Silberband 015 - Mechanica
»Keine Angst, Meech bleibt am Apparat. Ein Arzt würde wahrscheinlich
auch nicht mehr tun, als Thekus nach dem Puls fühlen. Und sein Puls funktioniert wunderbar. Ich
glaube nicht, daß ein Arzt, der nach dem Grund einer Ohnmacht sucht, herausfinden würde, daß
Thekus ein Robot ist. Außerdem werden sie dort in einem Lagerschuppen nicht ausgerechnet einen
Arzt haben.«
Ron durchsuchte sein Gedächtnis nach einem Hinweis, der ihn auf die Spur des geheimnisvollen
Belubal bringen könnte. Belubal war kein arkonidischer Name. Woher kam der Mann? Und was hatte
Thekus mit ihm zu tun gehabt?
»Wissen Sie, dieser Melaal gefällt mir nicht besonders«, meldete Nike Quinto sich wieder zu
Wort und unterbrach Ron beim Nachdenken. »Er ist hinterhältig. Sollte mich nicht wundern, wenn er
Thekus schon durchschaut hat.«
Ron hörte nur mit halbem Ohr zu. Er war in Gedanken immer noch bei dem Namen Belubal.
Er sah nicht auf, als ein Schott summend zur Seite glitt. Erst Nike Quintos schrille Stimme
machte ihn aufmerksam.
»Warum verlassen Sie Ihren Posten, Sergeant?«
Unter dem Schott zum Beobachtungsraum stand Meech Hannigan und grüßte vorschriftsmäßig.
»Verzeihung, Sir«, antwortete er mit ruhiger Stimme, »es gibt im Augenblick nichts zu
beobachten. Die beiden Männer haben die Halle verlassen. Thekus ist noch bewußtlos. Erlauben Sie,
Sir, daß ich eine Bemerkung mache?«
Nike Quinto winkte ihm auffordernd zu. »Schießen Sie los, Meech.«
»Wie Sie wissen, Sir, beherrsche ich eine Reihe von Sprachen und Dialekten. Ich habe den Namen
Belubal gehört und glaube zu wissen, aus welchem Dialekt er kommt.«
»Dialekt?« fragte Nike Quinto verwundert. »Nennen Sie mir erst mal die Sprache.«
Unbeirrt fuhr Meech fort: »Eigentlich ist Dialekt nicht ganz die richtige Bezeichnung dafür,
Sir. Wir nennen das Hocharkonidische eine Sprache und halten alles was damit in irgendeiner
Beziehung steht, für einen Dialekt. Unser Geschichtswissen sollte uns eines Besseren belehren.«
Manchmal macht er es wirklich umständlich, dachte Ron ungeduldig. Aber in derselben Sekunde kam
ihm zu Bewußtsein, was Meech sagen wollte. Heißer Schreck durchzuckte ihn. »In Wirklichkeit gibt
es eine ältere Sprache als das Arkonidische«, beendete der Roboter seine Erklärung. »Aus ihr
stammt der Name Belubal. Die Sprache ist Akonisch. Belubal ist aber nur ein Teil des vollen
Namens.«
Einen Augenblick lang waren sie alle starr.
Die Akonen.
Die geheimnisvollen Bewohner des Blauen Systems, die arkonidische Urrasse und der geheime
Gegner des Solaren Imperiums.
Wenn Akonen an der Verschwörung auf Arkon I beteiligt waren, dann bestand allerhöchste Gefahr.
Zu frisch waren noch die Erinnerungen an jene gefährliche Aktion, als Akonen mit Hilfe eines
Zeitumformers Arkon angegriffen hatten. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, daß so etwas noch
einmal geschah.
Nike Quinto wollte keinen übereilten Schritt tun. Terra mußte unverzüglich benachrichtigt
werden. Aber er wollte keinen falschen Alarm auslösen. Er ließ sich von Meech Hannigan erklären,
wie er zu der Deutung des Namens Belubal gekommen war. Meech besaß eine vollständige Kenntnis des
akonischen Dialekts, und Nike Quinto konnte ihm mit dem, was er selbst wußte, gerade so weit
folgen, um zu verstehen, daß Meech kein Irrtum unterlaufen war.
Belubal war also ein Akone, und er war in die Verschwörung verwickelt. Nike Quinto setzte ein
Richtstrahl-Kodetelegramm an die Erde auf und schickte Meech auf seinen Beobachtungsposten
zurück. Minuten später wurde das Telegramm abgestrahlt. Praktisch im selben Augenblick wurde es
auf der Erde empfangen, ohne daß es unterwegs jemand hätte abhören und entschlüsseln können.
Nike Quinto atmete auf. Eine Sorge war er los.
Meech Hannigan meldete sich über Interkom und sagte, daß der Roboter Thekus wieder ›zu sich
gekommen‹ sei und die beiden Verschwörer zurückgekehrt wären.
Ron Landry und Nike Quinto nahmen ihre Beobachtungsplätze wieder ein.
Melaal beobachtete Thekus mit undurchdringlichem Blick.
Thekus spielte seine Rolle vollendet. Seine Augen schienen verschleiert, als er sie öffnete.
Verwirrt blickte er sich um. Fast geräuschlos formten seine Lippen die stammelnden Worte:
»Wo – wo bin ich?«
Arfar packte Thekus unsanft an der Schulter und riß ihn in die Höhe.
»Hier sind Sie!« fauchte er ihn an. »Vor mir!«
Thekus sah ihn starr an.
»Was ist mit Belubal?« knirschte
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