Silberband 075 - Die Laren
Angelegenheit wissen müssen. Denn wenn sie aus Zufall dahinterkam, was sich nicht ausschließen ließ, dann würde dies ihr Verhältnis noch mehr belasten, als es ohnehin schon belastet war.
Haitikko war liebevoll, wie Walter Rittmans hypnotische Behandlung es ihr eingegeben hatte. Sie liebte Perry Rhodan aus der Fülle ihres larischen Herzens, und je stürmischer diese Liebe sich zeigte, desto größer wurde Rhodans Unbehagen. Er suchte Ausflüchte und fand sie, schämte sich ihrer und fuhr doch fort zu suchen und verdammte insgeheim Hotrenor-Taak, der sich bei seinen Nachforschungen so unangenehm viel Zeit ließ.
Er hatte Haitikko schließlich dazu überreden können, mit ihm zusammen ein paar exotische Getränke auszuprobieren, die am Vortag als Geschenk eines weit entfernten Administrators geliefert worden waren.
Der Alkohol hatte eine rasche und nachhaltige Wirkung auf Haitikko: Sie vergaß den Ernst und die Dringlichkeit ihrer Liebe und gab sich damit zufrieden, zu trinken, zu sprechen und das Objekt ihrer Zuneigung gelegentlich zu umarmen.
Dadurch wurde die Lage für Perry Rhodan ein wenig leichter. Er hatte begonnen, Gewissensbisse zu empfinden. Er hatte sich mit Hilfe billiger psychophysischer Tricks eine Frau gefügig gemacht, der es unter normalen Umständen gar nicht eingefallen wäre, sich in einen Terraner zu verlieben. Und jetzt, da er diese Liebe entfacht hatte, mußte er sie zurückweisen – nicht etwa, weil er Haitikko nicht attraktiv fand, sondern weil er im Grunde seines Herzens ein altmodischer Mensch war, der sich erstens weigerte, synthetische Früchte der Liebe zu ernten, und der zweitens das Wort achtete, das er Orana Sestore gegeben hatte, als er sie zur Frau nahm.
Je mehr Haitikko trank, desto leichter wurde das Spiel. So ganz nebenbei machte Perry Rhodan an diesem Abend eine Beobachtung, die sich später als wichtig erweisen mochte: Die Laren waren keine geeichten Trinker. Haitikko reagierte schon auf wenige Cocktails wie ein Mensch, der auf völlig nüchternen Magen eine Handvoll starker Schnäpse zu sich nimmt.
Perry Rhodans Appartement war in aller Eile für diesen Abend hergerichtet worden. Den ohnehin schon umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen hatte man noch einige ausgetüftelte Geräte beigefügt, so daß garantiert kein Fremdkörper eindringen konnte, ohne sofort bemerkt zu werden. Perry Rhodan war gespannt darauf, auf welche Weise Hotrenor-Taak an diesem Abend seine Neugierde zu befriedigen suchen würde. Er versprach sich davon einen weiteren Einblick in die larische Technologie.
Es ging auf Mitternacht zu, und Haitikko konnte kaum mehr auf den Beinen stehen, als der leise Summer ertönte, der darauf hinwies, daß ein Fremdkörper im Begriff war, in das Appartement einzudringen. Ohne auf die Larin zu achten, trat Rhodan zu der Konsole einer kleinen Daten-Endstelle und schaltete durch Tastendruck den Bildschirm ein. Das Terminal enthielt ein fertig gespeichertes Programm, das die verschiedenen Meß-, Abhör- und Absehgeräte abfragte, die an verschiedenen Stellen der Wohnung angebracht waren. Auf der Bildfläche erschien die Anzeige: WESTSEITE ARBEITSZIMMER FENSTER.
Rhodan wartete. Nach wenigen Minuten wechselte die Anzeige. KORRIDOR ZUM WOHNZIMMER, lautete sie jetzt. Gespannt beobachtete Rhodan die geschlossene Tür, jenseits deren der Korridor lag. Und dann bekam er etwas zu sehen, wobei ihm fast die Augen übergingen. Auf der Innenseite der Tür erschien wie aus dem Nichts gezaubert ein feiner, bläulich schimmernder Nebel. Er waberte zunächst ungewiß hin und her, begann dann jedoch plötzlich, sich zu verdichten und zu einer kleinen Kugel von kaum zwei Zentimetern Durchmesser zu formen, die ruhig in der Luft schwebte und langsam auf den Mittelpunkt des Raumes zuglitt. Sie hatte jetzt alles Nebelartige verloren und schien aus fester Materie zu bestehen. Angesichts von Hindernissen löste sie sich jedoch in ihre molekularen oder gar atomaren Bestandteile auf und durchdrang als Gas, als bläulicher Nebel sogar Glassitscheiben und Türen aus Metallplastik. Nach dem Überwinden des Hindernisses nahm sie ihre ursprüngliche Form wieder an. Das setzte voraus, daß in einem Teil der Materie, aus der die kleine Kugel bestand, Informationen über die Gestalt der Kugel gespeichert waren, ähnlich also, wie DNA-Moleküle genetische Informationen speichern.
Was er hier sah, war fortgeschrittene Technologie in Aktion. Der Vorgang war um so beeindruckender, als er für die
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