Silberband 034 - Die Kristallagenten
die Seite des Korporals und packte ihn am Arm. Wallen Overmile krümmte sich
vor Schmerzen. Die drei anderen Männer verschwanden in der Dunkelheit. Haagard war viel zu
erschöpft, um Zorn auf Overmile zu empfinden. Er spürte, wie der Korporal unter einem
Schüttelfrost erbebte, und hielt ihn fester.
»Ich glaube, ich habe mich vergiftet«, sagte Overmile. Seine Stimme klang so hilflos, daß
Haagard unwillkürlich Mitleid mit ihm empfand.
»Unsinn!« stieß er heftig hervor. »In ein paar Minuten ist alles vorüber.«
Er berührte Overmiles Stirn. Sie war mit kaltem Schweiß bedeckt.
»Es wird bald kühler werden«, sagte Haagard.
»Dieser verdammte Planet!« fluchte Overmile.
Hohle und Olney kamen zurück.
»Wir haben einen geeigneten Platz gefunden«, berichtete der Major. »Folgen Sie uns. Fellmer
Lloyd wartet bereits auf uns.«
Overmile war nicht in der Lage, die Richtung beizubehalten. Hohle und Haagard nahmen ihn in
die Mitte, während Olney vorausflog. Kurz darauf hörten sie die Stimme des Mutanten.
»Passen Sie auf, wenn Sie landen«, warnte Lloyd. »Wir haben nur ein paar Quadratmeter Platz.
Ringsum ist weicher Sumpf.«
Der Boden, den Haagards Füße berührten, war weich und nachgiebig, aber man konnte auf ihm
stehen. Irgendwo in der Nähe plätscherte Wasser. Overmile sank zu Boden.
»Es ist ein schlechter Platz«, bekannte Hohle. »Aber wir müssen Overmile Gelegenheit geben,
sich zu erholen.«
Nicht nur der Korporal brauchte Ruhe, dachte Haagard. Er war sicher, daß er sofort einschlafen
konnte, wenn er sich hinlegte.
»Ich übernehme die erste Wache«, erbot sich Hole Hohle.
»Nein«, widersprach Lloyd. »Sie können alle schlafen. Mein Zellaktivator gibt mir genügend
Kraft, die ganze Nacht über wach zu bleiben. Außerdem bin ich der einzige, der sofort spürt, wenn
sich jemand nähert.«
Als Haagard sich niederließ, verschlug ihm der Gestank fast den Atem. Unwillkürlich richtete
er sich wieder auf. Olney, der unmittelbar neben ihm stand, lachte leise.
»Wie gefällt Ihnen Ihr Himmelbett, Sarge?« fragte er.
Haagard antwortete nicht, sondern unternahm einen zweiten Versuch. Diesmal gelang es ihm,
seinen Widerwillen zu überwinden. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und blieb liegen. Aus
dem Sumpf kamen unheimliche Geräusche. Haagard versuchte sie zu ignorieren, aber unbewußt
konzentrierte er seine Aufmerksamkeit immer wieder darauf. Obwohl er wußte, daß Lloyd ein
zuverlässiger Wächter war, malte er sich in seiner Phantasie aus, wie ihre kleine Insel
überraschend angegriffen wurde.
Mash Olney und Hole Hohle ließen sich neben ihm nieder. Es dauerte nicht lange, und Haagard
konnte an den gleichmäßigen Atemzügen Hohles erkennen, daß der Major eingeschlafen war.
Haagard schloß die Augen. Nach einer Weile verfiel er in einen leichten Schlummer, aus dem er
jedoch immer wieder hochschreckte. Er war in Schweiß gebadet und wälzte sich unruhig hin und her.
Einmal hörte er, wie Hole Hohle aufstand und sich leise mit Fellmer Lloyd unterhielt. Schließlich
vermischten sich Traum und Wirklichkeit zu einem Ganzen.
Als Fellmer Lloyd die Männer weckte, fühlte sich Haagard schlechter als bei ihrer Ankunft auf
der kleinen Insel. Sein Durst war noch stärker geworden, und er hatte Kopfschmerzen, die sich vom
Nacken bis zur Stirn hinzogen. Auch die Brandwunden auf seinem Rücken machten ihm wieder zu
schaffen.
»Ich habe aus weiter Ferne perlianische Gedankenimpulse empfangen«, sagte Lloyd. »Ein Suchboot
scheint sich uns zu nähern.«
»Glauben Sie, daß man uns entdeckt hat?« wollte Olney wissen.
»Ich kann keine einzelnen Gedanken unterscheiden«, erwiderte der Telepath. »Dazu muß ich
warten, bis die Perlians näher herangekommen sind.«
»Wir müssen weiter«, entschied Hohle. »Hier können wir nicht bleiben. Ich befürchte, daß uns
die Perlians und die Generäle auch mit Flugzeugen suchen, sobald die Nacht vorüber ist.«
»Wenn wir fliegen, orten unsere Gegner vielleicht den Energieausstoß unserer Rückentornister«,
gab Olney zu bedenken.
»Das glaube ich nicht«, sagte Hohle. »Die Energiequellen auf dem Festland sind so stark, daß
sie alles andere überlagern. Erinnern Sie sich daran, daß auch die Ortungsgeräte unserer
Space-Jet fast versagten. Wir hätten damit keine kleineren Energiequellen anpeilen können. Ich
glaube nicht, daß die Ortungsgeräte der Perlians viel besser sind als unsere.«
Sie weckten Wallen
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