Silberband 020 - Kampf gegen die Blues
den Krieg wurde in ihm wach. Doch dann wandte er seine Aufmerksamkeit anderen
Dingen zu.
Kaum war er gelandet, als Oberst Herisch auf ihn zukam und ihn begrüßte.
»Sie haben uns bereits in groben Zügen informiert«, sagte Rhodan. »Die Details haben Zeit bis
später.« Er blickte auf die mehreren hundert Blues, die apathisch vor ihrem Wrack auf dem Boden
saßen.
»Was geschieht mit ihnen?« fragte Herisch.
»Wir lassen sie hier zurück«, antwortete Rhodan. »Sie als Gefangene mit nach Terra zu nehmen,
wäre sinnlos, da sie als einfache Soldaten nichts wissen, das uns nicht inzwischen auch schon
bekannt wäre. So geben wir ihnen eine Chance, von Angehörigen ihres Volkes gefunden und abgeholt
zu werden. Auf Gatas wird man vermutlich wissen, wohin dieses Schiff unterwegs war, und bald
Nachforschungen über seinen Verbleib anstellen.«
Rhodan wies Dantur an, ein Beiboot aus der ERIC MANOLI ausschleusen zu lassen, um die
Kokonmasse zu holen, die nach Tommys Ausschlüpfen übriggeblieben war. Die Besatzung der Space-Jet
fand mehrere hundert Kilo Molkex. Damit hoffte Rhodan, zumindest eine kurze Zeit lang über die
Runden zu kommen und die Versuche auf Terra, Arkon III und Aralon voranzubringen.
Inzwischen war ein Schneller Kreuzer der Galaktischen Abwehr gelandet und hatte die beiden
Schreckwürmer an Bord genommen. Sie sollten nach Tombstone gebracht werden.
Rhodan, Dantur und Herisch standen nebeneinander und beobachteten, wie das Molkex in die ERIC
MANOLI geschafft wurde.
Oberst Herisch atmete hörbar auf. Rhodan warf ihm einen Verständnis vollen Seitenblick zu.
»Sie fühlen sich wohl erst sicher, wenn wir wieder an Bord sind?« erkundigte er sich.
»Ja«, gab Herisch zu. »Aber erst, wenn wir das Vagrat-System nur noch als leuchtenden Punkt
auf den Ortungsgeräten sehen, weiß ich, daß ich dieses Kommando überlebt habe.«
Kors Dantur gestattete sich ein ungedämpftes Lachen, das wie ein aufkommendes Gewitter klang.
Herisch starrte ihn entsetzt von der Seite an.
»Kommen Sie«, sagte er. »Kehren wir ins Schiff zurück.«
Gregory Burnett genoß das Gefühl, seine Beine behaglich ausstrecken zu können. Um
ihn herum war die schützende Außenhülle der ERIC MANOLI, die vor wenigen Augenblicken von Tauta
gestartet war und nun an der Spitze des Verbands aus dem Vagrat-System hinausschoß.
Jemand klopfte an die Kabinentür. Burnett öffnete nicht. Er wollte allein sein. Wenn Kerrick
oder Sharoon etwas von ihm wollten, konnte das auch bis später warten. Jetzt war er nicht in der
Laune, zu reden.
Über den Mann, der zu den Wissenschaftlern gestoßen war, der mit ihnen gearbeitet und doch nie
wirklich zu ihnen gehört hatte.
Verdammt! dachte Burnett. Ich brauche einen Cocktail! Irgend etwas, das die
Erinnerung betäubt!
Dr. De Fort befand sich nicht an Bord des Flaggschiffs. Er lebte nicht mehr.
Niemand wußte, was den verbitterten Mann dazu getrieben hatte, sich die Waffe an die Stirn zu
setzen und abzudrücken. Es war bereits alles vorüber gewesen. Wie Burnett, Dr. Kerrick und Dr.
Sharoon hatte De Fort mit der ERIC MANOLI nach Terra zurückkehren sollen.
Vielleicht, dachte Burnett, konnte De Fort nicht länger mit seinem Prothesenkörper
leben. Er verwarf den Gedanken. De Fort hatte sich mit diesem Schicksal längst abgefunden
gehabt. Was ihn trieb, war sein Haß auf die Schreckwürmer gewesen.
Und er hatte erleben müssen, daß er mit einer Lüge gelebt hatte, daß sein von Verbitterung
erzeugtes Weltbild sich als falsch erwies.
Wahrscheinlich, dachte Burnett, konnte er das nicht mehr verkraften.
Er fluchte und dachte an die sechzig verschiedenen Cocktails, die in der Bar auf Terra auf ihn
warteten. Und an Männer wie Jicks.
»Mit mir macht ihr das nicht noch einmal«, murmelte er zu sich selbst. »Mit mir
nicht …«
25.
Januar 2328
Sonnensystem Kesnar, 38 Lichtjahre tief im Innern des Kugelsternhaufens M-13.
Vierter von insgesamt sieben Planeten. Aralon, die Hauptwelt der galaktischen Mediziner.
Reginald Bull befand sich auf dem Weg von Arkon III zur Erde und hatte einen Abstecher nach
Aralon gemacht. Streng genommen konnte er sich diesen Aufenthalt angesichts des drohenden
galaktischen Krieges zwischen dem Imperium und dem Sternenreich der Blues nicht erlauben. Aber
nach reiflicher Überlegung hatte er sich doch entschlossen, wertvolle Zeit für einen Besuch zu
opfern, denn ebenso wichtig wie die Vorbereitungen gegen eine Invasion der Blues war es,
Weitere Kostenlose Bücher