn sie denn welche besessen hätten.
    An der Stelle, an der die dicke Frau gestanden hatte, entfaltete sich ein Komplex aus meterlangen goldenen Türmen. Jeder endete in einer Spitze, mit einigen Ausnahmen, die sich wiederum in kleinere Türme verzweigten, die die teigigen Hände und Finger ersetzt hatten. Aus der Mitte des architektonisch bewundernswerten Wesens ragten zwei glänzende Linsen auf Stangen hervor, die die beiden wie gelähmt dastehenden Namerikaner ansahen. Das Licht schimmerte auf dieser Verwirrung von Gliedmaßen, die aus reinem butterfarbenem, Gold geschaffen zu sein schienen. Konnte man diese freibewegliche Ansammlung goldener Speere noch immer als eine »Sie« bezeichnen?, fragte sich Ingrid.
    »Ihr« Begleiter trat gerade aus seinem Haufen aus abgelegter Epidermis und jetzt nicht mehr benötigter Kleidung hervor. Er hatte sich ebenfalls aufgerichtet. Zumindest bestand er noch aus Fleisch und Knochen, dachte Ingrid, während sie die Kreatur studierte. Trotz alledem bestand der Kopf, der auf einem beweglichen Hals ruhte, aus einem einzigen runden gelben Auge mit mehreren Linsen, außerdem liefen beide Arme in Augen mit nur einer Linse aus, die ihr deutlich vertrauter vorkamen, und auch in der Nähe seiner nackten Hüften waren Linsen zu sehen, die sich von den anderen drastisch unterschieden. Sein Torso war mit zentimeterdickem braunen Fell bedeckt und saß zentriert auf einer robusten, eckigen Basis, aus deren Unterseite vier Beine herausragten. Aus jedem Knie stand ein zum Greifen fähiger Tentakel hervor.
    Die Frau hätte aus einer Skizze von Wright stammen können, während der Mann perfekt in eine Geschichte von Lovecraft gepasst hätte. Während Ingrid und Whispr noch immer wie betäubt und sprachlos zusahen, bewegte sich das Durcheinander aus goldenen Türmen steif über den Tisch, an dem sie saßen. Obwohl kein Mund zu sehen war, drang eine Stimme aus den gegeneinanderprallenden, organo-metallischen Tiefen. Die Worte waren nicht nur verständlich, die Vokale wurden überdies in einer syntaktischen Flüssigkeit vorgebracht, die sehr beruhigend wirkte.
    »Sie sind verwirrt. Das war zu erwarten.«
    »War auch zu erwarten, dass wir Angst haben?« Whispr hatte seinen Stuhl so weit wie möglich vom Tisch und dem Wesen vor sich zurückgeschoben. »Denn die hab ich jetzt.«
    Jegliche möglicherweise beabsichtigte Ironie ignorierend, konzentrierte das Turmwesen seinen einäugigen Blick auf den schlanken Meld. »Das ist ebenso bedauerlich wie verständlich.«
    Ingrid schluckte schwer. »Was   … Was sind Sie? Sie sind keine Melds, das kann nicht sein.«
    »Aber so ist es.« Auch wenn man unmöglich sagen konnte, wohin die große Kugel auf dem Körper des Mannes sah, schien der Großteil der kleineren Linsen in ihre Richtung gerichtet zu sein. »Aber anders, als sie vielleicht denken. Am Ende gibt es nur noch Melds.«
    »Ich bin kein Meld«, erwiderte sie fast schon reflexartig. »Ich habe vor Kurzem einige Manipulationen durchführen lassen, aber die sind nur kosmetischer Natur und können problemlos rückgängig gemacht werden.«
    »Erste Schritte«, meinte die Frau. »Um den weiteren Dialog zu vereinfachen, sollten Sie wissen, dass mein Name Sarah lautet.«
    Sarah . Ingrid stellte fest, dass sie fast schon beängstigend ruhig war. Sarah, die bewegliche intelligente Skulptur.
    »Und mich können Sie Johan nennen.« Die Stimme des Mannes drang aus dem Inneren seines mit dickem Fell

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