Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signal: Roman (German Edition)

Signal: Roman (German Edition)

Titel: Signal: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
schweigend nebeneinanderher. Auf seiner linken Seite huschte eine Eidechse in einen Riss in der Schluchtwand, und ihr schwarz-grau gestreifter Schwanz verschwand blitzartig zwischen den Felsen.
    Als sie schließlich etwas sagte, trafen ihn ihre Worte bis ins Mark und rührten ihn mehr, als es Napun Molés Anschlag auf ihr Leben in Florida oder die Verfolgungsjagd im Sanbona-Reservat getan hatten.
    »Wo wir gerade beim Thema ›Freunde‹ sind   … Warst du jemals verliebt, Whispr?«
    Er traute sich nicht, sie anzusehen. Was sollte er ihr darauf antworten, ohne sich zu verraten? Dass er jemanden wie sie, der so schön war und gesellschaftlich so weit über ihm stand, anfänglich nur hatte bewundern können? Dass sich diese Bewunderung ab dem Zeitpunkt, als sie beschlossen hatten, zusammenzuarbeiten, und sie auf einmal für ihn zugänglicher geworden war, in Begehren verwandelt hatte? Dass er daraufhin in ein Gefühlswirrwarr gestürzt worden war, aus dem er trotz all seiner Bemühungen bisher keinen Ausweg gefunden hatte? War das Liebe? War es unbedeutend, weil er selbst unbedeutend war, oder konnte er möglicherweise hoffen, dass er trotz seines erbärmlichen Lebensstils dazu in der Lage war, etwas Tieferes und Bedeutungsvolleres zu empfinden?
    Er war verwirrt. Verwirrt, verunsichert, verängstigt, beschämt, und vor allem litt er. Der Schmerz jagte durch seinen Körper, wann immer er sie ansah. Wenn sie ging, wenn sie aß, wenn sie schlief und er seinen Blick offen über ihren Körper streifen lassen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass sie sein Starren bemerkte und sich davon beleidigt fühlte.
    Du bist ein Krimineller, rief er sich ins Gedächtnis. Ein Verbrecher, ein Mörder (wenngleich das unabsichtlich geschehen war), ein Individuum, das am Rande der Gesellschaft herumgeisterte, ein entbehrlicher Herumtreiber-Meld. Du schadest dir nur selbst, wenn du glaubst, zwischen dir und dieser Frau könnte sich etwas anderes als eine kurzfristige Geschäftsbeziehung entwickeln.
    Doch da war noch der Schmerz. Anders als Ingrid würde er immer bei ihm bleiben. Dieser Schmerz war wie ein arktischer See in einer gefrorenen emotionalen Landschaft, durch die er sich mühevoll bewegen musste. Jedes beiläufige Wort tat ihm aufs Neue weh, jede Kritik brachte nur noch mehr Qualen hervor. Er wollte, dass der Schmerz verging, wollte ihn nicht mehr spüren, ihn ebenso verschwinden lassen wie das Wasser des Regengusses. Aber das gelang ihm nicht. Der Schmerz blieb heftig und pochend bei ihm und fraß ihn von innen heraus auf.
    Ja, beschloss er, das fühlte sich wie Liebe an.
    »Whispr?« Sie deutete nach vorn.
    Eine Schlange glitt von einer Seite des ausgetrockneten Flussbettes auf die andere. Sie war braun und deutlich kleiner als die gefährliche Mamba, die in der Höhle, in der sie sich vor der Sucherdrohne versteckt hatten, gleichgültig über Ingrids Körper hinweggeglitten war. Er wusste nicht, ob diese hier giftig war oder nicht, und stellte fest, dass ihm das eigentlich auch egal war.
    »Wir können einfach einen Bogen um sie machen«, meinte er. »Worüber haben wir eben noch gesprochen? Ach ja, die Liebe. Natürlich bin ich schon verliebt gewesen«, nahm er das Gesprächsthema wieder auf. »Es gab da eine ganz besondere Frau   …« Er beendete den Satz nicht, weil ihm die Worte nicht über die Lippen kommen wollten.
    Ihr Interesse war durchaus ernst gemeint, aber sie hatte die Frage ohne Hintergedanken gestellt, was seinen Schmerz nur noch verschlimmerte. »Dann hat es mit euch beiden nicht geklappt?«
    »Nein.« Es fiel ihm nicht leicht, ihr zu antworten. »Es hat nicht geklappt.«
    »Wie war sie so? War sie ein Natural oder ein Meld?«
    »Anfangs war sie ein Natural. Aber das sind wir schließlich alle am Anfang«, fügte er schnell hinzu. »Wunderschön. Klug   – viel klüger als ich. Ein Profi, kein Straßen-Meld. Wir haben uns oft gestritten, kamen ansonsten aber gut miteinander aus. Ich glaube sogar, dass wir beide überrascht darüber waren, wie gut wir miteinander harmonierten, obwohl wir eigentlich nicht viel gemeinsam hatten. Sie war sehr hübsch und auch verdammt zäh. Sie ließ sich nicht unterkriegen. Das hat mir an ihr besonders gut gefallen.«
    Ingrid lächelte. Das war viel besser, als sich miteinander zu streiten. »Und was hat sie an dir gemocht?«, wollte sie wissen.
    Er spuckte aus. »Das wüsste ich auch sehr gerne.« Er machte eine kurze Pause. »Vielleicht mochte sie mich, weil sie bei mir

Weitere Kostenlose Bücher