Silberband 008 - Festung Atlantis
den Blick kühl und arrogant zurück. »Ich verzichte auf Ihre Warnung.
Wenn in der Tat ein Angriff stattfinden sollte, so werde ich selbst wissen, was ich zu tun habe.
Selbstverständlich kann ich Ihnen nicht verbieten, auf dem Raumhafengelände zu bleiben, aber ich
muß Sie bitten, die Bevölkerung Akonars mit Ihren abenteuerlichen Geschichten nicht zu
beunruhigen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich nun verabschieden würden.«
Auch Noir hatte sich erhoben. Er fragte auf englisch: »Soll ich ihn nicht in Behandlung
nehmen, Marcel? Ich könnte ihn dazu bewegen, uns einige Leute zur Verfügung zu
stellen …«
»Das ist gegen Rhodans Anordnungen, André. Wenn die eingebildeten Kerle nicht wollen, daß wir
ihnen helfen, sollen sie es bleiben lassen.« Zu dem Administrator gewandt, fügte er auf
arkonidisch hinzu: »Es wäre ratsam für Sie, wenn Sie Ihrer Funkstation empfehlen würden, auf der
üblichen Handelswelle auf Empfang zu bleiben. Leben Sie wohl.«
Bewußt verzichtete er darauf, den Titel des Administrators zu nennen. An dem Zusammenzucken
des anderen stellte er fest, daß dieser die beabsichtigte Beleidigung gut verstanden hatte. Ohne
eine Antwort abzuwarten, verließen die beiden Männer den Saal und brachen zu ihrem Schiff
auf.
Der Russe Iwan Ragow war einer jener Menschen, die in jedem anderen Individuum
einen friedfertigen Charakter zu erkennen glauben. Die Vorstellung entsprang natürlich dem
eigenen Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden und in Frieden leben zu können. Außerdem schien diese
Eigenschaft seinen Fachgebieten zu entsprechen. Wer viel mit Tieren und Pflanzen zu tun hat und
außerdem noch Arzt ist, muß an das friedliche Zusammenleben der verschiedenartigsten Geschöpfe
glauben.
Drei Tage nach ihrer Ankunft schlenderte Ragow durch die verkehrsreichen Straßen Akonars und
betrieb private Studien. Rous hatte nichts gegen Ragows Wunsch einzuwenden gehabt, sich in der
Hauptstadt umzusehen. Durch den winzigen Körpersender, von den Swoon in Fingerringen
untergebracht und so gut wie nicht auffindbar, war er ständig mit dem Space-Jet in
Verbindung.
Ragow blieb auf der Hauptgeschäftsstraße, die dem Raumhafengelände angeschlossen war. Hier
wohnten die Händler und Besucher in großen Hotels, deren Namen grell in der Sonne leuchteten. Von
dem ihn umschwirrenden Sprachgewirr verstand Ragow kein einziges Wort, und er bedauerte, kein
Telepath zu sein.
Vor einem der zahlreichen Geschäfte blieb er stehen. Der Verkäufer, ein spitzbärtiger
Springer, pries laut und aufdringlich seine Waren an, Andenken aus allen Teilen der Galaxis.
Ragow trat näher und betrachtete die Auslagen, als plötzlich von hinten zwei Männer an seine
Seite traten. Er erkannte sie sofort als Arkoniden. Die Uniform wies sie als Polizisten oder
Soldaten aus.
»Sie sind Terraner und kamen mit dem kleinen, flachen Schiff?« fragte der eine von ihnen mit
der gewohnten Arroganz des kleinen Beamten, der sich seiner Macht über gewöhnliche Sterbliche
vollauf bewußt ist. »Folgen Sie uns.«
Aber Ragow war nicht gewillt, so ohne weiteres mitzugehen. Er schüttelte den Arm des Mannes
ab. »Ich bin Terraner, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich auf offener Straße zu
verhaften. Was wollen Sie von mir?«
»Das wird Ihnen der Administrator sagen«, gab der Arkonide zurück. »Kommen Sie freiwillig mit,
oder müssen wir Sie zwingen? Sie dürfen nach der Unterredung wieder zu Ihrem Schiff
zurückkehren.«
Ragow dachte an seinen Kampfanzug. Sollte er einfach davonfliegen? Nein, das würde unliebsames
Aufsehen erregen und der Sache keineswegs dienen. Außerdem war es vielleicht ganz interessant zu
erfahren, was der Administrator von ihnen wollte. Vor drei Tagen hatte er sich Rous und Noir
gegenüber sehr zugeknöpft gezeigt.
»Ich komme mit, aber nur freiwillig«, erklärte Ragow schließlich und warf einen letzten Blick
auf den Laden des Springers. »Gehen Sie vor, ich folge Ihnen.«
Sie taten, was er von ihnen verlangte. Wahrscheinlich hatten sie strenge Anweisungen erhalten,
keine Gewalt anzuwenden.
Ragow ließ sie ein wenig Abstand gewinnen, dann hielt er die Hand vor den Mund und flüsterte
hinein: »He, Harras! Haben Sie mitgehört? Ich muß zum Administrator. Unterrichten Sie Rous.«
»Schon geschehen, Ragow. Sie sollen mitgehen. Wir achten schon auf Sie, keine Sorge. Wenn
Gefahr ist, tauchen wir auf und holen Sie.«
»Zögern Sie nicht«, bat Ragow und folgte
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