Silberband 001 - Die Dritte Macht
keinen einzigen Impuls
verstehen. Ihr Gehirn wird durcheinandergeraten, und Sie …«
Thora unterbrach sich mitten im Satz, weil ihr die Worte nicht so schnell einfielen, wie ihr
hektischer Eifer es verlangte.
Wie einfach sie zu durchschauen ist, dachte Perry Rhodan. In Wirklichkeit macht sie sich gar
keine Sorgen um mein Gehirn. In Wirklichkeit will sie mich davon überzeugen, daß ich zu
unterentwickelt bin, um ihre Geheimnisse zu begreifen.
»Was würde es Ihnen ausmachen?« fragte er zurück. »Ich als lallender Narr wäre sicherlich ein
tröstlicher Anblick für Sie. Oder nicht?«
Sie ärgerte sich, daß sie sich so leicht aus der Fassung bringen ließ.
»Darum geht es nicht«, antwortete sie knapp. »Die Informationskristalle des Indoktrinators
sind nur begrenzt benutzbar, und man sollte sich vor jeder Vergeudung hüten. Besonders dann, wenn
der Mißerfolg so klar vorauszusehen ist wie in diesem Fall.«
Perry Rhodan hob die rechte Hand.
»Oh, Sie tun mir unrecht, Thora«, sagte er. »Haben wir nicht alles verstanden, was uns bisher
vorgesetzt wurde?«
Thora schnippte mit den Fingern.
»Was Sie bisher gelernt haben, ist nicht so viel im Vergleich zu dem, was Ihnen jetzt
bevorsteht.«
Rhodan wandte sich nach Crest um. Dieser machte ein ernstes Gesicht, doch in Wirklichkeit
amüsierte er sich.
Herr aller Welten! dachte Crest. Die intelligenteste aller Arkonidinnen und ein Bild
von einem Mann … und sie benehmen sich wie kleine Kinder.
In Wirklichkeit ging es um ernste Dinge. Thora hatte nach einigem Widerstreben nichts mehr
dagegen gehabt, daß Rhodan und Bull, den beiden Unterentwickelten, einige Kenntnisse der
arkonidischen Wissenschaften durch die hypnotische Lehrmethode zugänglich gemacht würden. Jetzt
jedoch, da Rhodan den Antrag auf weitere intensive Schulungen gestellt hatte, leistete sie
energisch Widerstand.
Es bedurfte der Autorität, die Crest als Mitglied der herrschenden Arkoniden-Dynastie über
Thora besaß, um die Kommandantin von ihrem Widerstand gegen Rhodans Antrag abzubringen.
Rhodan, den Thoras Hartnäckigkeit mehr berührt hatte, als er es sich selbst eingestehen
mochte, sagte zu Crest:
»Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen. Ich meine, daß Sie es an mich und meinen Kameraden Bull
nicht verschwendet haben.«
Und zu Thora gewandt, bemerkte er:
»Mit der Zeit werde ich Sie überzeugen können, daß mir nichts im Sinn liegt, was Ihnen
Nachteile bringt oder Ihren Stolz verletzt.«
Er hielt es für nötig, dies hinzuzufügen, obwohl er wußte, daß Thora für solche Beteuerungen
nicht empfänglich war. Er wurde durch ein Flimmern in der Luft abgelenkt. Ein kleiner Mann
materialisierte mitten im Raum.
»Der Teufel soll Sie holen«, sagte Reginald Bull impulsiv.
Dabei bemühte er sich, den Schreck zu verbergen, den Tako Kakuta ihm eingejagt hatte.
Tako lächelte über sein rundes Kindergesicht.
»Warum Teufel?« fragte er mit seiner hohen Stimme. »Ich habe Besseres verdient. Ich bringe
gute Nachrichten.«
»Gute Nachrichten?« fragte Bull. »Sollte es auf dieser Welt gute Nachrichten geben?«
»Von Tai-Tiang«, lächelte Tako. »Er hat eingesehen, daß er auch mit seiner Pionierdivision der
Dritten Macht nichts anhaben kann. Seine Truppen ziehen ab.«
Bull war sicher gewesen, daß Tai-Tiang nichts anderes übrigbleiben würde, nachdem sie den
Stollen zerstört hatten. Trotzdem hörte er Takos Nachricht mit Erleichterung.
»Danke, Tako«, sagte Bull mit einem Seufzer.
»Auf Wiedersehen«, sagte Tako und verschwand.
Bull starrte nachdenklich auf die Stelle, an der der Japaner eben noch gestanden hatte.
Reginald Bull dachte über die seltsame Gabe der Teleportation nach, die ihm, obwohl Tako sie
ihm mehrmals täglich demonstrierte, immer noch nicht weniger unheimlich erschien als ein Pferd,
das ›Guten Tag‹ sagte.
»Wir haben vor«, unterbrach Crests Stimme seine Gedanken, »die Erde für ein paar Tage hinter
uns zu lassen.«
Bull horchte auf.
Crest ergänzte:
»Für den Rest der Hypno-Schulung sollten Sie beide soviel Ruhe wie möglich haben. Doch
abgesehen davon, Ihnen Ruhe zu verschaffen, erfüllt unser Ausflug noch einen anderen Zweck. Es
ist nicht anzunehmen, daß unser Schiff auf dem Mond völlig zerstört wurde. Ich glaube nicht, daß
irdische Raketen eine solche Vernichtungskraft haben. Ich denke, wir werden eine Reihe wichtiger
Dinge bergen können, wenn wir uns Zeit dazu nehmen.«
Der Start des Schiffes wurde für den
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