Silberband 033 - OLD MAN
Das Wasser aus den Vorratsbehältern der Jets schmeckte
abgestanden und lauwarm.
Inzwischen hatte sich herausgestellt, daß die Hypersender beider Diskusschiffe nicht mehr zu
reparieren waren. Den Männern fehlten dazu die notwendigen Ersatzteile. Redhorse hatte die
Arbeiten an den Hypertriebwerken vorangetrieben, ohne daß sie bisher einen Erfolg erzielt hatten.
An den Mienen der Raumfahrer erkannte Zachery, daß wenig Aussichten bestanden, den Schaden zu
beheben. Redhorse hatte bereits davon gesprochen, daß sie eventuell mit den Normaltriebwerken in
den Raum starten müßten.
Parral zog seine alte Taschenuhr hervor. Er blickte auf das Leuchtzifferblatt. Seit über acht
Stunden befanden sie sich jetzt auf Rubin.
Schritte näherten sich dem jungen Leutnant. Hastig schob er die Uhr in die Tasche des
Schutzanzugs zurück. Redhorse hatte darauf bestanden, daß sie die Anzüge anbehielten. Nur die
Helme hatten sie abnehmen dürfen.
Sergeant Cafana Velarde kam aus der Dunkelheit. Er trug einen Scheinwerfer bei sich, der die
Felsen in der näheren Umgebung in helles Licht tauchte. Einen Augenblick spürte Zachery den
Lichtschein in seinem Gesicht, dann wanderte der Strahl über seinen Körper nach unten, wo er
schließlich an der Uhrkette hängenblieb, die Parral in seiner Eile nicht mit in die Tasche
geschoben hatte.
»Bei allen Planeten!« stieß Velarde ungläubig hervor. »Sie tragen diese Dinger ja
tatsächlich!«
Zachery errötete.
»Haben Sie etwas dagegen?« fragte er zornig.
»Natürlich nicht, Parral«, versicherte Velarde.
»Für Sie bin ich immer noch Leutnant Parral!« verbesserte Zachery.
»Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Velarde gleichmütig. »Ich dachte nur, daß die besondere Lage,
in der wir uns befinden, den Unterschied zwischen den einzelnen Dienstgraden bedeutungslos macht.
Wir sitzen schließlich alle in der gleichen Falle.«
Parral war fassungslos über die Einstellung dieses Mannes. War es möglich, daß ein Sergeant
von 44 Jahren nicht mehr Disziplin besaß? Oder handelte es sich in Velardes Fall nur um mangelnde
Intelligenz?
»Wenn Sie sich noch einmal so betragen, melde ich Sie dem Kommandanten«, erklärte Parral
aufgebracht. »Gleichgültig, in welcher Situation wir uns befinden, wir sind Mitglieder der
Solaren Flotte und haben uns als solche an die Bestimmungen zu halten.«
»Ach du meine Güte«, sagte Velarde unbeeindruckt. »Sie sind ja noch so jung, Leutnant. Das
legt sich im Lauf der Zeit.«
Eine dritte Gestalt trat in den Lichtkreis von Velardes Lampe. Es war Captain Carruther.
Carruther nickte Parral beiläufig zu und legte dem Sergeanten eine Hand auf die Schulter.
»Na, Sarge?« erkundigte er sich freundlich. »Schnappen Sie ein bißchen nach frischer
Luft?«
»In diesem Treibhaus gibt es überhaupt keine frische Luft, Captain«, brummte Velarde unwillig
und ging davon.
Carruther und Zachery standen sich schweigend in der Dunkelheit gegenüber. Schließlich wurde
dem Leutnant die Stille unangenehm.
»Ein unverschämter Kerl!« stieß er hervor.
»Wer?« fragte Carruther. »Velarde? Er ist bestenfalls ein bißchen schrullig. Ansonsten ist er
sehr zuverlässig.«
»Das bezweifle ich«, behauptete Zachery steif. »Haben Sie sich jemals mit ihm über seine
Ansichten über das Zusammenleben der verschiedenen Dienstgrade während einer besonderen Situation
unterhalten, Sir?«
Carruther seufzte. »Klingt ja fürchterlich kompliziert, Leutnant. Warum sollte ich
ausgerechnet mit Velarde darüber sprechen?«
Zachery kam sich wie ein Narr vor. Er begriff, daß Autorität keine Sache war, die sich mit
Worten erreichen ließ.
Carruther besaß Autorität, sie umgab ihn als unsichtbare Aura. Er, Parral, dagegen wurde
offenbar überhaupt nicht für voll genommen. Zachery biß sich auf die Unterlippe. Und er wäre fast
zu Redhorse gegangen, um ihm ausgerechnet jetzt den Sergeanten zu melden! Der Oberst hätte ihn
ausgelacht.
Vielleicht, dachte der Leutnant langsam, konnte man Autorität lernen.
»Für Sie ist das alles noch ein bißchen neu, Leutnant«, meinte der Captain wohlwollend.
»Machen Sie sich nichts daraus, wenn einer dieser alten Kämpfer sich für sehr wichtig hält.«
Warum sagt mir jeder, daß ich unerfahren und jung bin? dachte Zachery wütend. Natürlich war
alles neu für ihn, aber er war ebensoviel wert wie alle anderen. Er würde es ihnen schon
beweisen. Schließlich wurde niemand aus einem Zufall heraus Leutnant. Man
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