Silberband 015 - Mechanica
verhielten sich schweigsam. Ich hatte auch nicht die Absicht, sie zu befragen.
Thekus gönnte Rhodan keinen Blick. Ich bemerkte, wie sich Guckys Mausenase wütend runzelte.
Anscheinend hatte er mit seinen telepathischen Gaben einen unfreundlichen Gedanken
aufgefangen.
Der Kleine beherrschte sich jedoch. Alle Mutanten hatten die Anweisung erhalten, ihre
Fähigkeiten nicht anzuwenden.
»Arkonidische Wissenschaftler werden Tag und Nacht an der Lösung dieser Aufgabe arbeiten«,
erklärte Thekus würdevoll.
Er verstand mein verzweifeltes Auflachen richtig. Seine Hände umkrampften den Saum des
Umhangs. Das auf der Uniform eingestickte Symbol des Imperiums schimmerte golden im einfallenden
Licht.
»Sonst haben Sie nichts zu sagen, Thekus?«
Er antwortete nicht.
Rhodan griff nach seiner Schirmmütze und fuhr mit dem Handrücken über das Schweißband.
»Armer Imperator«, seufzte er. »Also stehen wir wieder einmal allein auf weiter Flur. Gut,
dann fangen wir an.«
Wie einfach das klang. Ich stellte die gleiche Frage, die er an Thekus gerichtet hatte.
»Wie?«
»Alle Möglichkeiten müssen koordiniert werden. Kann der Wetterhaushalt des Planeten so
beeinflußt werden, daß Temperaturen von etwa zehn Grad Celsius entstehen?«
»Natürlich, aber du weißt ebensogut wie ich, daß dies sinnlos ist, da die Sporen die
Kälteperioden überleben können. Außerdem können wir die Temperatur nicht für eine Zeitspanne, die
länger als zwei, drei Tage dauert, senken, ohne daß die Arkoniden gesundheitlichen Schaden
davontragen würden. Arkoniden sind sehr empfindlich. Wir brauchen die Wärme.«
»Dennoch mußt du es versuchen. Alles, was wir jetzt brauchen, ist Zeit. Laß die Temperatur in
regelmäßigen Abständen kurzfristig herabsetzen und die Wachstumsgebiete der Pflanze mit
chemischen Lösungen bestreichen. Ich weiß, daß dadurch die Sache nicht aus der Welt geschafft
werden kann, aber die Entwicklung kann dadurch verzögert werden. Sobald die Auswertung der
Funkimpulse vorliegt, sehen wir weiter. Ich schlage vor, daß wir sofort nach Arkon III
aufbrechen, wo du dem Robotgehirn direkt Anweisungen erteilen kannst.«
Ich nickte. Mir blieb keine andere Wahl, als zu einem Kompromiß zu greifen. Rhodan konnte sich
vorstellen, welche Aufgabe er mir aufgebürdet hatte. Wenn ich – so wie er – eine
Kommandeurbesprechung hätte einberufen und die nötigen Anweisungen erteilen können, wäre alles
einfach gewesen. So aber war ich gezwungen, den Regenten von Fall zu Fall einzuweisen. Eine
falsche Programmierung konnte den Einsatz verderben. Das Gehirn beging neuerdings Fehler, deren
Ursachen niemand beheben konnte. Die mechanische Logik war zu einseitig.
Zwei Stunden später erfolgte der Start. Alle Besatzungsmitglieder, die sich außerhalb des
Schiffes aufgehalten hatten, mußten die obligatorische Desinfektionsschleuse passieren, in der
alle Speckmoossporen abgetötet wurden. Ich wußte, daß im Weltraum die Mannschaftsschleuse
vakuumgeflutet wurde. Die Flutung des gesamten Schiffes war nicht notwendig, da die Sporen keine
Möglichkeit gehabt hatten, während des Aufenthalts der IRONDUKE auf Arkon II in das Schiff
einzudringen. Lediglich in der Mannschaftsschleuse befanden sich Sporen, die aber durch die
Vakuumflutung vernichtet werden würden.
Für mich bedeutete es eine Wohltat, wieder unter Menschen weilen zu können. Als wir die
obersten Schichten der Arkonatmosphäre durchstießen und in den freien Raum vordrangen, stand ich
neben Rhodan in der Zentrale des Schlachtschiffs.
Die Welt des Handels und der Industrie fiel zurück. Oberst Jefe Claudrin, der Kommandant der
IRONDUKE, verstand sein Fach. Er raste so dicht an der heißen Arkonsonne vorbei, daß die
Schutzschirme zu knistern begannen.
Arkon wanderte aus den Bildschirmen. Der energetische Sturm in den Schirmen ließ nach. Wir
folgten dem imaginären Dreieckschenkel auf gerader Linie. Auch Arkon III gehörte zu jenen Welten,
die meine Vorfahren in eine neue Umlaufbahn gezwungen hatten. Dieses Experiment war bisher
einmalig in der Geschichte der Milchstraße.
Wenigstens etwas, was die Terraner noch nicht können, überlegte ich erheitert. Gleich
darauf wurde ich jedoch von meinem Extrahirn darüber belehrt, die technischen Probleme einer
Planetenversetzung könnten auch von den Menschen beherrscht werden. Wenn sie wollten, wären sie
fähig, die solaren Planeten Venus und Mars in andere Bahnen zu bringen.
Meine
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