Silberband 068 - Anti-Universum
überaus geräumigen Anwesens. Es nahm eine Fläche von annähernd einem Hektar ein und war dicht mit Büschen und Bäumen bestanden. Das Wohnhaus stand etwa in der Mitte des Grundstücks und war von der Straße aus vor lauter Gebüsch kaum zu sehen. An der Straßenseite gab es einen steinernen Meldepfosten, dem Perry Rhodan sich vorsichtig näherte, um nicht mit dem sich beiderseits des Pfostens erstreckenden unsichtbaren Schirmfeld in Berührung zu kommen. Auf dem Pfosten stand in bescheidenen Lettern der Name des Mannes, dem Haus und Grundstück gehörten: AMOS ELFREY HIGGINBOTHAMS.
Wenigstens nannte er sich jetzt so. Früher war sein Name anders gewesen. Er hatte ihn auf gesetzliche Weise ändern lassen, um unangenehme Erinnerungen, die sich mit seinem echten Namen verknüpften, von sich abzustreifen. Im Innern jedoch war er derselbe geblieben. Das wurde daran deutlich, daß er von all den Namen, die ihm zur Auswahl standen, einen der altmodischsten gewählt hatte.
Er hatte es, wie der Pfosten auswies, auch auf dieser Bezugsebene getan. Auch auf dieser Bezugsebene legte er Wert darauf, nach außen hin zu zeigen, daß er am Herkömmlichen hing. Eben darin lag der Unterschied. Auf dieser Welt, auf der es zum Modernen gehörte, Hunderttausende oder auch Millionen Unschuldiger aus Gründen der Zweckmäßigkeit einfach umzubringen, mochte es das Alte und Herkömmliche sein, das dem Wesen des Perry Rhodan, der auf dieser Welt ein Fremder war, am ehesten entsprach. Auf diese Umkehrung der Verhältnisse hatte er seine Hoffnung gebaut, und die nächsten Minuten würden erweisen, ob er recht gehabt hatte.
Er legte die Hand an die Seite des Pfostens, und im nächsten Augenblick hörte er eine Stimme: »Wer ist da?«
Er lächelte unwillkürlich. Die Stimme kannte er. Er würde sie nie vergessen. Vor sechs Jahren war es die Stimme des Mannes gewesen, der ihm mehr zugesetzt hatte als irgendein anderer. Die Stimme des Mannes, der selbst einen Mordversuch nicht gescheut hatte, um sich eines unangenehmen Widersachers zu entledigen.
Wenn die Geschichte des Jahres 3450 auf dieser Bezugsebene ebenso abgerollt war wie auf seiner eigenen, dann war Perry Rhodan an die richtige Adresse gekommen.
»Sie sehen mich genau«, antwortete Perry Rhodan. »Ich bin der Großadministrator. Öffnen Sie!«
Einen Augenblick lang herrschte bestürzte Stille. Dann kam dieselbe Stimme von neuem.
»Ich … ich verstehe. Warten Sie! Sofort … So, der Zugang ist offen!«
Das Schirmfeld zu beiden Seiten des Pfostens erstrahlte plötzlich in orangefarbenem Licht. Nur unmittelbar rechts des Pfostens gab es eine zwei Meter breite Lücke. Perry Rhodan schritt hindurch. Es gab einen Pfad, der durch das Gebüsch und die Bäume zum Haus hinaufführte. Unter der Tür des Hauses, von zwei seitlich angebrachten Lampen hell erleuchtet, stand ein mittelgroßer, stämmig gebauter Mann. Er sah genauso aus, wie Rhodan ihn in Erinnerung hatte.
Der Mann musterte seinen Besucher mit einer Mischung aus Mißtrauen und Neugierde. Die Hand, die Rhodan ihm entgegenstreckte, ergriff er nur zögernd.
»Ich weiß nicht …«, begann er verwirrt.
»Lassen Sie sich durch die Uniform nicht stören, mein Freund«, unterbrach ihn Rhodan lachend. »Ich bin der, den Sie zu sehen glauben. Nur aus einer anderen Welt. Und Sie sind …?«
»Higginbothams«, beantwortete der Stämmige die nicht zu Ende gesprochene Frage. »Arnos Elfrey Higginbothams.«
»Der Teufel sind Sie«, antwortete Rhodan angriffslustig. »Sie machen mir nichts vor, Oberst!«
»Oberst …?«
»Also schön: Oberst außer Dienst. Tycho Ramath, ehemals der ärgste Feind des Großadministrators!«
Der Stämmige lächelte. »Ehemals …?« meinte er.
Er lud seinen Gast ins Haus ein. Was seinen Geschmack anging, unterschied sich dieser Tycho Ramath kaum von dem auf der parallelen Bezugsebene. Der Raum, in den er Perry Rhodan führte, war nach der Art einer spätmittelalterlichen Ritterhalle ausgestattet. Ein riesiger Kamin beherrschte die lange Rückwand. Davor stand ein wuchtiger, langer Tisch mit klobigen Holzsesseln.
»Sie wagen viel«, eröffnete Ramath die Unterhaltung, nachdem sie Platz genommen hatten. »Außerdem bringen Sie mich in Gefahr.«
»Das ist richtig«, gab Rhodan zu. »Allerdings unvermeidlich. Ich bin mit fast achttausend Mann gefangen und muß damit rechnen, daß die hiesige Administration uns abservieren will. Da kann ich nicht besonders wählerisch sein.«
Ramath nickte. Er war
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