Silberband 009 - Das rote Universum
Fiktivtransmitters die Space-Jet erfaßte.
Das Transportfeld begann außerhalb der Schutzschirmhüllen der DRUSUS, also etwa
einhundertundfünfzig Meter vor der Außenwand des Schiffes. Man konnte den Beginn des Feldes nicht
sehen. Auf den Bildschirmen war nur die Schwärze des Alls und ein gelegentliches Flackern, das
von kosmischen Staubteilchen herrührte, die in den Schirmfeldern des Schiffes verstrahlten. Perry
Rhodan fühlte plötzlich, wie unwirklich das Unternehmen war, in das sie sich eingelassen hatten.
Es ging um die Unsterblichkeit, die war unfaßbar und unvorstellbar. Die Handlung spielte –
oder sollte spielen – in einem Raum, der zwischen den Dimensionen lag, und der war nicht nur
unvorstellbar, er war absurd. Draußen, vor den Schirmfeldern der DRUSUS, wartete ein
Transportfeld, das die Space-Jet mitsamt ihrer Besatzung ohne jeglichen Zeitverlust an ein
mehrere Millionen Kilometer entferntes Ziel bringen würde und damit allen Grundsätzen
widersprach, die die terranische Physik noch vor hundert Jahren gehabt hatte.
Perry Rhodan spürte Grauen in sich aufsteigen – die atavistische Furcht vor dem
Unbekannten, Unbegreiflichen.
Er reagierte darauf, wie er zu reagieren gewohnt war: Er wurde zornig. Er ließ die Space-Jet
mit einem wilden Satz nach vorn schießen und in das Gebiet hineinrasen, in dem das Transportfeld
des Fiktivtransmitters wartete. Er spannte die Muskeln, um den erwarteten Schock abzufangen, aber
dann stellte er mit Entsetzen fest, daß der Schock noch ärger war, als er geglaubt hatte.
Er traf ihn mit der Wucht eines Dampfhammers. Eine Hülle aus Stahl, die genau nach den Maßen
seines Körpers geformt war, schien sich in einer Tausendstelsekunde um ihn herum zu schließen und
ihn zu zerdrücken. Er schrie auf und konnte seine eigene Stimme nicht hören. Er wunderte sich
über die Finsternis um ihn herum und darüber, daß er seine Gefährten weder sah noch hörte. Er
versuchte, sich gegen den gewaltigen Druck zu stemmen, der auf ihm lastete, aber je mehr er sich
anstrengte, desto ärger wurden die Schmerzen. Er hielt still, hörte auf zu schreien und gab sich
Mühe, das Unbegreifliche zu ertragen. Aber der Schmerz wurde so mächtig, daß ihm das Bewußtsein
für ein paar Augenblicke schwand.
Als er wieder zu sich kam, war er in Schweiß gebadet. Bunte Ringe tanzten ihm vor den Augen,
und die Lungen arbeiteten, als hätte er einen Lauf über zehntausend Meter hinter sich. Aber er
sah trotz der Schmerzen, die ihn immer noch peinigten, daß sich die Space-Jet wenige Kilometer
über einer eigenartigen Landschaft befand, an deren Anblick er sich noch gut erinnern konnte.
Mit ungläubiger Verwunderung stellte er fest, daß der Transport durch den Transmitter gelungen
war. Blinzelnd schaute er in die helle Sonne, die weit voraus von einem blauen Himmel strahlte
und eine verschwenderische Lichtflut über einen weiten Park ergoß.
Sie waren auf Wanderer.
Nathan unterhielt sich so lange mit dem Fremden, bis dieser die Lust am Gespräch
verlor und schwieg. Mittlerweile hatte Nathan jedoch eine Menge Informationen gesammelt. Er
wußte, wo die Stadt lag, die seines Freundes Ziel war. Und weil er nicht wußte, was er Besseres
hätte tun sollen, machte er sich auf den Weg dorthin.
Er befand sich in einer eigenartigen Gemütsverfassung. Der Verlust seines Körpers bedrückte
ihn nicht sonderlich. Erstens war er sicher, daß sein Freund ihm zur Wiedervereinigung verhelfen
würde, und zweitens wäre es für ihn kein besonders schwerwiegender Verlust gewesen, wenn er sein
Leben in der Geist-Existenz hätte weiterführen und vollenden müssen. Er würde Schmerzen
empfinden, wenn es seinem Freund – falls dieser ihn nicht fand – einmal einfiel, seinen
toten Körper so weit zu entfernen, daß die mentalen Reflexe ihn nicht mehr erreichen und daher im
Geist gespeichert werden mußten. Aber die Schmerzen würden erträglich sein.
Das war es also nicht. Nein, was Nathan empfand, war das gleiche Gefühl, das er schon gehabt
hatte, als er durch den schwarzen Raum auf diese seltsame Welt zutrieb: das Gefühl der
Einsamkeit. Er hatte es früher nie gekannt. Denn auf Solitude lebten die Bewohner in großen
Herden, und jeder, der sich von der Herde eine Zeitlang entfernte, konnte das ohne Gefahr tun,
denn ein paar Kilometer weiter fand er wiederum eine Herde, die gerne bereit war, ihn
aufzunehmen. Auf Solitude gab es keine Einsamkeit. Vielmehr: Es hatte
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