Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Diskussion. »Willkommen an Bord der behüteten Mutter. Es tut mir leid, daß wir zu diesem Mittel greifen mußten, aber auf andere Art wäret ihr wohl nicht so rasch an Bord dieses Schiffes gekommen. Das Schiff bringt euch zum Zentralplaneten des Plasmas. Die Roboter an Bord dieses Raumers unterstehen meiner alleinigen Kontrolle, ihr habt von ihnen nichts zu befürchten. Die Willys werden bemüht sein, euch den Flug so angenehm wie möglich zu gestalten.«
Die Stimme verstummte. Verblüfft blickte ich Rhodan an.
»Dies war zweifellos der Plasmakommandant«, sagte ich. »Weißt du, was dies bedeutet?«
Rhodan war nicht weniger überrascht als ich.
»Das Plasma ist intelligent«, stieß er hervor. »Andernfalls hätte es nicht zu uns sprechen können. Die Vermutungen einiger unserer Wissenschaftler waren also richtig. Ich glaube, daß uns noch eine Reihe anderer Überraschungen bevorstehen.«
Ich wandte mich an Willy. »Du hast sicherlich eine Menge Informationen für uns. Erzähle uns bitte etwas mehr über die Posbis.«
Willy begann bereitwillig zu erzählen. Wir lauschten gespannt seinen Worten. Als er fertig war, herrschte tiefes Schweigen. Einige der Rätsel, an denen wir uns bisher vergeblich die Zähne ausgebissen hatten, waren nun gelöst.
Das Plasma war tatsächlich intelligent, wenn es eine bestimmte Konzentration erreichte. Die an Bord der Fragmentraumer befindlichen Mengen reichten dazu in der Regel nicht aus. Nur auf einigen Spezialschiffen, wie jenem, auf dem wir uns aufhielten, war das Plasma zu echten Denkvorgängen befähigt.
Die von dem Späher Wuriu Sengu damals auf Frago entdeckte Bandstraße diente zur Aktivierung von Gewebemassen, die von Transportschiffen auf die einzelnen Stützpunkte gebracht wurden. Unser Posbischiff war auch eines dieser Transportschiffe, deshalb die Anwesenheit der Willys. Ihre Aufgabe war es, das zu transportierende Plasma zu schützen, daher auch der Ausdruck ›Säuglingsschwester‹. Die Fortpflanzung des Plasmas geschah ausschließlich auf der Zentralwelt, zu der wir unterwegs waren.
Auf unsere Frage, welchen Stellenwert Hyperinpotronik und Positronik besaßen, erhielten wir eine Antwort, die uns verblüffte, die aber erstaunlich einfach war. Demnach waren wir bisher stets von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Aus der Tatsache, daß wir in den Posbis zwei scheinbar verschiedene Recheneinheiten vorgefunden hatten – die Positronik und jene Zusatzschaltungen, denen wir den Namen Inpotronik gegeben hatten – schlossen wir, daß es sich hierbei um zwei verschiedene, voneinander unabhängige Steuerelemente handelte. Tatsächlich war es aber eine einzige Einheit, die in ihrer Gesamtheit die Hyperinpotronik bildete. Es gab keine eigenständige Positronik, sondern nur den Verband Hyperinpotronik, in dem die Positronik nur ein Bestandteil war.
Auch die Frage, wie die hypertoyktische Verzahnung hervorgerufen wurde, fand eine Lösung. Das Plasma war mit der Hyperinpotronik durch halborganische Nervenleiter, die der Translator mit dem Begriff Bioponblocks übersetzte, verbunden. Diese Nervenleiter mußten auf einem Prinzip beruhen, das es uns bisher unmöglich gemacht hatte, sie nachzuweisen. Willy war es nicht möglich gewesen, uns dieses Prinzip zu erklären, da er es selbst nicht kannte.
Auch unsere Frage, wie sich die Inpotronik während unserer Anwesenheit auf der Zentralwelt verhalten würde, konnte er nicht beantworten. Die von uns bereits schon vor längerer Zeit festgestellte Kompetenzstreiterei zwischen Plasma und Inpotronik schien jedoch so weit fortgeschritten zu sein, daß das Plasma anscheinend keinen anderen Ausweg mehr wußte, als uns um Hilfe zu bitten. Wie das Plasma es schließlich schaffte, die Inpotronik zu ›überlisten‹, entzog sich unserer Kenntnis.
Nachdem wir diese Informationen verarbeitet hatten, war uns klar, daß uns auf der Zentralwelt der Posbis noch einige Überraschungen erwarteten. Fellmer Lloyd hatte mehrmals versucht, telepathisch Kontakt mit dem Plasma aufzunehmen, aber ohne Erfolg. Wir waren mehr oder weniger zur Untätigkeit verdammt. Die auf diesem Schiff weilenden Willys, es waren etwa hundert, würden uns den Flug so angenehm wie möglich gestalten. Dieser Umstand veranlaßte mich zu einer spontanen Äußerung: »Ich freue mich, die Bekanntschaft von so liebenswerten Geschöpfen zu machen.«
Meine Worte erregten einen Freudensturm. Plötzlich glitten überall Stielaugen aus dem lebenden Bodenbelag, und wenigstens
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