Silberband 068 - Anti-Universum
aber die anderen nahmen keinen Anstoß daran.
»Komm jetzt!« sagte Gucky ungeduldig.
Sie verließen den Raum. Draußen auf dem Korridor fand Tschubai seine Vermutung bestätigt, daß sie sich in Imperium-Alpha befanden. An den Leuchtzeichen an den Wänden und Decken erkannte Ras, daß er sich in einer kleinen Krankenstation im Westflügel aufgehalten hatte.
Ein Magnetwagen kam ihnen entgegen. Der junge Mann, der ihn steuerte, erkannte Gucky II und Ras zu spät und mußte heftig bremsen.
»Du Idiot!« schrie der Ilt. Er setzte seine telekinetischen Fähigkeiten ein und ließ den Unglücklichen unter die Decke schweben. Dort entließ er ihn aus dem Psi-Feld. Der Fahrer stürzte mit einem Aufschrei in die Tiefe und prallte auf den Boden, wo er wimmernd liegenblieb.
Tschubai ballte die Hände zu Fäusten. »Großartig!« sagte er mit rauher Stimme zu Gucky. »Du hast ihm gegeben, was er für seine Dummheit verdient hat.«
Der Fahrer versuchte aufzustehen, aber er hatte sich ein Bein gebrochen.
Gucky kicherte und setzte den Magnetwagen mit einem telekinetischen Impuls in Bewegung. Der Wagen rollte auf den jungen Mann mit dem gebrochenen Bein zu. Die Augen des Fahrers waren weit aufgerissen. Verzweifelt versuchte er sich aus der Reichweite des Wagens zu schleppen.
Tschubai stand wie gelähmt dabei. Er konnte nicht glauben, was er da sah.
»Das ist langweilig!« sagte er gepreßt. »Außerdem kann ich diese feigen Kerle nicht mehr sehen.«
»Du hast recht!« stimmte Gucky zu. Er wandte sich noch einmal an den Mann, der jetzt schwer atmend vor dem Wagen lag. »Die Krankenstation ist gerade gegenüber, du hast es also nicht weit.«
Das halte ich nicht aus! dachte Tschubai. Er wußte jedoch, daß er es durchstehen mußte. Jede falsche Reaktion würde einem Selbstmord gleichkommen. Diese Bestie, die wie Gucky aussah, würde sofort mißtrauisch werden.
Tschubai hatte den Wunsch, laut zu schreien und um sich zu schlagen. Er wollte hinausbrüllen, was er von den Menschen der Parallelwelt hielt. Irgendwo auf der Erde mußte es doch Terraner geben, die diese Bezeichnung auch verdienten.
»Träumst du?« herrschte Gucky ihn an.
Sie gingen weiter. Wie Ras vermutet hatte, begaben sie sich zum nächsten Transmitteranschluß.
»Wir hätten auch teleportieren können«, maulte der Ilt verdrossen, »aber du weißt ja, was er davon hält.«
»Hm!« machte Tschubai.
»Du gefällst mir nicht! Bist völlig verändert, Schwarzer!«
Tschubai war alarmiert.
»Mir dröhnt immer noch der Schädel.« Es kam ihm vor, als würde seine Erklärung ziemlich lahm klingen. Wenn er in kurzer Zeit vor Perry Rhodan II stand, durfte ihm kein Fehler unterlaufen.
Gucky justierte den Transmitter, dann traten sie gemeinsam durch den dunklen Torbogen. Sie kamen in einem hallenähnlichen Vorbau zum Bürotrakt heraus. Die Einrichtung unterschied sich seltsamerweise von der anderen Erde. Überall hingen dreidimensionale Aufnahmen, die Rhodan II in großartigen Posen zeigten. Ein Bild bestürzte Tschubai besonders; es zeigte Rhodan mit der Waffe in der Hand neben ein paar erschossenen Blues. Im Hintergrund brannte eine Stadt.
Wie mochte es um die Psyche eines Mannes bestellt sein, der sich in einer solchen Situation fotografieren ließ? überlegte Tschubai.
Am Eingang zum Bürotrakt standen mehrere bewaffnete Wächter. Gucky und Ras mußten ihre ID-Karten zeigen, dann erst durften sie passieren. Im Korridor, den sie nun betraten, waren Akonen, Springer und Antis damit beschäftigt, den Fußboden mit kleinen Lappen zu polieren. Für Gucky war dieser Anblick offenbar normal, Ras dagegen fand ihn in höchstem Maße schockierend. Er vergaß alle guten Vorsätze und blieb wie angewurzelt stehen.
»Was ist jetzt schon wieder los?« wollte Gucky II wissen, der glücklicherweise gar nicht auf den Gedanken kam, daß jemand Anstoß an den arbeitenden Fremdintelligenzen nehmen könnte.
»Ich komme!« brachte Tschubai nur hervor.
Überall standen Wächter mit Schockpeitschen. Wenn einer der Gefangenen nicht schnell genug arbeitete, wurde er geschlagen. Beim Vorbeigehen versetzte Gucky den Arbeitenden Tritte oder riß ihnen mit telekinetischen Impulsen die Wischlappen aus den Händen.
Ein Alptraum! dachte Tschubai.
Er hielt die Blicke starr geradeaus gerichtet, denn er konnte die versklavten Fremden zu seinen Füßen nicht mehr sehen. Es kostete ihn große Anstrengung, nicht einfach auf einen der mit Peitschen ausgerüsteten Wächter loszugehen und ihn
Weitere Kostenlose Bücher