Silberband 035 - Magellan
zweifelnd, als Rhodan daranging, alle überflüssigen
Dinge von seinem Kampfanzug zu entfernen; er mußte vermeiden, irgendwo im Rohr
hängenzubleiben.
»Es wird schon schiefgehen«, beruhigte ihn Rhodan und lächelte leicht. Wenn auch Oro Masut als
Leibwächter mehr seinem König zugetan war, konnte er manchmal nicht verleugnen, daß ihm das Wohl
des Großadministrators ebenfalls sehr am Herzen zu liegen schien.
Hätte Perry Rhodan allerdings gewußt, weshalb das so war, wäre ihm manches klarer gewesen.
»Ich sage das deshalb«, fuhr der Ertruser fort, »weil ich noch weiß, daß an der Stelle, wo das
Rohr in den Gefangenenraum mündet, eine Verdichterstation sitzt.«
Perry Rhodan hielt inne.
»Sitzt sie genau im Rohr?« erkundigte er sich mit blassem Gesicht.
»Nein«, sagte Masut mit düsterer Stimme, »aber unmittelbar darüber. Genau an der Stelle, wo
das Rohr in den Gefangenenraum hinabführt, gabelt es sich. Auf dem oberen Ast sitzt eine Turbine.
Das Rohr vereinigt sich etwas weiter hinten wieder und läuft weiter.«
»Deshalb sind die Geräusche hier so laut zu hören«, stellte Kasom fest.
»Genau«, erwiderte sein Landsmann und sah mit unglücklichem Gesichtsausdruck auf Perry Rhodan,
der unschlüssig den gefüllten Schlauch mit Medikamenten anblickte.
»Es würde also bedeuten«, sagte er schließlich mit leiser Stimme und wie zu sich selbst, »daß
ich unter allen Umständen vermeiden muß, vom Sog in das obere Rohr der Gabelung gerissen zu
werden!«
»Sir!« riefen Kasom und Masut beschwörend wie aus einem Mund. »Sie wollen doch nicht
etwa …?«
»Doch«, sagte er hart, und der Klang seiner Stimme schloß jeden Zweifel aus. »Ich will!«
Er warf sich mit einer entschlossenen Bewegung den Medikamentenschlauch um den Hals, so daß
die beiden Enden auf seine Brust niederhingen, und bedeutete Kasom und Masut, das Lüftungsgitter
herauszureißen.
Unter den enormen Kräften der beiden Giganten bog sich das Gitter nach kurzer Zeit nach außen
und platzte schließlich ganz aus der Fassung. Sie hoben Perry Rhodan wie ein kleines Kind hoch
und steckten ihn mit den Füßen zuerst in das Rohr.
Langsam ließen sie ihn weiter hineingleiten.
»Vorsichtig«, befahl Rhodan. »Halten Sie mich so lange fest, bis ich merke, daß die
Flugprojektoren gegen den Luftsog ankommen – dann können Sie loslassen. Verstanden?«
Die Ertruser brummten zustimmend.
Kasoms riesige Hand packte das Griffstück am Schulterteil des Kampfanzuges, während Perry
Rhodan mit den Händen die Intensität der Flugaggregate verstärkte.
Als der Regler auf Dreiviertel seiner Kapazität stand, merkte Kasom, daß er Rhodan nicht mehr
festzuhalten brauchte. Perry Rhodan ›schwamm‹ im reißenden Luftsog des Belüftungsrohres.
»Nun lassen Sie schon los, Kasom«, drang Rhodans Stimme in den Helmlautsprechern der beiden
Ertruser auf. »Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren.«
»Nur unter Protest«, brummte Kasom.
Dann ließ er los.
Perry Rhodan war noch einen Augenblick zu sehen, dann verschwand er langsam im Rohr.
Als er aus dem Bereich des Einstieges gekommen war, wurde es dunkel. Er schaltete den
Brustscheinwerfer ein; der grelle Schein beleuchtete Rohrwände, die wie poliertes Silber
glänzten.
Perry Rhodans Hände lagen fest auf den Kontrollen der Flugprojektoren.
Obwohl er inzwischen die Außenaufnahme der Lautsprecher ganz abgeschaltet hatte, war das
infernalische Geräusch im Innern des Rohres noch immer als dumpfes Rauschen zu vernehmen.
An den vorbeigleitenden Rohrwänden merkte er, daß er schneller wurde. Sofort verstärkte er die
Intensität der Projektoren. Offenbar näherte er sich bereits jener Verdichterstation. Der Schweiß
brach ihm aus, als er sich vorstellte, in die Rotoren zu kommen. Er sah aus den Augenwinkeln den
Leuchtbalken des Außentemperaturmessers, der an der Innenseite des Helmes angebracht war.
Er stand auf achtzig Grad Celsius.
Offensichtlich wurde der heulende Luftstrom auch noch aufgeheizt. Allerdings war im Innern des
Kampfanzuges nichts davon zu bemerken. Dessen Klimaanlage war ein kleines Meisterwerk aus den
Laboratorien der Solaren Flotte.
In das dumpfe Rauschen mischte sich ein helles Singen.
Perry Rhodan, der lang ausgestreckt und mit den Füßen voran im Rohr entlangglitt, spreizte die
Beine etwas und sah an seinen Füßen vorbei nach vorn.
Deutlich war die Gabelung zu erkennen; das untere Rohr fiel leicht ab, am Eingang zum oberen
Rohr saßen
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