Silberband 079 - Spur des Molkex
Unwissenheit zu dicht an den Schlund geflogen und von der hyperenergetischen Ballung entstofflicht worden.
Eine Weile zögerte die Königin der Ploohns. Dann beschloss sie, das Verschwinden dieser terranischen Schiffe zum Vorteil ihrer Flotte zu verwenden. Die terranische Flotte war dadurch zahlenmäßig so geschwächt, dass sie der ploohnschen Übermacht nicht lange würde standhalten können. Das, was Jaymadahr Conzentryn schon nicht mehr zu hoffen gewagt hatte, dass sie nämlich einen ähnlich großartigen Sieg wie bei Ymfang erringen würde, war nun doch in greifbare Nähe gerückt.
Die Königin erteilte ihren Schiffskommandanten den Befehl, die Restflotte der Terraner anzugreifen, aufzuspalten und zu vernichten. Die Kommandanten befolgten den Befehl mit jener Begeisterung, die sich bei Intelligenzen gleicher Entwicklungsstufe immer dann einzustellen pflegte, wenn ein unwahrscheinlicher Sieg plötzlich in greifbare Nähe gerückt wurde.
Zufrieden sah die Königin, wie die Phalanx der terranischen Raumschiffe aufgebrochen wurde. Fast ein wenig zu spät bemerkte sie, dass die terranischen Raumschiffe nicht ungeordnet flohen, sondern sich im Gegenteil sehr geordnet und kämpfend dorthin zurückzogen, wo Jaymadahr Conzentryn sie am wenigsten haben wollte: auf den Schlund. Immer mehr terranische Raumschiffe wurden von der hyperenergetischen Ballung des Schlunds erfasst und entstofflicht. Damit war genau das eingetreten, was die Königin der Ploohns unter allen Umständen hatte vermeiden wollen. Die Terraner würden innerhalb der Ploohn-Galaxis rematerialisieren – und zwar zwangsläufig in einem Sektor, in dem sich die zur Erhaltung der Art wichtigsten Planeten der Ploohns befanden.
Mit der ihr eigenen Entschlusskraft disponierte Jaymadahr Conzentryn um. Sie widerrief ihre Befehle und ordnete an, dass die eigenen Raumschiffe unter Vermeidung direkter Feindberührung durch den Schlund in den Ploohn-Sektor der Heimatgalaxis zurückkehren sollten.
Sie selbst setzte sich mit ihrem Flaggschiff an die Spitze ihrer Flotte, und als das letzte terranische Raumschiff verschwunden war, stieß auch die VANTEY VEYNSTE in den Wirkungsbereich des Schlund-Transmitters hinein. Der letzte Gedanke der Königin vor der Entstofflichung galt den anderen Flotten ihres Volkes, die im Ploohn-Sektor standen. Diese Flotten waren stark genug, um mit den Terranern fertig zu werden. Leider standen sie zu weit verstreut, um die Eindringlinge abzufangen.
Jaymadahr Conzentryn schätzte die Terraner nach ihrem bisherigen Verhalten ein und kam zu dem Schluss, dass der Gegner ihr keine Gelegenheit mehr geben würde, ihn in offener Raumschlacht doch noch zu besiegen. Damit war gewiss, dass sie ihren Erfolg von Ymfang nicht wiederholen konnte. Fortan würden die Ploohns sie nicht mehr als unbedingten Garanten des Sieges ansehen.
Die Königin beschloss, auch diesen Umstand in ihre weitere Planung einzubeziehen, vor allem aber dafür zu sorgen, dass für mögliche weitere Misserfolge nicht sie verantwortlich gemacht werden konnte. Doch vor allem wollte sie dafür sorgen, dass die in den Ploohn-Sektor eingedrungenen Terraner kein Unheil anrichten konnten.
Als wir vom Wirkungsfeld des Energiewirbels erfasst wurden, hatte ich das Gefühl, als rissen unsichtbare Kräfte mich auseinander. Prinzipiell traf diese Definition sogar zu, denn der Schlund-Transmitter riss das bisherige existenzielle Gefüge der MARCO POLO samt der Besatzung bis weit in die subatomare Ebene hinein auseinander und wandelte die normalenergetischen Ladungen mit ihren relativ geringfügigen hyperdimensionalen Bestandteilen in eine einzige Ballung von hyperenergetischer Form um. In dieser Zustandsform wurden wir durch den Hyperraum geschleudert, praktisch ohne Zeitverlust wieder in den Normalraum befördert und dort wiederverstofflicht, ein Vorgang, dem die Kurzdefinition der Umgangssprache niemals gerecht werden konnte.
Ich hatte mich vor der Transmission vorsichtshalber in einen Kontursessel gesetzt. Deshalb traf mich der Schock der Wiederverstofflichung zwar ebenfalls, aber er konnte mich nicht umwerfen. Wie durch rosa Nebelschleier sah ich Gestalten durch die Hauptzentrale der MARCO POLO wanken, sah Warnmeldungen aufblitzen und wieder erlöschen. Rufe gellten durch den riesigen Raum.
Als ich wieder klar sehen konnte, bemerkte ich den fetten Tibeter, der scheinbar ungerührt auf dem Fußboden saß und mit halb geschlossenen Augen vor sich hin starrte. Er meditierte wieder
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