Silberband 021 - Strasse nach Andromeda
festzustellen.
Sie ermittelten, daß sich die BOX-8323 etwa neunhunderttausend Lichtjahre vom Rand der Galaxis
entfernt im intergalaktischen Raum befand. Rasch durchgeführte Vergleichsberechnungen ergaben,
daß sie an einer Position herausgekommen war, die um etwa 25 Grad von einer gedachten direkten
Linie zwischen der Milchstraße und Andromeda seitlich versetzt lag. Auf der anderen Seite dieser
Linie, etwa um 45 Grad von der direkten Achse versetzt, befand sich die Hundertsonnenwelt mit
ihren Stützpunkten. Das bedeutete, daß die Hundertsonnenwelt fast so weit fort war wie die
Galaxis – und eine Rückkehr aus eigener Kraft nicht möglich.
Als Melbar Kasom erwachte, war ihm, als habe er nur eine Minute geschlafen. In Wirklichkeit
hatte er fast eine volle Stunde in Narkose gelegen. Seine Kräfte kehrten schnell zurück. Er eilte
in die Kabine von Dr. Anficht und Sengu. Die beiden Männer erhoben sich gerade von ihren Betten.
Lautlos verschwanden die Medo-Robots der Posbis.
Fünf Minuten später war auch Gecko wach.
Die vier begaben sich in die Kommandozentrale und wurden informiert.
P-1 machte ihnen Platz. Dabei ließ er den mächtigen Frontalbildschirm nicht aus den Augen.
»Zwei Sonnen mit sieben Planeten, ein künstlich hergestelltes System. Die Empfangsstation für
den Sonnentransmitter. Wenn die CREST den gleichen Weg nahm wie wir, muß sie in der Nähe sein.
Die Ortergeräte laufen auf Hochtouren. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir das vermißte
Schiff gefunden haben.«
»Wenn es noch hier ist«, meinte Kasom zweifelnd.
»Falls nicht, werden wir eine Spur finden und sie verfolgen. Wir haben den ersten Schritt
getan und das Experiment wiederholt. Alles weitere wird sich finden.«
Kasom gab keine Antwort. Er sah auf die Bildschirme, als könne er dort die CREST finden.
Natürlich fand er sie nicht. Dabei war sie kaum zwanzig Millionen Kilometer entfernt.
Die gelben Sonnen waren zurückgeblieben. Der Fragmentraumer flog in der Umlaufebene der sieben
Planeten und näherte sich deren Kreisbahn. Er durchstieß sie schließlich und paßte seine
Geschwindigkeit den Gravitationsgesetzen des Systems an.
Gecko, der bisher still und abwartend in einer Ecke der Zentrale gestanden hatte, trat
plötzlich an Kasom heran. Er griff nach der herabhängenden Hand des Ertrusers und war froh, sie
erreichen zu können. Der USO-Agent bückte sich.
»Ist was, Kleiner?«
»Impulse! Gedankenimpulse. Sie stammen weder von dir noch von Sengu oder dem Doktor.
Entschuldige mich, ich muß in meine Kabine. Komm nach.«
Er entmaterialisierte.
Dr. Anficht starrte auf die Stelle, an der Gecko gestanden hatte.
»O sprich, was ficht ihn an?« erkundigte er sich trocken.
»Gecko hat Gedankenimpulse aufgefangen. Er wollte in seine Kabine, um sich besser
konzentrieren zu können. Wenn die Impulse nicht von uns stammen, dann nur von der CREST. Ich
glaube, wir haben es geschafft.«
»Abwarten«, knurrte Sengu skeptisch. »Hat er nicht gesagt, wir sollen nachkommen?«
»Das hat Zeit. Wenn der Mausbiber wirklich Kontakt mit der CREST erhält, wissen wir es ein
paar Sekunden später. Wozu ist er Teleporter?«
Ehe jemand darauf etwas erwidern konnte, entstanden die typischen Luftwirbel einer
Rematerialisation. Gecko schälte sich aus dem Nichts und fuchtelte erregt mit beiden Armen.
»Gucky, ich habe ganz schwach Verbindung mit Gucky gehabt. Er hat mir nicht geantwortet, aber
er scheint krank zu sein, oder fast tot. Die Impulse waren nur undeutlich und sehr schwach. Wir
müssen sofort etwas unternehmen. Die Ortung, Melbar! Ich kann die Richtung ungefähr angeben,
nicht aber die Entfernung. Vergleiche meine Ortung mit den Ortungsinstrumenten des Schiffes. So
müßten wir die CREST doch finden …!«
P-1 hatte zugehört. Er ging zu den Kontrollgeräten auf der rechten Seite und stellte sie neu
ein. Das Blickfeld der Bildschirme vergrößerte sich, und die Winkel wurden verschoben.
Dann kam endlich das erste Echo.
Es zeichnete eine Kugel auf den Orter.
Die sofort errechneten Maße ergaben, daß die Kugel einen Durchmesser von anderthalb Kilometer
hatte.
Die BOX-8323 hatte die CREST gefunden.
Das vorausbestimmte Programm lief sofort an.
Zuerst wurde der Spezialkreuzer SIGNAL ausgeschleust. Melbar Kasom und Dr. Anficht unternahmen
das schwierige Manöver mit einigen Posbis. Die weiten Hangarluken öffneten sich und gaben den Weg
frei. Der automatische Antrieb der SIGNAL sprang an. Das Schiff
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