Silberband 017 - Die Hundertsonnenwelt
Es sind Posbis. Ein Schiff setzt zur Landung an. Es müssen Tausende von Robotern darin sein. Die Impulse sind unverkennbar.«
»Es ist ein Schiff, das dem wahren Leben untersteht. Ihr habt nichts zu befürchten«, sagte Willy.
Statt eine Antwort zu geben, aktivierte ich den Hypersender und rief die THEODERICH an.
Kurz darauf meldete sich Jefe Claudrin: »Die Strukturortung war eine Kleinigkeit. Sie befinden sich auf dem Planeten Sumath, viertausendachthundertsechzehn Lichtjahre von Arkon entfernt. Die gelbe Sonne ist namenlos. Wir orten drei Fragmentraumschiffe. Eins stieß soeben in die Wasserdampfatmosphäre vor. Ihre Befehle, Sir?«
Ich öffnete die Magnetverschlüsse und klappte den Helm zurück. Die feuchtheiße Luft roch nach Moder und Sumpfgasen. Das Dröhnen war noch immer zu hören.
»Ziehen Sie sich mit Ihren Schiffen bis auf eine Entfernung von zwanzig Lichtjahren zurück. Kein Angriff! Warten Sie weitere Nachrichten ab. Ich nehme an, daß wir an Bord eines Fragmentraumers einsteigen sollen.«
»Sir, Sie werden doch nicht so leichtsinnig sein und …«
»Wenn dieser Kontakt verlorengeht, kann es den Untergang unserer Zivilisation bedeuten«, erinnerte ich ihn. Ich unterbrach die Verbindung und wandte mich an das Wesen, das sich Willy nannte. »Von wem wird das Raumschiff gesteuert?« fragte ich.
»Nur von den Dienern des Inneren. Es droht keine Gefahr. Das Innere überlagert die Anordnungen der Maschine. Du solltest weniger fragen, junger Freund. Ich meine es gut.«
Willys Stielaugen schimmerten so unpersönlich wie zuvor. Der Ausdruck veränderte sich auch nicht, als hinter, vor und neben uns Posbis landeten.
»Willy, wir erinnern dich an deine Einladung. Gäste behütet man«, sagte Rhodan.
»So ist es.«
Ich wollte einigermaßen beruhigt aufatmen, als der Waffenarm eines Posbis nach oben zuckte. Die Bewegung war unwirklich schnell. Mein Auge erfaßte die grüne Wellenfront, die meinen Körper bereits umhüllte, ehe ich die Sachlage geistig verarbeiten konnte. Auch Rhodan und Lloyd wurden von dem Flimmern eingefangen.
Ich wollte schießen, in jählings aufflammendem Zorn etwas schreien, aber ich kam nicht mehr dazu. Mein Körper erschlaffte.
Ehe ich die Besinnung verlor, hörte ich noch Willys Translator. »Behüten heißt, den Gast und Freund vor Unheil zu bewahren, seine Instinkthandlungen zu unterbinden und die Panik der Kreatur einzuschläfern.«
Dunkle Nebel wallten vor meinen Augen. Meine letzte Überlegung beschäftigte sich mit der Eigenart der verwendeten Waffe. Ich hatte keinen schmerzhaften Schock verspürt, wie er von energetischen Nervenwaffen immer erzeugt wurde. Die Posbis hatten mit Narkosestrahlen gearbeitet.
Jemand sang. Es war ein gleichförmiges Auf und Ab von Tönen, die mehr mein Gefühl als mein Ohr ansprachen. Ich öffnete die Augen, ohne dabei Schmerzen zu empfinden.
Rhodan und Lloyd waren schon wach.
Ruckartig richtete ich mich auf. Ich stützte die Hände auf den Boden und griff dabei in eine nachgiebige Masse, die sich wie Schaumstoff anfühlte.
»Hallo«, sagte Rhodan. »Verzichte auf einen Wutanfall. Das habe ich bereits für dich erledigt. Kannst du mir sagen, wo Willy ist?«
Ich sah mich um und deutete auf ein pulsierendes Geschöpf, das so breit auf dem Boden lag, daß es einer Halbkugel glich.
Ich wollte sagen, Willy wäre doch direkt in unserer Nähe, doch da entdeckte ich noch mehrere dieser Intelligenzen. Sie ähnelten einander so stark, daß man sie nicht unterscheiden konnte.
Rhodan lachte. Er schien sich königlich zu amüsieren. »Die Überraschungen reißen nicht ab, was? Presse deine Hände nicht so krampfhaft auf den Boden. Du liegst nämlich auf einem Willy.«
Entsetzt sah ich nach unten. Ein Stielauge glitt zwischen meinen gespreizten Beinen hervor, und eine blecherne Translatorstimme sagte: »Geht es dir gut, Freund? Spürst du den Andruck?«
»Nein, vielen Dank«, antwortete ich automatisch, um gleich darauf meine Hände zurückzuziehen.
»Sinnlos«, spöttelte Perry. »Der ganze Raum liegt voll. Es handelt sich sozusagen um die ›Mattenwillys‹, die …«
»Um was?« unterbrach ich.
»… die nichts anderes zu tun haben, als ihr Transportgut vor den harten Stahlplatten zu schützen. Die Posbis halten es nämlich für nötig, ihre spartanisch eingerichteten Raumschiffe wegen der Plasmatransporte in einen Luxusraumer zu verwandeln.«
In diesem Augenblick unterbrach eine, aus verborgenen Lautsprechern kommende Stimme unsere
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