Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
fragte der Kommandant erregt an. »Wollen Sie uns nicht endlich sagen, was Sie gefunden haben?«
»Wir werten noch aus«, antwortete Kanscho mit fiebrig glänzenden Augen.
Wiederum verstrich eine halbe Stunde, dann wandte sich der Astronom an die gesamte Besatzung des Tenders. »Wir haben Erfolg gehabt«, teilte er mit fast nüchtern wirkender Stimme mit. »Wir wissen jetzt, wo die Milchstraße ist. Alle Zweifel sind ausgeschlossen. Das Ergebnis ist von der Positronik vierfach überprüft und bestätigt worden.«
Eine Welle der Sympathie überflutete mich, als ich das Schicksal der Gasförmigen erriet. Nein – ich muss mich korrigieren. Die so seltsam geformten Lebewesen waren nicht gasförmig. Dieser erste Eindruck hatte getäuscht. Ihre Körper waren weich, und das Innere schien hauptsächlich flüssig zu sein. Aber das war ein Nachteil, mit dem sie offenbar recht gut fertig geworden waren. Immerhin war es ihnen gelungen, eine Entwicklungsstufe zu erreichen, auf der sie den Raumflug bewältigten.
Ich tastete mich vorsichtig durch den Raumgleiter, wobei ich darauf achtete, keiner dieser fremdartigen Intelligenzen zu begegnen. Ich wollte dramatische Ereignisse wie bei dem Eintritt in den Sternengleiter vermeiden.
Jetzt erschienen mir die Wesen, die mit diesem Raumkörper flogen, wie Kinder. Noch nie hatte ich erlebt, dass irgendeine Intelligenz ihren Planeten verließ, in die Weite hinausjagte und dann nicht zurückfinden konnte. Ich war versucht, mich ihnen offen zu präsentieren und ihnen meine Hilfe anzubieten. Sie konnten sie gut brauchen. Doch würden sie sie auch annehmen?
Vielleicht nicht, denn nun glaubten sie zu wissen, woher sie gekommen waren. Ich drängte mich in ihr Kommunikationssystem und lauschte. Keineswegs überrascht stellte ich fest, dass ich es nicht verlernt hatte, eine fremde Sprache schnell zu analysieren, zu verstehen und zu erlernen. Ich war ein wenig enttäuscht, weil sich die Fremden mit simplen Lautgruppen zufrieden gaben. Wiederum fragte ich mich, ob sie wirklich die Erbauer des Sternengleiters waren.
Plötzlich sah ich eine Aufgabe für mich. Sollte ich zusehen, wie diese Entitäten hilflos durch den Weltraum irrten? Es wäre ehrenhaft für mich gewesen, sich ihnen behutsam zu nähern und sie sanft zu lenken, sodass sie es selbst kaum merkten. In Gedanken versunken, ließ ich mich durch den Boden eines Raums gleiten, der mit Ausrüstungsgütern gefüllt war. Als ich sah, was ich angerichtet hatte, war es schon zu spät.
In dem Raum darunter befanden sich acht Fremde. In drei von ihnen stürzte ich hinein. Meine Gliedmaßen durchbohrten sie, bevor ich mich noch zurückziehen konnte.
Ich vernahm die angstvollen Schreie der anderen, die aufsprangen und auf eine Wand zueilten. Offensichtlich wollten sie vor mir fliehen. Ich streckte ihnen zwei Taster entgegen, wobei ich mich so achtsam wie möglich bewegte. Drei von ihnen waren in ihrer Panik zu ungeschickt. Sie warfen sich gegen meinen Arm, als wollten sie ihn zur Seite schieben. Er zerschnitt ihre Leiber.
Namenloses Entsetzen erfasste mich. Ich zog mich bis in den äußersten Winkel des Raums zurück und winkte freundlich mit einem Tastfühler. Ich sah, dass einer der beiden noch Lebenden in ein Gerät sprach, und begriff, dass er seine Freunde benachrichtigte.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben«, verkündete ich. »Niemand braucht sich vor mir zu fürchten. Ich bin als Freund an Bord dieses Sternengleiters gekommen, um euch zu helfen.«
Er sprang auf und griff nach dem anderen, der bei ihm war. »Mein Gott!«, schrie er. »Er versteht uns!«
Glücklich darüber, eine erste Verbindung zu ihnen geschafft zu haben, sprühte ich eine Kaskade von Licht von mir. Viel zu spät merkte ich, dass ich ihre physische Belastbarkeit wieder einmal unterschätzt hatte. Sie warfen ihre Arme hoch. Ihre Leiber verfärbten sich schwarz. Ihre Kleider flammten auf. Tot sanken die beiden Fremden zu Boden.
Ich stürzte in ein Sakrto der Enttäuschung. In diesen Momenten wusste ich einfach nicht, was ich tun sollte. Hatte ich Äonen im Nichts verbracht, nur mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, um als Schänder unter die Lebenden zurückzukehren? Solange ich an Bord dieses Sternengleiters war, hatte ich nichts weiter getan als meinen Rettern den Weg zum Strahlenden Berg verlegt.
Ich weiß nicht, wie lange ich im Nichts gewesen war, eingeschlossen in eine Kapsel. Zeit spielte schließlich keine Rolle für mich. Ich war nichts als ein
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