Silberband 008 - Festung Atlantis
friedlicher Planet, der nichts
mit den Kriegen des Imperiums zu tun hätte.«
»Das stimmt, aber selbst der Friedlichste kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen
Nachbarn nicht gefällt. Und den Unsichtbaren scheint es nun mal nicht zu gefallen.«
»Den Unsichtbaren? Ich verstehe kein Wort.«
Rous holte tief Luft und beschloß, es so kurz wie möglich zu machen.
»Unser Universum wird von einer fremden Dimension geschnitten. In dieser fremden Dimension
herrschen andere Zeitbegriffe als bei uns. An jenen Stellen, an denen sich die beiden Dimensionen
schneiden, verschwindet die organische Materie und somit alles Leben aus unserem Universum.«
»Sehr interessant«, unterbrach ihn der Arkonide ohne jede Gefühlsregung. »Leider habe ich bis
heute noch nichts von diesem Phänomen vernommen.«
»Das ist nicht verwunderlich«, klärte Rous ihn auf. »Der Regent hielt es für ratsam, das
Imperium nicht zu beunruhigen. Auch war es bisher nicht möglich, einen bevorstehenden Angriff
vorauszusagen. Die Fremden griffen an, und es gab keine Gegenwehr.«
»Und warum kommen Sie nach Tats-Tor, um das Geheimnis des Regenten auszuplaudern?«
Rous sagte einfach: »Weil nach unseren Berechnungen Tats-Tor der nächste Planet sein könnte,
der von der Zeitfront überrollt wird.«
Der Administrator sah Rous ungläubig an, zeigte aber weder Erregung noch besonderes
Interesse.
»Ach?« machte er fragend und kniff die Augen zusammen. »Sie sind also gekommen, um uns zu
warnen?«
»So könnte man es bezeichnen.«
»Und warum? Was wollen Sie dafür haben? Warum überhaupt eine Warnung, wenn es keine
Gegenmittel gibt?«
Rous war über die Fragen enttäuscht. »Es ist unsere Absicht, eine Abwehr gegen die
Überlappungsfronten zu entwickeln, aber uns fehlt die Erfahrung. Deshalb kamen wir in erster
Linie nach Tats-Tor. Wir wollen hier unser Experiment durchführen und benötigen dafür Ihre
Erlaubnis. Sie werden doch nichts dagegen haben, wenn wir versuchen …«
»Auf keinen Fall in Akonar«, lehnte der Administrator ab. »Ich dulde nicht, daß Leben in
Gefahr gebracht wird. Machen Sie Ihre Experimente, wo immer Sie wollen, aber nicht in der
Hauptstadt.«
»Wir verlangen nicht, das Experiment hier durchzuführen. In erster Linie haben wir uns nach
den Anzeichen zu richten, die das Nahen der Zeitfront verraten. Ich weiß nicht, ob wir die
Möglichkeit haben werden, Ihre Welt vor dem drohenden Untergang zu retten, aber wir wollen
wenigstens versuchen, Erfahrungen zu sammeln. Sie verstehen?«
»Ich verstehe nur«, sagte der Arkonide und lehnte sich zurück, »daß Sie eine uns angeblich
drohende Gefahr dazu ausnutzen wollen, sich Vorteile zu verschaffen. Wahrscheinlich aber steckt
ein ganz anderer Zweck hinter Ihrer Aktion. Ich sähe es gern, wenn Sie unsere Welt so schnell wie
möglich verließen. Sagen wir: noch vor Sonnenuntergang heute. Einverstanden?«
Rous machte keine Anstalten, sich zu erheben. In seine Augen trat plötzlich ein Glitzern, das
zur Vorsicht mahnte. Mit einer ruhigen Gebärde legte er beide Hände vor sich auf den Tisch. Diese
Ruhe paßte eigentlich nicht zu ihm, denn der dunkelhaarige, bewegliche Franzose war für seinen
impulsiven Charakter bekannt.
»Sie glauben mir also nicht?« erkundigte er sich fast freundlich.
»Ich will nicht, daß Sie Unruhe stiften«, wich der Arkonide einer direkten Antwort aus.
»Bisher wurde unsere Welt noch niemals angegriffen, und wenn das einmal geschehen sollte, so
stehen wir unter dem Schutz der Kampfflotten des Imperiums. Ein Hilferuf genügt …«
»Diesmal nicht«, eröffnete Rous dem Administrator gelassen. »Sie würden bitter enttäuscht
werden, denn der Regent ist gegen die Unsichtbaren aus der anderen Zeitebene machtlos. Alle
Welten, die von ihnen angegriffen wurden, sind heute praktisch ohne jedes Leben.«
Der Arkonide war bleich geworden. Wie feurige Kohlen leuchteten seine roten Augen aus dem
weißen Gesicht. »Sie lügen, Terraner! Es gibt keinen Gegner, den unser Regent fürchtet. Ich werde
herausfinden, was Sie wirklich mit Ihrem Besuch beabsichtigen.«
Rous erhob sich ohne jede Ankündigung. »Sie können uns zwar Ihre Unterstützung versagen, aber
ich glaube nicht, daß Sie uns verbieten können, auf Tats-Tor zu bleiben. Geben Sie sich also
keine Mühe, uns den Start zu empfehlen. Im übrigen werden wir Sie unterrichten, sobald Anzeichen
dafür sprechen, daß die Invasion begonnen hat.«
Der Administrator gab
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