Silberband 068 - Anti-Universum
drüben Tycho Ramath so denkt wie hier unsere Regierung, verdient er es, in Schwierigkeiten zu geraten.«
Damit, daß Perry Rhodans Flucht aus dem Gefängnis unentdeckt blieb, war die wichtigste Voraussetzung für ein weiteres Gelingen des Unternehmens gegeben. Allerdings durfte man keine Zeit verlieren. Jede Sekunde barg die Gefahr, daß der Gegner das Verschwinden seines wichtigsten Gefangenen bemerken würde. Am frühen Nachmittag begann Tycho Ramath, die zur Ausführung seines Planes notwendigen Schritte zu unternehmen. Zunächst war eine Detaillierung der Ideen erforderlich, die er vorerst nur lose geformt hatte – und zwar nicht erst, als Perry Rhodan bei ihm auftauchte, um ihn um Hilfe zu bitten, sondern schon zuvor, als er durch seine Gewährsleute von der Lage der Gefangenen erfahren hatte.
Gegen vierzehn Uhr erschien ein Mann, der Rhodan unter dem Namen Felix Rabin vorgestellt wurde, in Ramaths Villa. Die drei Männer begaben sich in ein abseits der Halle gelegenes Gemach, das mit einer Datenendstelle ausgestattet war.
»Die werden wir für unser Kriegsspiel brauchen«, erklärte Ramath nicht ohne Stolz und wies mit einer weit ausholenden Geste auf das leistungsstarke Gerät.
Er bemerkte Rhodans nachdenkliches Gesicht und fragte: »Sie haben Bedenken?«
»Wie sicher sind wir«, beantwortete Rhodan die Frage mit einer Gegenfrage, »daß Ihre Leitungen nicht abgehört werden?«
Ramath lachte. »Absolut sicher, Sir! Der Rechner, an dem diese Endstelle hängt, gehört der Firma Transports Unlimited. Die Firma Transports Unlimited gehört der Firma Industrial Holdings, und Industrial Holdings gehört Arnos Elfrey Higginbothams. Niemand anders hat zu dem Rechner Zugriff.«
Perry Rhodan war beeindruckt und verlieh seiner Hochachtung Ausdruck. Es schien Ramath zu gefallen, daß man die Ausgefeiltheit seiner Organisation zu schätzen wußte. Die Diskussion über die weitere Entwicklung des Planes fand in einer freundlichen, um nicht zu sagen herzlichen Atmosphäre statt. Felix Rabin, ein junger, zur Korpulenz neigender Mann mit den Gesichtszügen und dem schwarzen, gekräuselten Haar des Nahostlers, erwies sich als veritables Genie in der Ausarbeitung von Detailplänen. Dabei war er bescheiden und betrachtete Tycho Ramath, den Leiter der Geheimorganisation, offenbar als eine Art Halbgott.
Das schwerwiegendste Problem, mit dem die Planung fertig werden mußte, war die Wachsamkeit der Administration.
»Die Leute sind äußerst mißtrauisch«, erklärte dazu Tycho Ramath. »Überall haben sie ihre Agenten, und das Alarmnetz ist zu einer Perfektion ausgebaut, die eines edleren Verwendungszwecks würdig wäre.«
»Daher ergeben sich als oberste Gebote«, meldete Felix Rabin sich zu Wort, »Schnelligkeit und Gleichzeitigkeit.«
Er erläuterte diese etwas ominöse Feststellung: Ziel des Unternehmens war, die Gefangenen zu befreien und mit der MARCO POLO zu fliehen. Die Befreiung der Gefangenen und die Besetzung der MARCO POLO waren zwei Teilziele, die gleichzeitig erreicht werden mußten. Es waren also zwei Einsatzgruppen erforderlich, die örtlich getrennt und dennoch gleichzeitig operierten. Felix Rabin ging einen Schritt weiter: Er verlangte den Einsatz von drei Gruppen.
»Drei?« fragte Ramath überrascht.
»Aus folgendem Grund«, erläuterte Rabin bereitwillig: »Sobald dem Gegner gemeldet wird, daß man die Gefangenen befreit, wird er annehmen, daß die Ausbrecher mit dem Raumschiff, mit dem sie gekommen sind, fliehen wollen. Das ist ja auch in der Tat der Fall. Er würde, diesem Gedankengang folgend, die Bewachung der MARCO POLO sofort verstärken oder Verstärkung zumindest in Bewegung setzen und unsere Aufgabe damit erheblich erschweren. Um das zu verhindern, machen wir ihm weis, daß wir in Wirklichkeit mit der anderen MARCO POLO – also der, die auf diese Bezugsebene gehört – entfliehen wollen. Da die beiden Schiffe einander gleichen, ist das eine Entscheidung, die dem Gegner logisch erscheinen muß. Er wirft also seine Truppen in Richtung der MARCO POLO II. Dadurch wird unsere Aufgabe, die erste MARCO POLO zu besetzen, wesentlich leichter.«
Der Vorschlag wurde angenommen. Bei Einbruch der Dunkelheit, gegen neunzehn Uhr, waren auch die letzten Einzelheiten des Planes festgelegt. Der Angriff sollte an allen drei Punkten um zwei Uhr dreiundvierzig am Morgen des 26. August beginnen. Auch für die Wahl des Zeitpunktes hatte Felix Rabin einen überzeugenden Grund.
»Es entspricht der
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