Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Posbis zu tun? In diesem Fall hatten wir einen Rückschlag erlitten, gleichgültig, wer immer auf uns warten mochte. Im jetzigen Stadium waren für uns nur Kontaktaufnahmen mit den Posbis interessant.
Unsere Funkgeräte sprachen an. Jemand meldete sich, ohne sich die Mühe zu machen, einen Gruß zu entbieten. Die Stimme war modulationslos. Der Sprecher verwendete die arkonidische Sprache, aus der auch das heutige Interkosmo hervorgegangen war. Seltsamerweise benutzte der Unbekannte das terranische ›Du‹. Das machte mich noch aufmerksamer. Etwas stimmte nicht auf dieser Urwelt.
»Ich hatte um den Besuch von nur zwei Personen gebeten«, klang es aus meinem Helmlautsprecher.
Rhodan winkte mir zu. Ich schob die Sendetaste nach unten. »Wir haben dich verstanden. Ich war nicht bereit, auf Begleitung zu verzichten. Fühlst du dich gefährdet?«
Der Unbekannte schwieg einen Moment.
»Einverstanden«, erklärte er dann. Seine Zustimmung überraschte mich nicht. »Spreche ich mit dem Imperator?«
Rhodan stutzte. Die Sachlage war verworren. Wer unter den Posbis wußte, wie ich offiziell anzureden war?
»Gonozal der Achte spricht«, bestätigte ich.
»Ich danke für deinen Besuch.«
»Wer ruft an?«
»Willy.«
Ich hatte in meinem langen Dasein schon viel erlebt, aber in eine solche Situation war ich noch nie geraten. Lloyd lauschte mit geschlossenen Augen.
»Wer ist Willy?« erkundigte ich mich.
»Die Säuglingsschwester.«
»Wie?«
Jener, der sich ›Willy‹ nannte, antwortete nicht. Ich war überrascht. Rhodan sah mich fassungslos an.
Lloyd machte Handzeichen. Er war erregt. Ich verstand nicht, was er damit sagen wollte, bis er hastig erklärte: »Willy arbeitet mit einem Übersetzungsgerät. Das Wort ›Säuglingsschwester‹ ist die sinngemäße Deutung für einen fremden Begriff.«
Ich verstand. Dennoch war es erstaunlich, daß sich jemand so bezeichnete.
»Bist du wahres Leben? Schickt dich das wahre Leben?« wollte ich wissen. Jetzt mußte die Entscheidung fallen, ob Willy ein Gesandter der biopositronischen Roboterdynastie oder eine völlig neue Figur im kosmischen Spiel um die Macht war.
»Ich bin das wahre Leben. Ich liebe das Innere und behüte das Innere. Ich entbiete euch mein Willkommen. Der terranische Administrator ist ebenfalls anwesend.«
Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Zweifellos war die Landung der BEY XII bemerkt und entsprechend ausgewertet worden. Ich fühlte mich erleichtert. Die Deutung über das ›wahre Leben‹ war kompliziert, aber wir hatten sie mittlerweile auszuwerten verstanden.
›Wahres Leben‹ mußte durchaus nicht hundertprozentig mechanisch sein, obwohl wir das nach den ersten Begegnungen mit den Posbis angenommen hatten. Ihre Plasmasektoren verstanden darunter eine organische Verbindung, die jener entsprach, die auch das biologische Gewebe besaß. Andererseits wurden die fremden Stoffverbindungen der Laurins nicht als ›wahres Leben‹ anerkannt. Das Wissen um diese Dinge hatte uns auf der Bahn der Erkenntnisse um einen großen Schritt nach vorn gebracht. Trotzdem war es nach wie vor verblüffend, daß auch seelenlose Roboter ohne Plasma als ›wahres Leben‹ betrachtet wurden.
»Ich warte«, gab Willy durch. Anschließend teilte er mit, wo er zu finden war. »Ich bin allein gekommen«, fügte er betont hinzu.
In meinem Lautsprecher knackte es. Rhodan versteckte unseren Sender im Hintergrund der Höhle und sicherte ihn mit einem Energiefeld ab. Einen Augenblick lauschte ich auf das Summen der eingebauten Miniatur-Kraftstation. Mein nächster Blick galt der Uhr.
Seit der Landung waren etwa eineinhalb Stunden verstrichen. In spätestens dreißig Minuten würden die Kommandanten meiner Kreuzer Funkanrufe beantworten. Im Gefahrenfall schon früher.
Willy schien nicht zu wissen, daß wir uns abgesichert hatten. Rhodan ging gleichartigen Überlegungen nach.
Beruhigt meinte er: »Willy muß wissen, daß wir keine Narren sind. Weshalb empfängt er uns allein? Ist dieses Geschöpf so gut abgeschirmt, daß ihm sogar eine Spezialkompanie nichts anhaben könnte? Oder hat es so gute Vorschläge zu machen, daß es sich damit ganz von selbst unverwundbar macht? Lloyd – was halten Sie von Willy?«
Fellmer sah uns etwas hilflos an. »Er schirmt sich ab. Wenigstens das kann er. Er hat bemerkt, daß ich ihn vorher belauscht habe. In seinen mentalen Ausstrahlungen spüre ich aber keine Bösartigkeit. Eher hintergründige Weisheit, möchte ich sagen.«
»Ein
Weitere Kostenlose Bücher