Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
zerzaust aus. Eine dicke Beule über dem rechten Auge entstellte ihn.
»Wir haben eine kleine Prügelei gehabt«, sagte er anstelle eines Grußes, »aber ich habe alles bestens überstanden.«
Dann erst ging er auf den VASGA-Chef zu, blickte ihn forschend an und begrüßte ihn. Er setzte sich. Ein Roboter brachte einige Erfrischungen für ihn, die er dankbar entgegennahm.
»Ich habe damit gerechnet, daß die Abwehr von Rayt hervorragend ist«, erklärte er, »aber ich muß zugeben, daß sie besser ist als alles, was ich je kennengelernt habe. Wir haben es nur Ihrer hervorragenden Organisation zu verdanken, daß wir hier mit heiler Haut angekommen sind.«
Akolte-Tun dankte ihm mit einer freundlichen Geste für dieses Kompliment. Dann wandte er sich wieder Rhodan zu.
»Vielleicht ahnen Sie bereits, weshalb Ihr Plan bei mir einige Überraschungen ausgelöst hat«, sagte er. »Haben Sie sich bereits darüber informieren können, wie die Zeremonien bei der Bestattung ablaufen?«
»Der Historiker, der an Bord der PRYHNT war, war so freundlich, mir einen Überblick zu geben.«
»Hat er Ihnen auch etwas über die Sicherheitsbestimmungen mitgeteilt?«
»Nur am Rande. Ich komme zu Ihnen, um Genaueres zu erfahren.«
»Hat er Ihnen nicht gesagt, daß gewissenlose Verbrecherbanden vor etwa achttausend Jahren versucht haben, die Leiche des verstorbenen Antorschok zu entführen?«
»Nein, das hat er nicht. Zu welchem Zweck wurde dieses Verbrechen begangen?«
»Man wollte das Naupaumsche Raytschat erpressen. Es ging um politische und finanzielle Dinge von beträchtlichem Ausmaß. Wie Sie sich vorstellen können, hat der Körper ebenso wie das Gehirn des verstorbenen Raytschas einen beträchtlichen moralischen und kulturellen Wert.«
»Jetzt beginne ich zu ahnen, was Sie meinen«, sagte Rhodan.
»Ich verstehe noch immer nicht«, erklärte Gayt-Coor und nahm sich ein Stückchen Fleisch vom Teller Zenos.
»Seitdem sind die Sicherheitseinrichtungen extrem verschärft worden. Man will sich nicht noch einmal erpressen lassen, und man will sich vor allem nicht vor der Öffentlichkeit blamieren. Die Gegner des damaligen Nachfolgers von Antorschok haben die Ereignisse bei der Bestattung jahrhundertelang benutzt, um ihn zu verhöhnen und zu verspotten. Er war ein glückloser Raytscha. Ihm haben diese Vorgänge während seiner gesamten Regierungszeit geschadet. Er ist auch nicht alt geworden, sondern schon nach etwa vierhundert Jahren gestorben. Seitdem wird in dieser Galaxis nichts besser bewacht als der Leichnam des verstorbenen Raytschas. Ihn zu entführen ist praktisch unmöglich.«
»Na, na«, sagte Gayt-Coor und verzehrte noch ein Stück Fleisch von Zenos Teller. »So schnell geben wir aber nicht auf – oder?«
»Ich habe veranlaßt, daß der gesamte Ablauf des Bestattungstages positronisch nach Möglichkeiten zum Eingreifen untersucht wird«, erklärte Akolte-Tun, als er zurückkehrte. Er hatte sie für eine halbe Stunde allein gelassen.
»Berichten Sie uns, wie dieser Tag überhaupt aussieht«, bat der Terraner. »Und sagen Sie uns bitte, wo und wann Sie die größten Chancen für uns sehen.«
Akolte-Tun setzte sich wieder in seinen Sessel. »Das hatte ich ohnehin vor«, sagte er. »Aus diesem Grund habe ich einen kleinen Film vorbereiten lassen, der als Schulungsmaterial für die bevorstehende Zeremonie hergestellt worden ist. Mit ihm sollen die Teilnehmer für ihre Aufgaben trainiert werden. Er wird uns – hoffentlich – aufzeigen, ob und wo wir eingreifen können.«
»Wissen Sie schon, wann Offpanokat bestattet werden soll?«
»Ja. Morgen.« Akolte-Tun blickte auf sein Chronometer. »Das heißt, genau in fünfzehn Stunden beginnt das große Referat über das Leben des Raytschas. Es wird sechs Stunden dauern. Während dieser Zeit sind nur die hohen Gäste aus allen Teilen der Galaxis in dem großen Oval. Sie werden sich die Bildberichte und die Erzählungen der Hohepriester anhören, in denen diese die Höhepunkte im Leben Offpanokats schildern werden. Die Gäste werden erfahren, wie Offpanokat an die Macht gekommen ist, welche sozialen, politischen, wirtschaftlichen und militärischen Krisen er bewältigt hat, wie sich das Naupaumsche Raytschat unter seinem Einfluß entwickelte und mit welchen Leistungen er die Völker dieser Galaxis beglückt hat.«
»Das wird vermutlich entsetzlich langweilig sein«, sagte Gayt-Coor respektlos.
Akolte-Tun warf ihm einen verweisenden Blick zu. »Diese sechs Stunden
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