Silberband 065 - Die Altmutanten
Wissenschaftler machtlos gegen die hypnosuggestiven Impulse waren, konnte sich Gorlan dagegen wehren.
Es gelang ihm, Corello unbedingten Gehorsam vorzuheucheln, obwohl er jederzeit Herr über sich selbst war. Bald fand er heraus, daß auch alle anderen Wissenschaftler von Corello beherrscht wurden. Nur Vauw Onacro, der das Extreme Notprogramm leitete, war von dem Supermutanten verschont worden.
Gorlan wartete auf seine Chance, mit dem Biogenetiker Kontakt aufnehmen zu können. In der Zwischenzeit verrichtete er seine Arbeit an den Schnellbrütern und führte Corellos Befehle so gewissenhaft aus wie die Beeinflußten.
Darüber hinaus machte er auch einige ›Fleißaufgaben‹, die Corello entgingen. Unter anderem überprüfte er von Zeit zu Zeit die sich rasend schnell entwickelnden Normalsynthos in den Retorten.
Dabei stieß er auf einen seltsamen Umstand. Retorte-1 benötigte viel mehr Energien als die anderen sieben Schnellbrüter. Zwar war ihm nicht entgangen, daß Onacro überflüssig viele Kraftwerke anlaufen ließ, doch betraf das wahrscheinlich wiederum einen anderen Plan des Biogenetikers.
Gorlan wußte von Phantroc, daß in Retorte-1 jene Gen-Konserve untergebracht war, die aus Onacros Einei-Sechs-Experiment stammte. Er konnte sich zwar immer noch nicht vorstellen, was dahintersteckte, doch war er überzeugt, daß der außerordentlich hohe Energiebedarf damit zusammenhing.
Von Neugierde getrieben, nahm er weitere Messungen vor.
Die Ergebnisse, die er nach und nach erhielt, waren in höchstem Grad erstaunlich.
So betrug das Gewicht des Synthos in Retorte-1 nahezu das Sechsfache der anderen Normalsynthos. Ebenso unterschieden sich die Gehirnimpulse wesentlich von denen der anderen und waren zudem viel stärker. Ein Blick auf die Kontrollgeräte zeigte ihm auch, daß Herzschlag und Atmung überdurchschnittlich kräftig waren und außerdem eine geradezu erschreckende Unregelmäßigkeit aufwiesen.
Als Gorlan diese Entdeckung machte, nahm er sofort an, daß entweder dieser Schnellbrüter schadhaft war oder daß der heranreifende Fetus darin physische Mängel besaß. Bevor er jedoch die nötigen Korrekturen vornahm, um den Normalsyntho in Retorte-1 vielleicht doch noch zu retten, wollte er sich einen optischen Eindruck von ihm verschaffen.
Nach den Meßergebnissen zu schließen, mußte sich unter der Energieglocke eine schwere, ungeheuerlich mißgebildete Kreatur befinden.
Er wartete einen Zeitpunkt ab, da Ribald Corello der Schnellbrüter-Halle keine Aufmerksamkeit schenkte, dann schaltete er die Energieglocke von Retorte-1 auf Transparenz.
Zu Gorlans größter Überraschung erblickte er innerhalb der energetischen Plazenta statt eines Fetusses deren sechs! Und da begann er zu begreifen, was Onacros Einei-Sechs-Experiment bedeutete.
Während es sich bei den genaktivierten Zellverbänden der anderen sieben Schnellbrüter um einfache befruchtete Keime handelte, befand sich in Retorte-1 eine sechsfach genaktivierte Spezialzelle!
Das also war Onacros Experiment. Er hatte eine Keimzelle sechsfach befruchtet, so daß aus ihr nicht nur ein Normalsyntho entstand, sondern sechs. Eineiige Sechslinge!
Deshalb also der überaus hohe Energieverbrauch, denn sechs Synthos benötigten mehr Nahrung als ein einzelner. Deshalb auch der verwirrende Rhythmus von Herzschlag und Atmung, denn in Retorte-1 atmeten sechs Fetusse, schlugen sechs Herzen!
Aber was war der Sinn dieses Manövers?
Corello hatte nur acht Normalsynthos angefordert, in Wirklichkeit wurden jedoch dreizehn geschaffen – und zwar in nur acht Retorten, so daß Corello keinen Verdacht schöpfen konnte.
Was hatte Onacro nun mit den verbleibenden fünf Normalsynthos vor? Es stand fest, daß er sie vor Corello verbergen mußte. Wollte er sie als Geheimwaffe gegen den Supermutanten einsetzen? Das schien naheliegend, aber Gorlan sah keinen Sinn darin.
Wie konnte Onacro hoffen, von fünf Normalsynthos Unterstützung zu bekommen, wenn fast sechshundert bestens geschulte Wissenschaftler nichts gegen Corello hatten ausrichten können?
Gorlan kam einfach nicht dahinter, was Onacro mit seinem Schachzug bezweckte. Aber er wollte ihn in seinen Bemühungen unterstützen und darauf achten, daß der Trick mit der sechsfach genaktivierten Spezialzelle nicht durchschaut wurde.
Als dann der Geburtsprozeß in den Retorten abgeschlossen war und Corello die frisch geborenen Normalsynthos sehen wollte, richtete es der junge Biochemiker so ein, daß er nur in die
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