Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 007 - Atlan

Titel: Silberband 007 - Atlan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
über
die weiten Schluchten des hier beginnenden Azorengrabens hinweg und sendete die ersten
Identifizierungszeichen aus der Unterwasserantenne.
    Die Robotbesatzung meiner Kuppel hatte sich bisher als unfehlbar erwiesen. Sie war es auch
diesmal. Nach dem dritten Zeichen erhielt ich klare Peiltöne, die mich die genaue Richtung finden
ließen. Nach wenigen Minuten hatte ich die Tiefseeschlucht entdeckt, in der mein Stahlgehäuse
lag. Ich schwebte hinab, verhielt am mittleren Bodenriß und schaute zu dem Schlammgebirge
hinüber, unter dem die Halbkugel begraben lag.
    Das Infrarotlicht meiner Helmscheinwerfer lockte bizarr geformte Tiefseefische an.
    Ich wartete, bis der energetische Druckstrahl die kleine Eingangsschleuse freigelegt hatte.
Der aufgewirbelte Bodenschlamm senkte sich nur langsam. Nachdem die Sicht einigermaßen klar
geworden war, schwebte ich die wenigen hundert Meter zur geöffneten Pforte hinüber.
    Ehe ich die Schleusenkammer bestieg, schaute ich mich nochmals um. Ich befand mich in einer
Tiefe von 2.852 Metern. Das bedeutete, daß ich hier nur von Tiefsee-U-Booten entdeckt werden
konnte, die sich aber kaum in die engen Bodenrisse hineinwagten.
    Vor Monaten hatte man mich mit einem Fisch verwechselt. Heute erschien mir das Erlebnis
amüsant, damals war es schauderhaft gewesen.
    Ich trat in die Schleuse ein, schloß das schwere Panzerschott aus Arkonstahl und wartete die
Entleerung ab. Über mir rumorten die mächtigen Pumpen. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis das
unter hohem Druck stehende Wasser nach draußen gepreßt wurde.
    Das Heulen der einströmenden Luft ließ mich zufrieden die Augen schließen. Jetzt erst war ich
in Sicherheit, jetzt erst konnte ich meine Flucht wirklich beginnen.
    Mein Verdrängungs-Kraftfeld, das mich gegen den Wasserdruck abgeschirmt hatte, erlosch
automatisch. Helles Licht fiel durch die aufgleitende Innentür.
    Ricos Bioplast-Gesicht war wie immer zu einem verbindlichen Lächeln gefaltet. Elegant und
geschmeidig stand mein persönlicher Bedienungsroboter in der offenen Schleuse.
    »Willkommen, Gebieter«, sagte er mit seiner metallischen Stimme.
    Es berührte mich seltsam, so plötzlich als ›Gebieter‹ angesprochen zu werden. Mir war, als
käme ich unvermittelt in eine andere Welt. Es war auch so, wie mir mein ewig logisch denkender
Extrasinn sofort mitteilte.
    In dieser Kugel hatte ich viele Jahre lang geschlafen. Sie war älter als die aus der
Geschichte bekannte Menschheit selbst.
    Ich war dabei, mein großes Geheimnis vor mir selbst zu lüften, nachdem ich wochenlang
beharrlich geschwiegen und das seelische Martyrium der psychologischen Verhöre ertragen
hatte.
    Rico half mir aus dem unförmigen Schutzanzug.
    »Erschöpft, Gebieter?« erkundigte er sich. Es hatte besorgt klingen sollen, aber zum
wirklichen Ausdrücken solcher Empfindungen fehlten der Maschine die Mittel.
    »Nein«, wehrte ich schroff ab.
    Rico lächelte. Man konnte ihn nicht verletzen.
    »Ich habe ein Bad vorbereitet, Gebieter.«
    »Warte ab.«
    Ich ging steif und hoch aufgerichtet den schmalen Gang hinunter, schwebte im Antigravlift bis
zur gewölbten Decke meiner Kuppel empor und blieb dort vor einer rot gestrichenen Stahltür
stehen.
    Rico sagte nichts mehr. Er hatte errechnet, daß ich nun von Gefühlen erfüllt war, die ein
Roboter nicht erfassen konnte.
    Hinter der roten Tür lag mein privates Museum, aber es war mir viel mehr wert, als ein
Aufbewahrungsort für antike Gegenstände normalerweise sein kann. Bisher war ich nur hier
hinaufgegangen, wenn mich mein innerer Aufruhr dazu zwang.
    Ich öffnete das Impulsschloß durch einen Druck mit beiden Händen. Lautlos glitt das Schott
auf. Indirektes Licht kam aus der Deckenverschalung.
    Zögernd trat ich in den großen, durch Zwischenwände unterteilten Raum.
    Da lagen die stummen Zeugen jener Vergangenheit, die Allen D. Mercant so brennend interessiert
hatten und die ich einfach unterschlagen hatte.
    Ich blieb vor dem breiten, beidseitig geschliffenen Schwert stehen, das ehemals Karl dem
Kühnen von Burgund gehört hatte. Sinnend wog ich es in der Hand. Als der Herzog eines Nachts von
fürchterlichen Schmerzen gequält in seinem Feldzelt gesessen hatte, hatte er mich inständig
gebeten, ihm mit dieser Waffe den Todesstoß zu versetzen.
    Ich hatte ihn operieren wollen, obwohl seine Magengeschwüre schon einen krebsartigen Charakter
angenommen hatten. Am Tag darauf war Karl der Kühne gefallen. Ich war

Weitere Kostenlose Bücher