Silberband 079 - Spur des Molkex
eine Falte. »Sie sehen aber nicht so aus!«, hielt er mir vor.
»Da muss ich Ihnen Recht geben. Kennen Sie die Geschichte der acht Altmutanten?«
»In etwa«, antwortete er.
»Wir haben unsere Körper verloren«, belehrte ich ihn. »Wir existieren nur noch als Bewusstseine. Wir lebten in einem Felsklotz, einem Asteroiden im Zentrum der Galaxis. Die USO holte uns von dort ab. Dabei gab es einen unvorhergesehenen Zwischenfall. Ich fiel einem Verräter in die Hände. Die vergangenen Wochen habe ich als Gefangener Leticrons verbracht.«
Auch das schien ihn nicht zu überraschen. Er nickte nur, und dann fragte er plötzlich: »Wo?«
»Zabrijna«, antwortete ich ruhig. »Warum?«
»Man muss sichergehen«, meinte er ausweichend. »Wo wollen Sie hin?«
»Ich suche jemand, der weiß, wo sich die überlebenden Solarier versteckt haben.«
Er musterte mich. »Sind Sie sicher, dass es ein solches Versteck gibt?«
»So sicher wie Leticron und Hotrenor-Taak«, antwortete ich trocken. »Die sind nämlich mit allen Mitteln auf der Suche danach.«
Das brachte ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht. Er riss die Augen auf und zog die Brauen in die Höhe. »Sicher?«
»So sicher wie die Hexenjagd, die Hotrenor-Taak veranstaltete, um mich einzufangen, weil er glaubte, ich wüsste die Koordinaten des Verstecks.«
Er sah eine Zeit lang vor sich hin. Plötzlich griff er in die Tasche und brachte eine ovale Plakette zum Vorschein. Auf den ersten Blick wirkte sie ziemlich schäbig, aber als er sie in der Hand hin und her drehte, begann sie, auf merkwürdige Art zu funkeln. Das waren Howalgonium-Kristalle! Ich erkannte nicht nur das charakteristische Leuchten, ich spürte auch die eigenartige, dem PEW-Metall verwandte Strahlung, die von den winzigen Kristallen ausging.
»Ich heiße wirklich Rugocsak«, sagte er. »Aber ich bin kein Frachterkapitän. Die Lage hat uns dazu gezwungen, immer neue Tarnungen zu entwickeln. Erlauben Sie …«, er stand auf, »… Captain Neyman Rugocsak, United Stars Organisation.«
Der Rest war ein Kinderspiel. Der Frachter vollzog eine Kursänderung und hielt auf den Randsektor des galaktischen Kernzonenraums zu. Rugocsak gab mir zu verstehen, dass er von der Position des geheimen Verstecks keine Ahnung hatte. Er arbeitete von einem USO-Stützpunkt aus, den der Gegner bislang noch nicht entdeckt hatte, und empfing seine Anweisungen direkt von Quinto-Center. Dorthin hatte er inzwischen über Relaisfunk gemeldet, dass er auf höchst merkwürdige Art und Weise einen Laren aufgegabelt habe, der vorgab, der verschwundene Mutant Tako Kakuta zu sein.
Die Antwort von Quinto-Center – Rugocsak hatte genug Vertrauen zu mir, um sie mich sehen zu lassen – klang alles andere als emphatisch: »Höchste Vorsicht ist geboten. Anfliegen Naublus II und Analyse veranlassen.«
Infolge dieser Anweisung war die Kursänderung durchgeführt worden. Ich kannte Naublus II. Dort hatte die USO eine Station, in der auf dem Gebiet der Paraphysik geforscht und experimentiert wurde. Man wollte mich dort testen. Man wollte genau wissen, ob ich wirklich der Mann war, der ich zu sein vorgab.
Ich machte mir darüber keine Sorgen. Wir brauchten drei Tage, um Naublus zu erreichen. Rugocsaks Tarnung war in der Tat vollkommen; der Frachter war wirklich so alt, wie er aussah. Naublus II war eine marsähnliche Wüstenwelt. Die Atmosphäre an der Oberfläche, ständig von Stürmen ungeheurer Intensität durcheinander gewühlt, war zu dünn, als dass menschliche Lungen mit ihr hätten auskommen können. Der Stützpunkt lag tief unter der Oberfläche des kleinen Planeten. Man brachte mich in ein Lazarett und begann die Untersuchung.
Sie brachten zwei Standardtage mit mir zu, dann wussten sie genau, dass ich nicht gelogen hatte. Ich hatte sie gewarnt, dass Laafnetor-Brecks Bewusstsein womöglich aufsässig werden würde, wenn sie das meinige zu stark drosselten. Sie hatten sich die Warnung zu Herzen genommen und den Körper des Laren so voller Drogen gepumpt, dass während der Dauer der Untersuchung weder Laafnetor-Breck noch ich uns rühren konnten.
Und dann war alles überstanden. Sie wussten, wer ich war. Sie schüttelten mir die braune Hand und lächelten mir freundlich ins dunkle Gesicht. Ich sah deutlich, dass mein Äußeres sie abstieß. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ein Volk, das von einem fremden Gegner, der so aussah wie ich, so viel hatte hinnehmen müssen, tut sich schwer, einem Wesen gegenüber freundlich zu sein, das
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