Silberband 051 - Vasall der Mächtigen
»Ja, es ist soweit! Schritte nähern sich auf dem Gang. Komm, Ras, wir müssen!« Er sah sich noch einmal um, damit er wieder in das Tal zurückfinden konnte. »Gib mir die Hand …«
Sie teleportierten zurück ins Gefängnis.
Atlan hörte die Schritte, als er neben der Tür stand und lauschte.
Kein Zweifel! Man holte sie ab zum Verhör.
»Perry! Ruf Gucky und Ras zurück!«
Zehn Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und fast gleichzeitig rematerialisierten die beiden Teleporter im Raum. Ras rückte seine lindgrüne Uniform zurecht, während Gucky sich gleich auf alle viere niederließ und die eintretenden Takerer giftig anbellte. Er hatte die Stimme eines Rehpinschers, grell und durchdringend.
»Komm her!« rief Rhodan und hielt ihm die Hand hin. »Sei brav, Wuhuf!«
»Wuhuf« kam winselnd herbei.
Ein Takerer mit Rangabzeichen stand in der Tür.
»Rauskommen, alle!« sagte er grob. »Der Taschkar hat ein Gesamtverhör angeordnet. Niemand bleibt in der Zelle.«
Rhodan war sich darüber klar, daß damit noch ein weiterer Zweck erfüllt werden sollte. Die Beobachtungsanlagen waren ausgefallen, sie mußten repariert werden. Wenn sie später in die Zelle zurückkehrten, würde alles wieder in Ordnung sein. Die Kamera würde wieder funktionieren, und ein zweiter Kurzschluß würde fällig sein.
Wuchtig stampfte der Paladin aus dem Raum und trat hinaus auf den Gang. In seinem Innern saßen die sechs Siganesen und steuerten ihn. Sie fühlten sich nicht wohl in ihrer Haut und kamen sich vor wie in einem zweiten Extragefängnis.
Wenn der Paladin untersucht wurde, sah es schlecht für sie aus.
Die anderen folgten, Ovaron wie immer zwischen Rhodan und Atlan.
Diesmal hatte Ginkorasch für eine besonders eindrucksvolle Wachparade gesorgt. Roboter und Takerer standen in regelmäßigen Abständen an beiden Seiten des Korridors, die Waffen auf die Gefangenen gerichtet. Der Chef der Marsav schien nicht das geringste Risiko eingehen zu wollen und hatte vorgesorgt. Unter normalen Umständen würde bei dieser Behandlung jeder Fluchtversuch heller Wahnsinn sein. Rhodan kam der Verdacht, daß eins der versteckten Mikrophone vielleicht doch noch funktioniert haben könnte, und wenn der Taschkar auch nicht alles wußte, so hatte er eventuell doch einige Brocken aufgeschnappt. Das Wort ›Flucht‹ war mehrmals gefallen, und seine Bedeutung mußte durch einen Translator leicht und klar übersetzt werden können.
Es fiel Rhodan auf, daß sie dieses Mal nicht an der ihm schon bekannten Stelle in einen anderen Gang einbogen, sondern weitergeführt wurden. Damit war klar, daß das Verhör in einem anderen Raum stattfand.
Was konnte das zu bedeuten haben?
Vorerst gab es noch keinen Grund zur Besorgnis.
Gucky ging auf den Hinterbeinen, weil ihm das Laufen auf allen vieren mit der Zeit zu umständlich und ermüdend wurde. Ab und zu bellte er einen der Takerer an, die sein heiseres Gekläff jedoch völlig ignorierten. Der Taschkar hatte angeordnet, daß man dem hohen Gefangenen sein seltsames Tier ließ.
Eine Gruppe bewaffneter Roboter versperrte ihnen den weiteren Weg. Sie bewachten eine Tür, vor der Rhodan und die anderen stehenblieben. Sie konnten nicht ahnen, was auf der anderen Seite auf sie wartete, aber Rhodan konnte sich des Gefühls nicht erwehren, daß die Geduld des Taschkars nun endgültig erschöpft war und er beschlossen hatte, andere Methoden bei seinen Verhören anzuwenden. Sollte das in der Tat der Fall sein, konnte sie wirklich nur noch die Flucht retten.
Hoffentlich hatten Gucky und Ras rechtzeitig ein Versteck gefunden. Er hatte noch keine Gelegenheit gehabt, mit den beiden Teleportern darüber zu sprechen.
»Wuff wuff!« machte Gucky.
War das die Antwort auf seine gedachte Frage?
Die Tür vor ihnen öffnete sich, und was Rhodan zuerst dahinter sah, waren blitzende Instrumente und Bildschirme wie in einer Nachrichtenzentrale. Aber die Stühle mit den Kopfhauben und anderen elektronischen Geräten verrieten ihm sofort, um was es sich wirklich handelte:
Um einen technisch perfekt eingerichteten Verhörraum.
Die Zeit der relativ harmlosen Unterhaltungen mit dem Taschkar war endgültig vorbei. Die Marsav hatte genügend Zeit gehabt, ihre Gefangenen zu studieren und die empfindlichen Lügendetektoren – oder um was immer es sich auch handeln mochte – auf sie einzustellen. Dazwischengeschaltete Translatoren würden jedes Wort sofort übersetzen. Aufzeichnungsgeräte würden es für alle Zeiten
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