Silberband 001 - Die Dritte Macht
faulen
Trick, ich …«
»Flipp, wenn wir in Nevada-Fields gelandet wären, säßen wir jetzt schon in Schutzhaft. Es wäre
unseren Militärs keine andere Wahl geblieben, denn wir hätten ja unsere Erlebnisse ausplaudern
können. Wir handeln mit einer guten und – wie ich denke – sauberen Begründung.«
»Ich bin Offizier der Space-Force. Ich …«
»Das war ich auch. Jetzt aber, unter diesen Umständen, bin ich nur noch ein Mensch, der die
gesamte Menschheit einig und stark sehen möchte. Hältst du das für ein Verbrechen? Einzelne
Nationen werden unwichtig. Hier gilt nur noch der Planet Erde. Wir sind von nun an gezwungen, in
kosmischen Maßstäben zu denken. Hast du noch nicht erfaßt, wie unsagbar lächerlich die
erdgebundenen Streitigkeiten im Vergleich zum Großen Imperium sind? Begreifst du nicht, daß wir
allerschnellstens geeint werden müssen? Eine fremde Intelligenz spricht nur von der dritten Welt
des Solsystems, niemals aber von dieser oder jener Nation. Nach kosmischen Gesichtspunkten sind
wir lediglich Erdbewohner, auf keinen Fall aber Amerikaner, Russen, Chinesen oder Deutsche. Wir
stehen an der Schwelle eines neuen Zeitalters und haben uns darauf einzurichten. Ich betone
nochmals: Crest darf unter keinen Umständen in die Hände einer einzelnen Machtgruppe fallen,
deshalb bleiben wir hier.«
Bully erhob sich und warf Rhodan einen beleidigten Seitenblick zu. »Du hättest mir schon auf
dem Mond Einzelheiten deines Planes erzählen können, Alter! Crest, Sie werden sich nun aufraffen
und hart arbeiten müssen. Wenn die ersten Truppeneinheiten auftauchen, dann hilft nur noch ein
starker Schutz. Mit schönen Worten über die wünschenswerte Einheit der Menschheit und über unsere
kommende Bedeutung als galaktische Zivilisation können Sie keine einzige Kugel abhalten. Die
Machthaber der AF würden Tränen lachen und Sie in die Verhörräume stecken. Fangen Sie also
an.«
»Ich werde an Bord bleiben, bis die benötigten Medikamente hier sind«, erklärte Dr. Manoli
tonlos. »Es ist meine Pflicht als Arzt und Mensch, einem Erkrankten zu helfen. Ganz besonders
aber in diesem Fall. Es wäre unser größter Fehler, so kurz nach der ersten Begegnung mit fremden
Intelligenzen vorschnell und kurzsichtig zu handeln. Du hast recht: hier geht es nicht mehr um
nationale Interessen.«
Captain Flipper schwieg noch immer und saß wie erstarrt in seinem Sessel. Crest erhob sich,
und Rhodan steckte die Waffe weg.
»Flipp, wir meinen es gut. Wir haben den besten Willen. Mein Gott, wir sind doch keine
Verbrecher! Soll es falsch sein, im Interesse der Menschheit alles zu riskieren? Wir stehen vor
einem neuen Zeitabschnitt. Jetzt gilt es, richtig und verantwortungsbewußt zu handeln. Keiner
wird Crest bekommen, mein Wort darauf!«
Rhodan öffnete die schweren Schotte der Luftschleuse. Luft strömte in die Kabine. Sie war heiß
und trocken, genau richtig für Crests Lungen.
Rhodan schritt nach draußen. Noch war nichts von Truppen zu sehen, aber es konnte nicht mehr
lange dauern. Rhodan ahnte, welche fieberhafte Aufregung nun in den einzelnen Kommandostellen
herrschte. Noch wußten die Regierungen in aller Welt nicht, was die STARDUST zur Erde gebracht
hatte.
Rhodan schloß die Augen; vor ihm zeichnete sich etwas ab. Es war ein noch fernes, nebelhaftes
Bild; aber er sah von Menschen erbaute Raumschiffe in den Himmel rasen, und er hörte das Dröhnen
ihrer überlichtschnellen Triebwerke. Er sah eine irdische Zentralregierung, und er erblickte
Frieden, Wohlstand und galaktische Anerkennung. Es war eine Vision, doch er nahm sie mit vollen
Sinnen in sich auf.
Im Laderaum der STARDUST begann eine rätselhafte Maschine zu summen. Die dritte Macht nahm die
Arbeit auf. Perry Rhodan blickte zum blauen Himmel empor. Langsam löste er die Rangabzeichen vom
Schulterstück seiner Kombination.
Major Perry Rhodan hatte seinen Abschied genommen.
8.
Die Ruhe täuschte.
Die spiegelnde Oberfläche des Goshun-Sees warf keine Wellen. Ruhig und wie erstorben lag er in
der weiten Wüste. Kein Windhauch regte sich. Die Luft war drückend heiß und trocken. Flimmernd
stieg sie über den erhitzten Steinen auf und verlor sich in der Bläue des wolkenlosen Himmels. In
der Ferne erhob sich gegen den Horizont eine flachgestreckte Hügelkette, aus der jener Fluß kam,
der den Salzsee speiste. Spezialkarten nannten seinen Namen: Morin-gol.
Er war das einzige Lebendige in diesem Teil der Wüste
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