Silberband 038 - Verschollen in M 87
hielt unwillkürlich den Atem an, als er erkannte, auf welche Weise die Wesen, die
sich in dem Flugobjekt aufhalten mußten, die tausend Kilometer zwischen zwei Raumschiffpulks
überbrückten.
Auf der Oberfläche des Balkens waren in gleichmäßigen Abständen drei nach allen Richtungen
drehbare Metallgerüste aufgestellt, die Poindexter an Fotostative erinnerten. Jedes dieser
Gestelle war zwei Meter hoch. Sie trugen je einen zehn Meter durchmessenden silbern leuchtenden
Ballon.
Auf den ersten Blick sah es so aus, als hinge der Flugkörper an drei gasgefüllten
Trägerkörpern. Poindexter wußte, daß dies natürlich ein Trugschluß war.
Nachdem die Männer in der Zentrale der FORKED TONGUE einige Zeit beobachtet hatten, stellten
sie fest, daß in der metallischen Außenhülle eines jeden Ballons eine Düse starr eingebaut war.
Die Strahlrichtung dieser Düse konnte nur geändert werden, wenn das betreffende Metallgestell
herumgeschwenkt wurde. So konnten die Fremden bestimmte Kurskorrekturen durchführen.
»Aus den Düsen der Ballons strömt ein Gas aus«, stellte Tschai Kulu fest.
»Ein Gas?« wiederholte Berliter. »Warum wird es innerhalb der Düsen nicht gezündet?«
»Die Fremden verzichten offenbar freiwillig darauf, das Gas zu zünden und auf diese Weise eine
vielfach höhere Schubleistung durch eine extrem gesteigerte Expansion zu erzielen«, vermutete
Tschai Kulu.
»Das glauben Sie doch nicht wirklich«, sagte einer der Wissenschaftler. »Warum sollten die
Unbekannten auf eine Zündung verzichten?«
»Dafür gibt es viele Erklärungen«, antwortete der riesenhafte Neger. »Entweder ist das Gas
nicht brennbar, oder es kann ohne Explosionsgefahr nicht gezündet werden.«
»Das würde ja bedeuten, daß …«, begann Berliter fassungslos.
Tschai Kulu nickte grimmig.
»Ich will Ihnen sagen, was das bedeutet. Die Fremden begnügen sich damit, diesen Balken
dadurch voranzutreiben, daß sie das Gas aus den Düsen strömen lassen. Dabei wird ein geringer
Rückstoß erzielt. Kurskorrekturen werden durch die schwenkbaren Metallgestelle vorgenommen.«
Poindexter sagte: »Der Balken fliegt jetzt mit einer Geschwindigkeit von zwanzig Kilometern in
der Stunde.«
Berliter gab ein undeutliches Geräusch von sich. »Das würde bedeuten, daß die Fremden viele
Stunden benötigen, um von einem Raumschiffpulk zum anderen zu gelangen.«
»Genauso ist es«, stimmte der Kommandant zu.
Poindexter starrte noch immer auf den Bildschirm. Er war verwirrt, aber allmählich wich dieses
Gefühl einer Bewunderung für die Wesen, die es geschafft hatten, ihren Mangel an brauchbarer
Energie auf diese Weise auszugleichen. Welche Entschlossenheit gehörte dazu, einen solchen Flug
zu wagen. Die tausend Kilometer zwischen den Pulks mußten für die Besatzung des Flugbalkens ein
nahezu unermeßlicher Abgrund sein.
Die Wissenschaftler an Bord der KC-21 machten pausenlos Aufnahmen von den mysteriösen
Flugkörpern. Der Balken war nicht mehr weit von seinem Ziel entfernt.
»Ich habe eine Neuigkeit für Sie«, sagte John Marshall. »An Bord des Balkens halten sich
aktive und hochintelligente Wesen auf. Sie verkehren mit diesem abenteuerlich aussehenden
Flugkörper zwischen den einzelnen Pulks.«
»Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, seufzte Leutnant Berliter.
Er sprach nur das aus, was alle anderen an Bord der Korvette dachten.
Major Tschai Kulu machte allen Überlegungen ein vorläufiges Ende.
»Wir fliegen jetzt zurück«, bestimmte er.
Poindexter warf einen letzten Blick auf die Bildschirme der Raumortung. Der Balken war dank
der schimmernden Ballons leicht auszumachen. Gegenüber seinem Ziel, den zusammengeschweißten
Schiffen, wirkte er winzig. Dann begann die FORKED TONGUE zu beschleunigen, und das Bild wurde
unklar. Poindexter schaltete die Anlage aus.
Überall war Leben, dachte er. Leben, das verbissen um sein Fortbestehen kämpfte.
2.
Perry Rhodan glättete das dreidimensionale Farbbild, das vor ihm auf dem
Kartentisch lag. Die Aufnahme zeigte einen dreißig Meter langen Balken, der an drei silbernen
Ballons zu hängen schien. Im Hintergrund waren die Umrisse einiger Walzenschiffe zu sehen, die an
den unmöglichsten Stellen miteinander verbunden waren.
Rhodan richtete sich auf.
»Sie behaupten also, daß dieser Balken ein unbrauchbar gewordenes Beiboot ist, das nun mit
Hilfe von Drehgestellen und gasgefüllten Ballons angetrieben wird?« wandte er sich an Tschai
Kulu, der den
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