Silberband 035 - Magellan
wirkenden Grenze näherte.
Die aufgesprungenen, rissigen Lippen, die von Frost- und Fieberschauern geschüttelten Körper
sprachen von den Qualen, die die Männer auszustehen hatten.
»Und Sie irren sich nicht, Doc?«
Fred Blain schüttelte müde den Kopf. Sein Gesicht war von tiefer Erschöpfung gezeichnet. Es
war eine noch größere Qual, mit ansehen zu müssen, wie die Männer ihrem sicheren Ende
entgegengingen, und kein einziges Mittel zur Hand zu haben, womit man dem Tod Einhalt gebieten
konnte.
»Es gibt keine Zweifel«, sagte er. »Die dicken, schwarzen Beulen haben mich eigentlich schon
im Anfangsstadium auf den Gedanken gebracht, daß es sich um eine Abart der auf Terra bekannten
Schwarzen Beulenpest handelt. Offensichtlich scheinen artverwandte Erreger hier in der Großen
Magellanschen Wolke zu existieren.«
»Ich teile die Ansicht meines Kollegen«, meldete sich Gerhard Beir zu Wort. »Können Sie sich
noch an den alten Shanganten erinnern, der die beiden Generäle begleitet hatte, als diese unsere
Leute infizierten?«
Roi Danton nickte.
»Haben Sie dessen vernarbtes Gesicht gesehen?« fuhr Beir fort. »Sein stumpfes Haar, das zum
Teil ausgefallen war? Das waren die Spuren der Beulenpest, die dieser Shangant überlebt hat.«
»Und was kann man dagegen unternehmen?« fragte Danton mit tonloser Stimme.
»Unternehmen könnte man vieles«, erwiderte Gerhard Beir heftig. »Die Schwarze Beulenpest hat
längst ihren Schrecken verloren. Die modernen Antibiotika haben ihr den Garaus gemacht, und die
Kosmobiotika, die wir in unserer Ausrüstung mitführen, sind noch viel besser –
nur …«
»… nur, daß wir nicht an diese Kosmobiotika herankönnen!« schloß Fred Blain den
unvollendet gebliebenen Satz seines Kollegen.
Und das bedeutet wahrscheinlich den Tod unserer Kameraden, dachte Roi verbittert. Seine
Gedanken beschäftigten sich mit den Ereignissen vergangener Stunden.
Als Roumbaki feststellte, daß die zuerst infizierten Terraner noch immer nicht starben, ließ
er schließlich noch eine dritte Gruppe mit Krankheitserregern infizieren. Etwa zu diesem
Zeitpunkt zeigte die zweite infizierte Gruppe die ersten Anzeichen des Fiebers. Der rotmähnige
Gurrad konnte seine Wut über diesen offensichtlichen Fehlschlag kaum verbergen. Zumal ihn alle
fünfzehn Terraner jedesmal verhöhnten, wenn er auftauchte, um sich vom Fortschritt seiner
›qualvollen‹ Hinrichtung zu überzeugen.
Selbstverständlich hatten die Männer Angst vor dem Tod, aber das den Gurrads einzugestehen,
ließ ihr Stolz nicht zu.
Ark Huron tauchte neben dem Freihändler auf. Der Blick seiner Augen war düster.
»Rhodan scheint auch kein Glück zu haben.«
»Nein, ich glaube nicht«, erwiderte Roi. »Jedenfalls hat sich Oro Masut noch nicht
gemeldet.«
Wieder versanken beide Männer in brütendes Schweigen.
Um sie herum unterhielten sich die übrigen Gefangenen im Flüsterton. Die gedrückte Stimmung
war fast körperlich fühlbar.
Was hatte Roi in den vergangenen Stunden nicht alles versucht!
Er hatte Roumbaki bedroht, hatte ihn beschworen, hatte geschrien und den Gurrad
beschimpft – alles war vergebens. Nichts konnte den mißtrauischen und haßerfüllten Gurrad
davon abbringen, in den Terranern nach wie vor erbitterte Feinde zu sehen. Selbst als Roi seinen
größten Trumpf ausspielte und dem Oberbefehlshaber der Magellanschen Guerillas von der Existenz
einer immensen Gefahr berichtete, die sich OLD MAN nannte und die mit hundertprozentiger
Gewißheit den Perlians zu Hilfe eilen würde, hatte Roumbaki nur ein höhnisches Lächeln dafür
übrig. Er mißtraute Rois Worten über dieses sagenhafte Ding.
Verzweifelt vergrub Danton das Gesicht in den Händen. Ein Muskel im linken Unterarm begann zu
zucken – und plötzlich fuhr der Freihändler wie elektrisiert empor.
Das im Fleisch eingepflanzte winzige Funkgerät hatte auf einen Impuls reagiert.
»Was ist?«
Ark Huron beugte sich besorgt zu Danton hinüber.
»Oro meldet sich endlich«, stieß der Freihändler hastig hervor. »Eben kam der Abrufimpuls
eines Hyperfunksignals über das Mikrogerät … Schnell, einen Schreibstift und etwas zum
Notieren!«
Bebend vor Erregung zerrte der schwarzbärtige Markos-V-Kolonist einen Patentschreiber aus
einer der vielen Taschen seiner Kampfkombination, riß ein Blatt aus seinem Notizbuch und übergab
es Roi Danton, der mit überhasteten Bewegungen zu schreiben begann.
Oro Masut teilte mit, daß
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